Die Infektionsabteilung am Kaiser-Franz-Josef-Spital
APA/HELMUT FOHRINGER
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Gesundheit

Spitäler und Praxen werden wiederbelebt

Von einer Normalisierung zu sprechen, wäre noch zu früh. Aber es gibt erste Bestrebungen, den Betrieb in Arztpraxen in Wien in diese Richtung zu bringen. Details dazu will die Ärztekammer heute bekanntgeben. Auch der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) will Spitäler schrittweise hochfahren.

Seit über einem Monat sind die Wiener Spitäler im Pandemiemodus. Nicht akute Operationen wurden verschoben und ganze Stationen verlegt. Auf den Intensivstationen wie zum Beispiel im Kaiser-Franz-Josef-Spital herrscht derzeit Hochbetrieb. Auf der anderen Seite aber bleiben die Ambulanzen leer. Hier hat sich laut KAV der Betrieb um 60 Prozent verringert. Problematisch wird das dann, wenn Patientinnen und Patienten etwa mit Herzproblemen nicht behandelt werden.

„Wir sind sicher, dass Patienten zu Hause Infarkte durchleiden, wahrscheinlich auch manche daran versterben. Man kann sicher sagen, dass 30 Prozent, 40 Prozent der Patienten einer schnellen Abklärung bedürfen. Die kommen nicht. Die Patienten haben Angst vor Krankenhäusern, das ist unsere Vermutung“, sagte Andrea Podczeck-Schweighofer, Past-Präsidentin der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft.

Medizinisches Personal bei der Zugangskontrolle für Patienten des Kaiser-Franz-Josef-Spitals
APA/Georg Hochmuth

„Keine Angst vor Ansteckung in Spitälern“

Weniger Betrieb gibt es in den Spitälern auch, weil nicht dringende Eingriffe reduziert wurden. Stationär wurden laut KAV in den letzten Wochen 50 Prozent weniger Patienten aufgenommen als im Vergleich zum Vorjahr. Jetzt kündigte der KAV an, das Programm in den Spitälern schrittweise wieder hochzufahren. Das könnte grundsätzlich relativ rasch passieren. Kapazitäten und Personal für den Routinebetrieb wären ausreichend vorhanden. Konkrete Schritte sollen am Freitag präsentiert werden.

KAV: Pläne für Hochfahren des Betriebs

Seit über einem Monat sind die Spitäler im Pandemiemodus. Nicht akute Operationen wurden verschoben, ganze Stationen verlegt, um gerüstet zu sein. Jetzt will der Krankenanstaltenverbund die Spitäler wieder schrittweise hochfahren.

Die Akutversorgung von Nicht-Covid-19-Patienten wäre auch in den letzten Wochen gesichert gewesen, hieß es zudem. Der Chefkardiologie des KH Nord/Klinik Floridsdorf, Georg Delle Karth, empfahl, auf jeden Fall in ein Spital zu gehen, wenn es gesundheitliche Probleme etwa beim Herzen gibt: „Wir können nicht alle Sorgen nehmen, wir können auch nicht sagen, wieviel Kontakt dann auch wirklich mit möglicherweise Infizierten entstehen kann. Wir sagen immer, wenn die Beschwerden so stark sind (…), dann hat es keinen Sinn zuzuwarten. Denn wir wissen letztlich ja auch nicht, wann diese Krise auch wieder so überwunden ist, dass man mit großer Sicherheit solche Untersuchungen durchführen kann.“

Richtung Normalbetrieb auch in Arztpraxen

Auch bei den niedergelassenen Ärzten soll der Betrieb wieder hochgefahren werden. So sollen laut Österreichischer Ärztekammer (ÖÄK) Kontroll- und Routineuntersuchungen wieder durchgeführt werden dürfen. Dafür sei ein Positionspapier mit Maßnahmen und Empfehlungen an die Landesärztekammern geschickt worden. Sicherheitsregeln, wie zumindest einen Meter Abstand zu anderen Personen zu halten, müssten beim Arztbesuch weiterhin eingehalten werden. Wo es möglich sei, sollten Termine vergeben werden und die Patienten diese pünktlich einhalten.

Ein Hausarzt misst den Blutdruck
APA/dpa/Bernd Weissbrod

Bei vollen Wartezimmern sollen Patienten – wie jetzt schon üblich – von der Ordination noch spazieren geschickt werden oder je nach Gegebenheit im Stiegenhaus warten. Die ÖÄK hatte zudem bereits die „dringende Empfehlung“ an die Patienten ausgegeben, beim Arztbesuch Schutzmasken zu tragen. Sollte das seitens der Regierung – ähnlich wie für den Besuch von Geschäften – auch in Ordinationen und Spitälern verpflichtend in einer Verordnung verankert werden, „würden wir das sehr begrüßen“, sagte ein Sprecher.

Vor- und Nachsorge seien wichtig, wurde seitens der Ärztekammer betont. In Wien haben gut 90 Prozent der Ordinationen zwar trotz Coronavirus-Krise weiterhin geöffnet, vor allem bei Fachärzten wurden Routinekontrollen aber verschoben. Viele Ärzte setzen nun auf Telemedizin und beraten ihre Patienten über das Telefon. Die Ordinationen wurden von bis zu 90 Prozent weniger Patienten aufgesucht. Am Mittwoch hatten mehrere Mediziner im „Kurier“ vor „medizinischen Kollateralschäden“ gewarnt, weil derzeit Kontroll- sowie Operationstermine sowie nicht dringende Behandlungen verschoben würden.