Garten des Belvedere
ORF/Matschedolnig
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Kultur

Bundesmuseen öffnen nun doch früher

Im Mai soll das kulturelle Leben in Wien wieder Fahrt aufnehmen. Dass die Bundesmuseen aber bis Ende Juni warten wollten, sorgte für Kritik. Nun kündigten gleich mehrere Museen an, doch schon früher öffnen zu wollen.

KHM, Albertina, Belvedere: Jetzt wird doch früher geöffnet. „Museen müssen offen sein – wann immer es geht. Wir freuen uns sehr, dass wir aufgrund der ermutigenden Covid 19-Prognose und den positiven Signalen aus der Politik das Kunsthistorische Museum bereits zu Pfingsten Ende Mai wieder öffnen können“, so Generaldirektorin Sabine Haag. Als „besondere Willkommens-Geste“ entschied sich das Haus für ein „pay as you wish“-Modell für den Juni. Jeder Besucher kann die Höhe des Eintrittspreises selbst bestimmen.

Die Albertina kündigte an, mit 27. Mai ihre zwei Standorte am Albertinaplatz und am Karlsplatz zu öffnen. Man wolle noch vor dem Pfingstwochenende nicht nur den Wienerinnen und Wienern einen Besuch ermöglichen, sondern auch den Gästen aus den Bundesländern, die die Feiertage in Wien verbringen. Offensichtlich teile unser Eigentümer unseren Wunsch nach einer frühestmöglichen Öffnung des Museums, sagte Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder. Man erkenne darüber hinaus auch seine Bereitschaft, einen finanziellen Ersatz für die mit der vorgezogenen Öffnung der Museen verbundenen Mehrkosten ebenso zu leisten wie für den Totalausfall der Einnahmen seit der angeordneten Schließung der Museen am 11. März.

„Sonderöffnung“ im Belvedere

Im Belvedere spricht man von einer „Sonderöffnung“ des Unteren Belvedere und der dort laufenden Schau „Into the Night. Die Avantgarde im Nachtcafe“ von 15. Mai bis 1. Juni. Das Belvedere 21 soll einer Aussendung zu Folge am 1. Juni folgen, während der Museumsbetrieb im Oberen Belvedere wie schon bisher kommuniziert mit 1. Juli starten werde. Gleichzeitig verwies man darauf, dass dieser Plan unter dem Vorbehalt stehe, „dass die bevorstehenden Verordnungen keine unerwarteten Restriktionen enthalten, die eine Durchführung gefährden“.

„Ticketpreise verfünffachen“ oder drei Mal mehr Geld

Außerdem lenkte man den Blick auf die kommenden Jahre, gehe es doch bereits darum, Programme für 2021/22 zu erstellen. „Tatsächlich fehlen uns dafür aber tragfähige budgetäre Rahmenbedingungen, die wir für Vertragsabschlüsse brauchen“, wurden Stella Rollig, Generaldirektorin, und Wolfgang Bergmann, wirtschaftlicher Geschäftsführer, zitiert.

In der Coronavirus-Krise werde deutlich, dass das heimische Kulturleben wesentlich vom Tourismus lebt. „Wenn wir das Programm und die Größe der Ausstellungsflächen beibehalten wollen, müssen wir bei Wegfall der touristischen Einnahmen entweder die Ticketpreise verfünffachen, was unrealistisch ist, oder die öffentliche Basisabgeltung verdreifachen“, so Bergmann. Würde man stattdessen das Programm reduzieren, koste dies auch Arbeitsplätze. „Für die öffentliche Hand ist es daher auch unter diesem Aspekt sinnvoller, durch eine Erhöhung der Basisabgeltung Jobs zu finanzieren als Arbeitslose zu subventionieren.“ Im Oberen Belvedere wird die derzeitige Schließzeit zur Verbesserung der Barrierefreiheit und den Einbau neuer Belüftungsschächte genutzt. Auch die Inbetriebnahme der neuen Kältetechnik wolle man in diesem Zeitraum vornehmen.

Kulturtouristen bleiben weiter aus

Gerade jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, dass sich viele Wienerinnen und Wiener die Museen in der Stadt anschauen – von der Albertina über das Belvedere bis zum Kunsthistorischen Museum. Bleiben sie zu, geht das nicht. Eine pragmatische Entscheidung, sagte der Leiter des Instituts für Kulturmanagement an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien, Peter Tschmuck.

Die Hauptzielgruppe der Bundesmuseen seien Kultur-Touristen. Wegen der Reisebeschränkungen kommen sie aber nicht nach Wien, damit fällt ein großer Teil der Einnahmen weg. Tschmuck glaubt auch nicht, dass die Wienerinnen und Wiener das ersetzen und Schlange vor den Museen stehen würden. Dass die Häuser bis Ende Juni Kurzarbeit beantragt haben, obwohl sie aufsperren könnten, stört Tschmuck nicht. Geld vom Staat bräuchten die Museen – ob er die Kurzarbeit finanziert oder anders finanziell hilft, sei nur eine Frage der Töpfe.​

Kaup-Hasler: Bundesmuseen so schnell wie möglich öffnen

Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (von der SPÖ nominiert) sprach sich Mittwochabend auf Servus TV für eine schnellstmögliche Öffnung der Bundesmuseen aus: „Das Gebot der Sparsamkeit muss zurücktreten hinter einer gesellschaftspolitischen Haltung.“ Museen dürfen in der Coronakrise ab Mitte Mai wieder öffnen, wobei die Bundesmuseen erst mit Anfang Juli folgen wollen. „Ich habe eine ganz andere Haltung als die von den Bundesmuseen vertretene“, stellte Kaup-Hasler in Richtung Albertina, Belvedere oder KHM klar: „Ich finde das unmöglich, sich rein auf ökonomische Prinzipien auszureden.“

Auch die Coronavirus-Regeln der kommenden Monate für die Theaterhäuser sieht Kaup-Hasler kritisch. Dazu gehöre vor allem die Vorgabe von 20 Quadratmetern Platz pro Person: „Ich finde das absurd.“ Insofern müsse man bei aller Erkenntnis der Bemühungen sagen: „Eigentlich ist ein Start im September unter diesen Voraussetzungen völlig ausgeschlossen.“ In diesem Falle erwarte sie, dass ein breiter Schutzschirm über die Kulturszene gebreitet werde.