Kellnerin schenkt in Weinglas ein
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Wirtschaft

Viele Konkurse in Gastronomie erwartet

Ab 15. Mai dürfen Lokale und Gasthäuser wieder aufsperren, allerdings wird es strenge Regeln geben. „Wir rechnen mit einer Konkursrate von 20 bis 30 Prozent“, sagte Peter Dobcak, der Fachgruppenobmann für Gastronomie in der Wiener Wirtschaftskammer.

Maximal vier Erwachsene samt ihren minderjährigen Kindern dürfen ab Mitte Mai an einem Tisch Platz nehmen, wobei ein Mindestabstand von einem Meter zu den Nachbartischen eingehalten werden muss. Im Unterschied zum Servicepersonal, das einen Mund-Nasen-Schutz (MNS) zu tragen hat, besteht für die Gäste am Tisch keine Maskenpflicht – mehr dazu in Die Regeln für den Lokalbesuch.

Dobcak warnt die Wirte, nach der Öffnung der Branche Mitte Mai die Gäste mittels Billig-Angeboten locken zu wollen. „Ich appelliere an die Vernunft der Kollegen, jetzt nicht wieder mit einem Preiskampf zu beginnen“, sagte er. Ruinös könne es etwa sein, extrem günstige Mittagsmenüs anzubieten, zeigte er sich überzeugt.

„In der Stadtgastronomie gibt es faktisch kein Eigentum“

Wie viele der 9.000 Lokale ab 15. Mai in Wien wieder aufsperren werden, wisse Dobcak nicht. Und man solle auch nicht glauben, dass die Menschen sofort wieder in die Lokale strömen werden, nur weil man aufsperre, wies er auf die Gefahr von überzogenen Erwartungen hin. Außerdem gebe es in Wien ein zusätzliches Problem.

„Besonders in der Stadtgastronomie gibt es faktisch kein Eigentum, sondern da sind überall Mietlokale, was eine zusätzliche Belastung ist. Wir rechnen mit einer Konkursrate von 20 bis 30 Prozent“, so Dobcak gegenüber „Wien heute“. Für Nachlokale, Bars und Diskotheken ist eine Öffnung derzeit noch gar nicht abzusehen.

Hoffnung bei Gastronomie und Tourismus

Die Gastronomie und die Hotels dürfen also im Mai wieder aufsperren, aber mit strengen Auflagen. „Wien heute“ hat mit Betroffenen gesprochen und den Direktor des Wien Tourismus getroffen.

Tourismus-Direktor will längere Kurzarbeit

Gähnende Leere herrscht unterdessen in der Hotellerie. 70 Prozent der Betriebe sind momentan zu. Der Shutdown Mitte März wirkt sich auch hier drastisch aus: Die Übernachtungen gingen im März um 72,5 Prozent zurück. Auch dem ersten Quartal bescherte der März-Einbruch ein kräftiges Minus.

Zwar dürfen die Hotels ab 29. Mai, also zu Pfingsten, wieder aufsperren. Urlauber aus Österreich sind für den Wiener Tourismusdirektor Norbert Kettner aber nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. „Wir haben insgesamt 83 Prozent internationale Gäste, das heißt, der Großteil unserer Gäste fällt heuer weg. Wir werden mit insgesamt sechs Monaten Kurzarbeit nicht durchkommen, wir brauchen und verlangen auch, eine Verlängerung der Kurzarbeit bis ins 1. Quartal 2021“, so Kettner.