Temporäre Begegnungszone in Wien in Reaktion auf die Coronavirus-Maßnahmen
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Chronik

Hebein: Manche Begegnungszonen klappen nicht

Die neuen temporären Begegnungszonen sollen während der Coronavirus-Krise eigentlich mehr Platz und genug Mindestabstand beim Spazierengehen ermöglichen. Jetzt räumt sogar die Stadt ein, dass „bei manchen Autoverkehr und Fußgänger gemeinsam nicht“ klappen.

Seit Mitte April gibt es in Wien die temporären Begegnungszonen. Ziel der von den Grünen initiierten Maßnahme ist, dass Fußgänger den Mindestabstand von einem Meter einhalten können. Das ist aufgrund schmaler Gehsteige in der Stadt nicht immer möglich. Die Straßen sind für alle geöffnet, dazu gilt Tempo 20 und die Parkplätze können weiter benutzt werden.

Hebein: „Die schließen wir und suchen weiter Platz“

Ursprünglich wurden die Straßenzüge bis Anfang Mai befristet geöffnet – Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (Grüne) hat bereits eine Verlängerung angekündigt. Doch die Bilanz fällt durchwachsen aus.

„Bei den temporären Begegnungszonen merken wir, dass manche gut angenommen werden, die werden wir verlängern. Bei manchen klappen Autoverkehr und Fußgänger gemeinsam nicht, die schließen wir und suchen in Absprache mit den Bezirken weiter Platz, um den Menschen den Alltag zu erleichtern“, hieß es aus dem Büro von Vizebürgermeisterin Hebein gegenüber „Wien heute“. Parkverbote für mehr Platz seien jedenfalls ausgeschlossen, hieß es weiters.

Grüne wollen nun mehr Platz für Radler schaffen

Ins Leben gerufen wurden die temporären Begegnungszonen von Rot-Grün. Hebein hatte die Idee im Rahmen des Streits mit dem Bund über die Öffnung der Bundesgärten. Sie hatte das Projekt vorangetrieben, nicht ohne Zwist mit der Wiener SPÖ. Schlussendlich präsentierten aber Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und Hebein gemeinsam die temporären Begegnungszonen bei einer Pressekonferenz.

Die Grünen denken nach den temporären Begegnunsgzonen jetzt auch andere Möglichkeiten an, „Platz zu schaffen – zum Beispiel für die vielen Leute, die jetzt ihre Wege vermehrt mit dem Rad zurücklegen“, hieß es aus dem Hebein-Büro. „Dass der Radverkehr seit Ostern steigt, zeigen uns die neuesten Zahlen“. Man sei derzeit dabei zu prüfen, wie die Maßnahmen aussehen könnten, erste Ergebnisse werde es womöglich „Ende der Woche oder in der kommenden Woche geben“, sagte ein Sprecher der Vizebürgermeisterin auf Nachfrage.

Zonen ohne Begegnung

Die neuen temporären Begegnungszonen sollten eigentlich mehr Platz für Fußgänger schaffen, angenommen wird dieses Angebot allerdings kaum.

Gemischte Reaktionen bei Wienerinnen und Wienern

In der temporären Begegnungszone auf der Florianigasse in der Josefstadt meinte eine ältere Frau gegenüber „Wien heute“: „Es ist eher ein Verhau, keiner geht auf der Straße, die Autos fahren zu schnell“. Auch in der Schopenhauergasse in Währing sorgte die Begegnungszone für gemischte Reaktionen. „Es ist sehr schlecht für die Autofahrer“, sagte ein Mann.

„Wenn man mit mehreren Leuten unterwegs ist, zum Beispiel mit seiner Familie, dann ist es durchaus gut, wenn man auf die Straße ausweichen kann“, meinte ein anderer. Ein Radfahrer hielt nicht viel von den Maßnahmen, die in erster Linie ja für Fußgänger sind. „Meiner Meinung nach unnötig, weil es geht eh keiner, aber sie wurde eingerichtet“, so die Meinung des Radlers.

Forscher: „Es braucht halt einfach bauliche Maßnahmen“

Für den Mobilitätsforscher Aggelos Soteropoulos von der TU Wien liegt auf der Hand, warum nicht alle Begegnungszonen von den Fußgängern genutzt werden. „Es braucht halt einfach bauliche Maßnahmen, die die Aufenthaltsqualität steigern, die auch Menschen zum Gehen einladen, zum Beispiel Bodengestaltung auf der Fahrbahn, Aufpflasterung um auch für Fußgänger und Autofahrer klar zu machen: Hier muss ich langsamer fahren“, sagte Soteropoulos gegenüber „Wien heute“.