Kathrin Gaal
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Politik

Stadträtin Gaals Erfahrungen mit CoV

Knapp 2.200 Menschen in Wien sind aktuell an Covid-19 erkrankt. Mehr als 1.500 haben die Krankheit überstanden, unter ihnen auch Wiens Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal (SPÖ). Wie sie Krankheit und Quarantäne erlebt hat, hat sie im „Wien heute“-Interview geschildert.

„Ich bin wieder gesund. Mein Problem ist es, dass ich nach wie vor nicht besonders gut riechen kann. (…) Ich rieche absolut gar nichts, das ist das einzige, was mir geblieben ist. Ansonsten geht es mir wieder sehr gut“, schilderte Gaal eine Erfahrung, die auch viele andere Covid-19-Patienten machen. Begonnen habe die Erkrankung mit Kopfschmerzen, Müdigkeit und vor allem Gliederschmerzen. Aber sie habe Glück gehabt, und nur einen milden Verlauf der Infektion erlebt: „Ich habe mich zwei oder drei Tage nicht gut gefühlt, dann ist es besser geworden. Also ich hatte Fieber nur an einem Tag, dann war das erledigt“, sagte sie im Interview mit ORF-Wien-Chefredakteur Paul Tesarek.

Isolation als große psychische Herausforderung

Die Krankheit und die Isolation bezeichnete Gaal als Herausforderung, besonders, dass sie von der Familie völlig abgeschottet gewesen sei: „Ich war wirklich alleine im Schlafzimmer, zwei Wochen. Mein Mann hat mir Essen und Trinken vor die Tür gestellt, hat dann geklopft und ist dann gegangen.“ Sie habe auch mit ihrem Kind keinen Kontakt gehabt, was auch eine psychische Herausforderung gewesen sei, „aber wir haben das wirklich durchgezogen“. Sie sei sehr froh darüber, dass sie niemand anders angesteckt habe, weder Freunde, Familie oder Arbeitskollegen.

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Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal (SPÖ) spürt noch Nachwirkungen ihrer Covid-19-Erkrankung.

Sie würde schwindeln, wenn sie sagen würde, die Krankheit hätte ihr keine Angst gemacht, setzte Gaal fort: „Es macht etwas mit einem, wenn man diese Krankheit gehabt hat. Vor allem am Anfang, wo überhaupt noch unsicher war, wie sie verläuft oder was passiert da mit mir?“ Der milde Verlauf habe es ihr leichter gemacht, aber man sei auch einsam: „Auch das darf man nicht unterschätzen, wenn man zwei Wochen allein ist in einem Zimmer.“ Viele Menschen hätten ihr geschrieben, auf verschiedenen Kanälen, auch solche, die sie nicht kennt: „Das hat schon gut getan. Das muss ich schon zugeben, das war in dieser Zeit sehr schön, dafür bin ich sehr dankbar.“

Schlafen, lesen, fernsehen, telefonieren

Die ersten Tage ihrer zweiwöchen Isolation im Schlafzimmer sei es ihr ohnehin nicht gut gegangen, da schlafe man viel, da habe man keine Lust darauf, etwas zu tun. Dann habe sie begonnen zu lesen, Fernsehen zu schauen, Nachrichten zu verfolgen. Sie habe immer wieder geschaut, was es Neues beim Coronavirus gibt. „In dem Moment, wo es einen besser geht, sucht man den Weg zurück und dann wurde schon begonnen zu telefonieren und da hat man schon ein bisschen Kontakt“, sagte Gaal.

CoV: Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal ist wieder gesund

Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal hatte sich mit dem Virus infiziert, ist aber wieder gesund. „Wien heute“ hat sie ihr erstes TV-Interview gegeben.

Als Genesene und Privatperson bezeichnete Gaal die Maßnahmen der Bundesregierung zur Eindämmung der Virusverbreitung als sicher notwendig und betonte, dass Wien diese auch mittrage. Was sie aber schon sagen wollte nach zwei Wochen Isolation und drei Wochen Quarantäne im Haus: „Es ist jetzt schon an der Zeit auch darüber nachdzudenken – und das passiert jetzt ja auch schon – die Leute wieder zueinander zu lassen.“

„…dann ist es schon sehr sehr heftig“

Dass soziale Kontakte nicht gepflegt werden konnten, habe sie persönlich ganz stark daran gespürt, dass ihr Vater seinen 80. Geburtstag ganz alleine feiern musste. Auch er sitze seit Wochen zuhause, „das macht schon was mit einem“, so Gaal. Und sie sei auch sensibler geworden, was das betreffe, denn man habe auch sehr viel Zeit zum Nachdenken. Sie habe etwa Gelegenheit bekommen zu sehen, was die Krankheit mit Menschen mache, die zusätzlich noch unter Existenzängsten zu leiden hätten, „weil man seinen Job verloren hat, weil man überlegen muss, wie kann ich meine Miete zahlen, wie kann ich mein Leben finanzieren – Wenn das auch noch dazu kommt, dann ist es schon sehr sehr heftig,“

Wohnbaustadträtin Gaal erkrankte Mitte März. Mittlerweile hat sie ihre Amtsgeschäfte wieder aufgenommen. Menschen, die durch das Coronavirus in finanzielle Nöte geraten und etwa im Rückstand mit der Miete seien, rief sie nochmals die Hilfsmaßnahmen von Wiener Wohnen wie etwa den Delogierungsstopp in Erinnerung