Mitarbeiterin mit Maske in Bekleidungsgeschäft
APA/Helmut Fohringer
APA/Helmut Fohringer
Wirtschaft

Handel kritisiert „Fleckerlteppich“

Nach Tag eins der wieder geöffneten Geschäfte zieht die Wirtschaftskammer abseits der Baumärkte eine „traurige“ Bilanz. Spartenobmann Rainer Trefelik kritisiert einen „Fleckerlteppich“.

„Ein bisschen Geduld werden wir schon noch brauchen“, bilanzierte Trefelik, Obmann der Sparte Handel in der Wiener Wirtschaftskammer, gegenüber der APA. „Wir kennen die Videos von den Baumärkten“, spielte er auf Social-Media-Clips an, die am ersten Öffnungstag lange Warteschlangen vor den Eingängen einiger Heimwerkertempel dokumentiert hatten. Das sei aber auch schon die Ausnahme gewesen. Wobei die Erwartungshaltung sowieso nicht allzu hoch gewesen sei: „Dass das keine Jubelmeldung wird, hat uns nicht überrascht.“

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Kundenschlange vor Baumarkt
Andrea Habla
Kundenschlange vor Baumarkt
ORF
Kunden vor Baumarkt
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Security und Kunden mit Masken vor Baumarkt
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Kunden vor einem Baumarkt mit Einkaufswagen und Maske
APA/Helmut Fohringer
Kunden und Polizeiauto vor einem Baumarkt
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Kundin nach einem Baumarktbesuch
APA/Helmut Fohringer

Grätzl mit kleinen Geschäfte im Vorteil

„Wir sind gerade aus der Intensivstation rausgekommen und müssen schauen, dass wir unsere ersten Schritte machen“, beschrieb Trefelik mit einem Vergleich zur Medizin die Situation der Geschäftsleute nach dem rund einmonatigen Shutdown. Der kleinstrukturierte Bereich – also Grätzeln mit vielen kleinen Geschäften – tue sich da etwas leichter, aber vor allem in den klassischen Einkaufsstraßen, wo viele Stores weiter geschlossen haben müssen, weil sie die erlaubte 400-Quadratmeter-Größe teils um ein Vielfaches überschreiten, habe es am Dienstag traurig ausgesehen.

Der Spartenobmann sprach angesichts des schrittweisen Hochfahrens des Handels von einem „Fleckerlteppich“ und von „zwei Phasen der Geschwindigkeit“, die es auch für Konsumenten nicht einfacher mache: „Oder wissen Sie, wie viel Quadratmeter ihr Lieblingsgeschäft hat? Und würden Sie extra hinfahren um zu schauen, ob es offen hat?“ Er habe Verständnis dafür, dass wegen der Abstandsregeln pro 20 Quadratmeter Verkaufsfläche nur ein Kunde eingelassen werde.

Die 400-Quadratmeter-Regel sei aber „inkonsistent“, kritisierte Trefelik die Vorgaben der Bundesregierung. Appelle derselben und der Gewerkschaft an die Bevölkerung, nur dringende Einkäufe zu erledigen, „haben uns auch nicht wirklich geholfen“. Denn: „Die Geschäfte leben von der Frequenz, vom Flanieren und Gustieren.“

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Lokalaugenschein am 14. April in der Wollzeile
ORF
Nach vierwöchiger Sperre öffnen in Wien wieder Geschäfte…
Lokalaugenschein am 14. April in der Wollzeile
ORF
…nicht ohne auf die Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus zu erinnern.
Lokalaugenschein am 14. April in der Wollzeile
ORF
Der Andrang hält sich in Grenzen…
Lokalaugenschein am 14. April in der Wollzeile
ORF
…Menschenmassen sind nicht auszumachen…
Lokalaugenschein am 14. April in der Wollzeile
ORF
…Handschuhe, Mund-Nasen-Schutz und Desinfektionsmittel sowie Bankomatkasse gehören jetzt zum Inventar.
Lokalaugenschein am 14. April in der Wollzeile
ORF
Manche schützen sich mit Behelfskonstruktionen.
Lokalaugenschein am 14. April in der Wollzeile
ORF
Die Polizei kontrolliert, nicht viele Menschen sind zu sehen.
Ein Schuster mit Schutzmaske in seinem Geschäft aufgenommen am Dienstag, 14. April 2020, in Wien.
APA/Helmut Fohringer
Nicht viel los auch bei einem Schuster in der Mariahilfer Straße.

Überblick in einigen Tagen

Konkrete Auskünfte über Kundenfrequenzen oder wie viele Geschäfte in Wien nun wieder aufgesperrt haben, konnte Trefelik noch nicht geben. Für einen genaueren Überblick werde man noch ein paar Tage brauchen. Trotz des zaghaften Starts zeigte er sich aber hoffnungsfroh, „dass sich das alles einspielt“. Spätestens, wenn dann auch die großen Shops wieder öffnen dürfen – nach derzeitigem Stand Anfang Mai – erwartet sich der Obmann der Wiener Wirtschaftskammer einen großen Schub für die Geschäfte.