Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler
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Kultur

Stadt erhöht Kulturstipendien um zwei Mio.

Laut Regierung sollen Mitte Mai Kultureinrichtungen wie Museen wieder öffnen dürfen. Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler war von den Ankündigungen „überrascht“. Sie kündigte an, den Topf für Kulturstipendien um weitere zwei Millionen Euro aufzustocken.

Museen, Bibliotheken, Archive und andere „Orte der Präsentation im künstlerisch-kulturellen Bereich" sollen Mitte Mai wieder öffnen dürfen. Ein konkreter Tag soll noch kommuniziert werden. Die Bundesmuseen wollen laut Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek (Grüne) aus betriebswirtschaftlichen Gründen allerdings erst Ende Juni wieder öffnen – mehr dazu in Kultur soll schrittweise wieder anlaufen.

„Mehr als 1.200 Anträge für Arbeitsstipendien“

Wiens Kulturstadträtin, die von der SPÖ nominiert worden ist, nannte die Ankündigungen „unabgesprochen“. Und „wir brauchen ja eine gesetzliche Maßgabe, die ist ja jetzt durch diese Ankündigung nicht erfolgt. Erst dann, wenn das Gesetz geändert wurde, dann kann sich die Landesgesundheitsbehörde sich dazu verhalten“, sagte Kaup-Hasler im „Wien heute“-Interview. Das Wien Museum, derzeit im Ausweichquartier Musa, kann noch keinen Öffnungstermin nennen.

Um die Kulturschaffenden in der Krise zu unterstützen hat die Stadt sogenannte Arbeitsstipendien zu je 3.000 Euro eingerichtet. „Wir sind von den Anträgen überrannt worden. Wir haben mehr als 1.200 Anträge liegen derzeit. Wir haben jetzt beschlossen, dass wir sie um weitere zwei Millionen aufstocken“, so Kaup-Hasler.

Talk mit Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler

Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler zu Gast

Die Stadt Wien habe sich dazu entschlossen keine Förderungen zurückzuverlangen. „Wir subventionieren weiter, auch wenn Dinge nicht passieren. Allerdings werden wir uns später auch Abrechnungen vorlegen lassen. Damit niemand profitieren kann. Wir wollen sicherstellen, dass Institutionen in die Lage versetzt werden, ihre Künstlerinnen weiter zu beschäftigen und ihre Gagen auszuzahlen“, so Kaup-Hasler.

Sommerkinos: „Müssen wir genau besprechen“

Von der Regierung wurde ebenfalls angekündigt, dass es unter bestimmten Voraussetzungen Freiluftkinos geben darf. Angesprochen auf das große Open-Air-Filmfestival auf dem Rathausplatz, meinte Kaup-Hasler, dass man jetzt mit den einzelnen Betreibern einmal Rücksprache halten würde.

„Bei einem Freiluftkino kann man die Sitzplätze, wenn sie nummeriert sind, so verteilen, dass ein nötiger Abstand gewährleistet ist. Aber das müssen wir mit den Akteuren in diesem Feld, Wien hat so viele Sommerkinos und Sommerfestivals, genau besprechen, damit wir in punkto Sicherheit ganz auf der sicheren Seite sind“, so Kaup-Hasler.

Kultur soll schrittweise wieder anlaufen

Das Kulturleben soll bald wieder Fahrt aufnehmen – allerdings in Etappen. Laut der Regierung sollen Mitte Mai Einrichtungen wie Museen und Bibliotheken wieder öffnen dürfen. Je nach Lage könnte es zu Beginn des Sommers dann kleinere Veranstaltungen geben, wenn Regeln wie Mindestabstand eingehalten werden. Großevents mit vielen stehenden Menschen auf engem Raum werden im Sommer hingegen nicht erlaubt sein.

Föttinger: „Das ist ja alles absurd“

Professionelle Theaterhäuser dürfen – unter Einhaltung der Schutzbestimmungen – mit 1. Juni ihren Probenbetrieb wieder aufnehmen. Die Ein-Meter-Abstandsregel, das Tragen eines Mund Nasenschutzes und dass 20 Quadratmeter pro Person zur Verfügung stehen, bezeichnete der Josefstadt-Direktor Herbert Föttinger als unrealistisch.

„Das ist ja alles absurd und künstlerisch weltfremd“, sagte Föttinger im „Wien heute“-Gespräch. Er sei experte und wünsche sich einen Anruf von Lunacek oder Vizekanzler Werner Kogler (Grüne). Schwierige Bedingungen herrschen auch in Wiens einzigem englischsprachigen Theater, dem Vienna’s English Theatre.

Vorerst keine Schauspieler mehr aus England

„Wir wissen nicht, ob wir im September Schauspieler aus England nach Österreich bekommen. Und wir wissen auch nicht, ob die Engländer im August schon proben können. Daher haben wir uns jetzt entschlossen, dass wir mit hier ansässigen englischsprachigen Schauspielern besetzen“ werden, sagte die Direktorin Vienna’s English Theatre Julia Schafranek.

Erleichtert ist sie darüber, dass die Subvention vom Bund und der Stadt Wien in voller Höhe ausbezahlt wird und dass ein Großteil des Publikums auf die Rückzahlung bereits gekaufter Karten verzichtet. Wann sich Bühnen und Sitzreihen wieder füllen werden, ist allerdings noch völlig ungewiss.