Trostlose Situation für Wiens Fiaker in der Coronazeit
APA/Helmut Fohringer
APA/Helmut Fohringer
Chronik

Fiaker ohne Einnahmen vor dem Ruin

Die Wiener Fiaker gehören zum Stadtbild wie der Stephansdom. Doch der angeordnete Stillstand wegen der Coronavirus-Pandemie zwingt jetzt auch die 21 Unternehmen in die Knie. Seit Wochen ohne Einnahmen, laufen die Fixkosten trotzdem weiter.

„Katastrophe, alles steht in der Garage“: Kurz und bündig beschreibt Stallmeister Krasimir Vlaschki die Situation. Er ist einer der wenigen, noch verbliebenen Mitarbeiter bei Wiens größtem Fiakerunternehmen Paul in Simmering. Die Kutschen zugedeckt in den Garagen, 77 Pferde in den Ställen. Vor allem wegen der Tiere will man weitermachen: „Es sind Kollegen, sie sind wie Familienmitglieder. Jedes Pferd, jeder Kutscher kennen sich, es sind einfach gut zusammengespielte Teams“, sagt Christian Gerzabek, Kutscher und Obmann der Initiative „Pro Fiaker Kultur“.

Sendungshinweis

„Wien heute“, ORF2, 19.00 Uhr

Doch diese Teams können wegen der Coronavirus-Pandemie seit dem 15. März kein Geld mehr verdienen. Das Traditionsunternehmen, das schon britische Thronfolger kutschiert hat, steht vor dem Ruin. Rund 15.400 Euro monatlich kosten alleine die Pferde, noch ohne Tierarzt, Versicherungen, Personal oder sonstige Kosten. Gerzabek hofft auf Hilfe der Stadt Wien, „die ja vom Tourismus am meisten profitiert durch die Fiaker. Sie wäre hier wirtschaftlich und legistisch gefragt, einen Beitrag zu leisten.“ Rund 150.000 Euro würden in diesem Fall das Überleben des Betriebes bis zum nächsten Frühjahr sichern.

Kredit ja, aber wie zurückzahlen?

In Hernals in der Beheimgasse leitet Sissy Ringl seit 35 Jahren in dritter Generation den Familienbetrieb. Es ist einer der letzten Kutscherhöfe, die im eng verbauten Bereich überlebt haben. Doch jetzt ist auch hier die Zukunft ungewiss: 24 Pferde, Kosten von mehr als 5.000 Euro monatlich und kein Einkommen mehr. „Wir können jetzt einen Kredit aufnehmen, aber wie wir den dann bedienen werden, das ist eine andere Frage. Es kommt ja nichts rein“, sagt Ringl.

Ihre größte Angst sei, ob sie die Tiere erhalten kann. Was soll aus ihnen werden? Seitens der Stadt hieß es dazu, dass man derzeit intensiv prüfe, wie man den Fiakern direkt helfen könne.