„Er hat die Republik verändert“, sagte Thomas Geldmacher, Obmann des Personenkomitees, im Gedenken an Wadani. „Seinem unermüdlichen jahrzehntelangen Einsatz haben wir es zu verdanken, dass die Deserteure der Wehrmacht und alle anderen Opfer der NS-Militärjustiz heute juristisch rehabilitiert sind“, so Geldmacher weiter. Ohne ihn stünde heute mit großer Sicherheit auch kein Denkmal für die Verfolgten der NS-Militärjustiz auf dem Ballhausplatz. Wadani sei ein politischer Mensch im besten Sinn gewesen.

1944 zu Alliierten übergelaufen
Geboren wurde Wadani am 11. Oktober 1922 in Prag. Ende 1938 musste die Familie nach Wien auswandern. Kurz nach Beginn des Zweiten Weltkriegs meldete sich Wadani laut dem Komitee freiwillig zur Luftwaffe. Dabei sei es seine feste Absicht gewesen, mit der Zivilbevölkerung und dem bewaffneten Widerstand in den besetzten Ländern zu kooperieren. Im März 1942 unternahm er an der Ostfront einen ersten Desertionsversuch.
Erst zweieinhalb Jahre später, Mitte Oktober 1944, gelang es Richard Wadani, in der Nähe von Aachen zu den alliierten Streitkräften überzulaufen. Mangels österreichischer Einheiten aufseiten der Alliierten meldete sich Wadani freiwillig zum Zweiten Tschechischen Korps, das Teil der britischen Armee war.
2014 Eröffnung des Denkmals auf dem Ballhausplatz
Anfang 1946 kehrte Wadani nach Wien zurück. In der Zweiten Republik arbeitete er in unterschiedlichen Funktionen für KPÖ-nahe Institutionen, vor allem aber als Volleyballtrainer. 1968 kehrte er der KPÖ den Rücken. In den späteren 1990er Jahren bemühte sich Wadani gemeinsam mit David Ellensohn erfolgreich um die Aberkennung des Ehrengrabstatus für das Grab des NS-Jagdfliegers Walter Nowotny.

2002 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Personenkomitees „Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz“. 2005 beschloss der österreichische Nationalrat das Anerkennungsgesetz, mit dem Deserteure anspruchsberechtigt im Sinne der Opferfürsorge wurden. 2009 erfolgte mit dem Beschluss des Aufhebungs- und Rehabilitationsgesetz die pauschale Rehabilitierung aller Opfer der NS-Militärjustiz. Im Oktober 2014 eröffneten der damalige Bundespräsident Heinz Fischer und Ex-Bürgermeister Michael Häupl das Denkmal für die Verfolgten der NS-Militärjustiz auf dem Wiener Ballhausplatz.
Tiefe Betroffenheit in der Politik
„Mut, Zivilcourage und ein unerschütterlicher Gerechtigkeitssinn zeichneten Richard Wadani aus. Mit seinem Tod verliert unser Land einen großen Österreicher", bekundete Bundespräsident Alexander Van der Bellen seine Trauer. Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) sprach von einem „großen Kämpfer für Gerechtigkeit“ und einem „aufrechten Antifaschisten“, der uns verlassen habe. Wadani sei als Träger des Ehrenzeichens für Verdienste um die Befreiung Österreichs bis zuletzt politisch aktiv gewesen.
"Richard war ein Freund und Lehrer, den ich sehr vermissen werde. Meine Gedanken sind bei Linde, seiner Frau und seiner Familie“, sagte Wiens Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (Grüne). Und der Klubobmann der Grünen Wien, David Ellensohn, der Wadanis Denkmalprojekt unterstützte: „Richard war schon 79, als er mir bei unserem ersten Treffen seine Idee eines Denkmals für Deserteure der Wehrmacht ans Herz gelegt hat. Und dann hat er mich immer und immer wieder angetrieben. So behalte ich Richard Wadani in Erinnerung: ein aufrechter, zielstrebiger Mensch, der niemals aufgab und jeden Tag kämpfte. Danke Richard.“
Trauer auch in der SPÖ, wo Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch und Sabine Schatz, die Sprecherin für Erinnerungskultur, den „aufrechten Antifaschisten“ würdigten. Die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures erinnerte an Wadanis unermüdlichen Einsatz, dank dem Opfer der NS-Militärjustiz zu später Anerkennung und Rehabilitation gekommen seien.