Übersicht auf das Corona-Betreuungszentrum in der Messe Wien.
APA/Georg Hochmuth
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Chronik

Nach Kritik: Helfer aus Messe Wien abgezogen

Nach der Übersiedelung von 300 Asylwerbern in das Betreuungszentrum Messe Wien hält die Kritik an. Ein Zivildiener sprach von Chaos im Quarantäne-Quartier. Daraufhin wurde er laut einem Zeitungsbericht vom Samariterbund freigestellt.

Weil insgesamt 26 Bewohner positiv auf Covid-19 getestet wurden, musste das Asylwerberheim in Erdberg am Wochenende evakuiert werden. Rund 300 Bewohnerinnen und Bewohner wurden Freitagnacht in der Wiener Messe unter Quarantäne gestellt. Dabei dürfte nicht alles reibungslos über die Bühne gegangen sein.

Muslimen soll etwa ein Gericht mit Schweinefleisch serviert worden sein, was für Aufregung sorgte. Eine Sprecherin des Arbeiter-Samariterbundes (ASBÖ), der für die Betreuung der Einrichtung zuständig ist, bestätigte das speisetechnische „Versehen“ Anfang der Woche. Der Fehler sei wohl auch durch die unerwartete Ankunft so vieler Menschen passiert: „Es musste alles sehr schnell gehen.“

Zivildiener berichtete von chaotischer Ankunft

Ebenfalls aufgetauchte Berichte von angeblichen Fluchtversuchen aus dem Quarantänebereich dementierte die Sprecherin. Kritik gab es vor allem auch wegen der angeblichen chaotischen Zustände bei der Ankunft und der potenziellen Ansteckungsgefahr in der Halle. Ein freiwilliger Zivildiener, Karim Rihan, der im Herbst für NEOS in Wien als Bezirks- und Gemeinderat kandidieren will, war am Wochenende in der Wiener Messe im Einsatz. Er machte die in seinen Augen chaotischen Zustände publik.

„Man hat gemerkt, dass die Mitarbeiter in der Messe nicht vorbereitet waren, so viele Menschen auf einmal aufzunehmen“, wird Rihan im „Kurier“ (Donnerstag-Ausgabe) zitiert. Es habe zunächst zu wenig Essen gegeben, die Lage sei sehr chaotisch und angespannt gewesen. Zudem sei durch die Unterbringung der vielen Menschen auf engem Raum die Infektionsgefahr sehr hoch gewesen.

„Verstoß gegen Verschwiegenheitspflicht“

Am Dienstag sei der freiwillige Zivildiener von seinem Dienstgeber, dem Arbeiter-Samariterbund, telefonisch informiert worden, dass er nicht mehr an seinem Arbeitsplatz zu erscheinen habe, berichtete der „Kurier“ weiter. Er habe gegen die Verschwiegenheitspflicht verstoßen. Rihan soll auf die beobachteten Missstände zuerst intern hingewiesen haben. Erst nach der Freistellung habe er seine Kritik öffentlich gemacht. „Es geht mir nicht darum, den ASBÖ anzugreifen, der nichts für diese Situation konnte, aber die Stadt hätte handeln müssen“, so Rihan gegenüber der Zeitung.

Übersicht auf das Corona-Betreuungszentrum in der Messe Wien.
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In der Messe werden Betroffene aufgenommen, deren Zustand prinzipiell ein Auskurieren daheim erlauben würde – dies aber aufgrund von Platzgründen oder anderer Umstände nicht möglich ist

Mit seinem Vorgehen habe der Zivildiener gegen die Datenschutzverordnung, die Verschwiegenheitspflicht und die Dienstvorschrift verstoßen, wird eine Sprecherin des ASBÖ im „Kurier“ zitiert. „Deshalb wurde er freigestellt.“ Mit der Weitergabe von Fotos habe er die Persönlichkeitsrechte anderer Mitarbeiter verletzt. Eine Klage habe aber verhindert werden können, so die Sprecherin weiter. Unabhängig davon werde man bei der zuständigen Zivildienst-Serviceagentur den Abzug Rihans von seinem Dienstposten beim ASBÖ beantragen.

NEOS: Kritiker nicht mundtot machen

Rihans NEOS-Parteikollegen sind über das Vorgehen empört: „Wenn die Stadt Wien glaubt, Missstände in ihrem Umfeld dadurch vertuschen zu können, indem sie Kritiker und Aufdecker mundtot macht, irrt sie gewaltig“, sagte NEOS Wien Klubobmann Christoph Wiederkehr am Donnerstag in einer Aussendung.