Liegender Frauenakt auf weißem Kissen, ca. 1917
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Kultur

Albertina verschiebt Modigliani-Ausstellung

Es wäre die große Herbstausstellung geworden: Die Albertina hatte geplant, 2020 Amedeo Modigliani anlässlich seines 100. Todestages mit einer großen Schau zu würdigen. Diese musste jetzt um ein Jahr verschoben werden.

Zwar sollen Mitte Mai Museen und „Orte der Präsentation im künstlerisch-kulturellen Bereich“ wieder öffnen können, wie Vizekanzler und Kulturminister Werner Kogler (Grüne) am Freitag bei einer Pressekonferenz in Wien sagte. Die Bundesmuseen werden jedoch voraussichtlich erst Ende Juni oder Anfang Juli gemeinsam öffnen, wie es vonseiten der Albertina hieß.

Dadurch ändert sich der weitere Verlauf des Ausstellungsjahres für die Albertina gravierend: Die für Herbst geplante und seit vier Jahren vorbereitete Ausstellung „Modigliani – Picasso. Revolution des Primitivismus“ wird um ein Jahr verschoben. Der neue Termin lautet 17. September 2021 bis 9. Jänner 2022.

300.000 Besucher notwendig

Modigliani wird in Österreich zum ersten Mal in einer Einzelpräsentation gezeigt werden, darunter seine berühmten Akte und Porträts sowie einige seiner wenigen erhaltenen Skulpturen. Dabei werden Modiglianis Werk Arbeiten von etwa Pablo Picasso, Constantin Brancuşi und André Derain gegenübergestellt. Nun gelte es, „mit über 60 verschiedenen Leihgebern von Los Angeles bis Washington, von Madrid bis London, von Sao Paulo bis Peking zu verhandeln, um die bereits zugesagten Leihgaben auch zwölf Monate später wieder zu erhalten“, so Generaldirektor Klaus Albrecht Schröder.

Fotostrecke mit 6 Bildern

KMSKA, Lukasweb – Art in Flanders, Foto: Hugo Maertens
KMSKA, Lukasweb – Art in Flanders, Foto: Hugo Maertens
Sitzender Akt, 1917
Max Jacob, 1916/17
Bridgeman Images
Max Jacob, 1916/17
Junge Frau in Hemd, 1918
Albertina, Wien. Sammlung Batliner
Junge Frau in Hemd, 1918
Kopf, 1911–1912
Minneapolis Institute of Art
Kopf, 1911–1912
Karyatide mit Vase, ca. 1914
Tate
Karyatide mit Vase, ca. 1914
Frauenkopf
Albertina, Wien
Frauenkopf

Laut Schröder belaufen sich die Kosten der Schau auf fast 2,5 Mio. Euro: „Viele Gemälde haben einen Einzelversicherungswert von weit über 100 Mio. Euro. Wir können das finanzielle Risiko einer solchen Ausstellung nur tragen, wenn es wie zuletzt bei Dürer, Claude Monet oder der Matisse-Ausstellung eine realistische Chance gibt, mit mindestens 300.000 Besuchern rechnen zu dürfen. Diese realistische Chance sehe ich in diesem Jahr nicht.“

„Museen nicht im Stich lassen“

Schröder rechnet aufgrund des zu erwartenden Tourismus-Rückgangs mit geringeren Einnahmen ab Sommer oder Herbst, die sich „zum Totalausfall der Einnahmen seit 11. März in Höhe von über 4,5 Mio. Euro“ addierten. Die ungleiche Verteilung der Finanzierungslasten eines Bundesmuseums müssten nun ausgeglichen werden.

„Das ist ein Gebot der Fairness wie der Notwendigkeit, will der Staat nicht ausgerechnet die großen und erfolgreichen Museen im Stich lassen. Bis jetzt konnten wir drei Viertel unserer Kosten selbst erwirtschaften und so dem Staat den Löwenanteil der Erhaltungskosten des Museums abnehmen. Das wird als Folge der Corona-Krise jetzt auf lange Sicht nicht mehr möglich sein“, so Schröder.