Das Haydn-Kino arbeitet an sicheren Saalplänen
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Kultur

Kino mit Sicherheitsabstand

Wiens Kinos haben an unterschiedlichen Konzepten gearbeitet, um möglichst bald wieder aufsperren zu können. Doch das Personal ist in Kurzarbeit, es fehlen konkrete politische Vorgaben, und die Filmverleiher warten mit neuen Veröffentlichungen ab.

Die Kinos freuen sich auf ein Wiedersehen, wissen aber noch nicht, wann sie das Licht wieder aufdrehen und die Vorhänge wieder öffnen können. Dafür brauchte es „erstens klare Vorgaben von der Politik, wie die Sicherheitsmaßnahmen aussehen können, und zweitens ein Anlaufen des internationalen Filmmarktes“, sagte Christian Dörfler vom Haydn-Kino und Präsident des Österreichischen Kinoverbands gegenüber „Wien heute“. Er bezog sich mit Letzterem darauf, dass Filme aufgrund der Krise verschoben wurden oder direkt an Streamingangebote gingen.

Sicherheitskonzept im Haydn

Das Haydn-Kino sieht seine Sicherheitsmaßnahmen bereits auf einem angemessenen Niveau: Die Kassa sei gut geschützt, genauso die Bar, wo bereits erste Süßigkeiten das Ablaufdatum erreicht haben. Die 3-D-Brillen werden immer neu gereinigt und verschweißt. Das Personal könnte Masken tragen und notfalls auch das Publikum beim Hinein- und Hinausgehen, „weil da wird es zwangsläufig zu engeren Abständen kommen, aber nicht im Kinosaal“, so Dörfler.

Entscheidend wird die Saalbelegung sein. 20 Quadratmeter für eine Person werde es nicht spielen, denn „dann gehen in diesen Saal mit 330 Plätzen höchstens noch 40 rein, das wäre gänzlich unrealistisch und macht keinen Sinn. Was wir uns sehr gut vorstellen könnten, ist, dass man Säle mit 50 Prozent besetzt“, sagte Dörfler. Für eine solche beispielhafte Saalbelegung gibt es bereits erste Pläne.

Sicherheitsabstand-Saalplan
Star Movie/Obermayr
Eine mögliche Saalbelegung mit Sicherheitsabständen

Admiral: „Können uns bis Oktober über Wasser halten“

Bis es klare Regeln gibt, nützen Wiens Kinos die Zeit – etwa im Admiral. „Wir haben zum Beispiel die historische Notlichtanlage jetzt wieder reaktiviert. Wir sind gerade auch dabei zu checken, wie man den alten Vorhang wieder aktivieren kann“, sagte Michaela Englert vom Admiral Kino. Das Kino hatte lange mit Geldproblemen zu kämpfen, erzielte aber nach einer Solidaritätswelle Rekordumsätze im Jänner und Februar des heurigen Jahres. „So viele Zuseherinnen und Zuseher wie in diesen zwei Monaten hatten wir in den letzten zehn Jahren nicht mehr.“

Kinos wollen aufsperren

Wiens Kino möchten am liebsten sofort wieder aufsperren – können aber nicht, weil Personal in Kurzarbeit ist und konkrete politische Vorgaben fehlen.

Laut Englerts Hochrechnung kann sich das Kino trotz der aktuellen Krise bis September oder Oktober über Wasser halten. Neben den Ersparnissen vom Jahresbeginn sei das auch aufgrund von Förderungen der Stadt und niedrigeren Personalkosten möglich. „Wir mussten zwei Angestellte entlassen und unseren dienstältesten Mitarbeiter, der bereits zwölf Jahre für das Admiral arbeitet, in Kurzarbeit schicken“, so Englert. Die Kinobetreiberin würde gerne wieder öffnen, sieht jedoch noch viele Unsicherheitsfaktoren. „Wer weiß, ob die Leute danach direkt wieder in einen Kinoraum wollen.“

Noch keine Genehmigung für Autokino

Sofort neu durchstarten möchte das Autokino Wien, das genau genommen in Niederösterreich steht. Im Auto sitzen und Abstand halten – das soll angeblich möglich sein. „Man kommt mit keiner Person in Kontakt außer mit der aus seinem Haushalt. Das heißt, man kauft das Ticket schon online, fährt mit seinem Auto hierher, und hinter geschlossener Scheibe erhält man das Ticket“, so Markus Cepuda, der Betreiber des Autokinos.

Noch gibt es in Groß-Enzersdorf aber keine Genehmigung: „Wir haben noch nichts schriftliches bezüglich 1. Mai, aber wir sind optimistisch und jedenfalls bereit.“ Die Filme stehen noch nicht fest, sollen aber noch dieser Woche entschieden werden. Die maximale Kapazität des Autokinos beträgt 800 Pkw. Aus Sicherheitsgründen sollen beim Start aber deutlich weniger Autos einfahren dürfen – mehr dazu in Kult-Autokino darf nicht aufsperren.

Stillstand bei Bellaria-Verhandlungen

Die seit Anfang Jänner laufenden Verhandlungen über Konzepte zur Übernahme des geschlossenen Bellaria-Kinos stehen derzeit still. Die Interessenten seien nun zurückgerudert und wollten abwarten, wie sich die Lage noch entwickeln wird, sagte Marcel Bauer-Gauss, einer der zwei Hausherren, gegenüber wien.ORF.at. Im Februar hieß es, dass die Hauseigentümer am Fortbestand des Kinos in seiner bisherigen Form zweifeln. Am Donnerstag sprach Bauer-Gauss davon, dass es ein Konzept gebe, das die Halbierung des Kinoraumes vorsehe, um mehr Fläche für Gastronomie zu schaffen.