Rathaus Wien
ORF.at/Christian Öser
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Politik

Zwist über Coronavirus-Lage in Wien

Die Coronavirus-Statistiken sorgen für zunehmenden Zwist zwischen dem Bund und Wien. Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) sagte heute, die Wiener Zahlen würden ihm Sorgen bereiten. Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) reagierte verärgert.

Nehammer führte in einem schriftlichen Statement gegenüber der APA ins Treffen, dass in Wien in den vergangenen Tagen rund die Hälfte aller österreichweiten Neuinfektionen zu verzeichnen gewesen seien – nämlich 67 von 131 zwischen dem 4. und 7. Mai. „Die Zahlen in Wien geben uns nun bereits seit einiger Zeit Grund zur Sorge“, hielt der Innenminister fest. Am Rande einer Pressekonferenz konkretisierte er am Freitag zwar, dass es auch in der Hauptstadt „gute Zahlen“ gebe, aber eben die höchsten Zuwächse im Bundesländervergleich.

Innenminister Karl Nehammer während einer Pressekonferenz
APA/Helmut Fohringer
Für Innenminister Nehammer sind die Wiener Zahlen „Grund zur Sorge“, …

Wien „an drittletzter Stelle“ bei Landeshauptstädten

Der Wiener Gesundheitsstadtrat konterte im Rahmen einer Pressekonferenz hörbar verärgert. „Der macht sich Nüsse Sorgen um Wien. Wenn er seine Statistik ordentlich lesen würde, dann würde er sehen, dass im Vergleich der Landeshauptstädte Wien an drittletzter Stelle ist, was die Zahl der Infizierten insgesamt anbelangt“, sagte Hacker.

Heftige Kritik übte der Gesundheitsstadtrat am „unseriösen“ Umgang der Bundesregierung. Denn indem die gemeldeten Zahlen der Testlabors einfach in die veröffentlichten Statistiken des Gesundheitsministeriums „durchgeschossen“ würden, fehle die Interpretationsebene: „Das ist der Fehler in der Dashboard-Philosophie des Bundes.“ Die tägliche Betrachtung von Testergebnissen sage nur aus, wie fleißig Labors ihre Daten in das EDV-System spielen.

Gesundheitsstadtrat Peter Hacker bei Pressekonferenz
APA/Hans Punz
…, was ihm Wiens Gesundheitsstadtrat Hacker jedoch nicht glauben will

Nehammer bietet Wien Hilfe an

Wichtiger sei die längerfristige Betrachtung, erklärte Hacker. Und hier sei die Entwicklung in Wien rückläufig – auch was die Covid-19-Patienten in Spitälern anbelangt. „Nachdem wir nicht Guglhupfpatschn sind, sondern eine Zweimillionenstadt und jeden Tag zwischen 1.500 und über 2.000 Tests machen“, seien tägliche Schwankungen von plus/minus 20 oder 30 „wirklich wurscht“, so Hacker.

Nehammer hatte außerdem erneut ein „Angebot“ an Wien gerichtet, dass Kräfte des Landeskriminalamts beim Containment unterstützen könnten. „Täglich grüßt das Murmeltier“, so Hackers Antwort an das Innenministerium. „Wir haben die Frage besprochen und das Angebot dankend abgelehnt.“ Man habe ausreichend eigenes Personal.

Zehn Neuerkrankungen in Wien

In Österreich sind derzeit weniger als 1.400 Menschen am Coronavirus erkrankt – laut den Zahlen aus dem Innenministerium vom Freitagvormittag (9.30 Uhr) waren es genau 1.324 Personen, um 121 weniger als am Vortag.

In Wien sind derzeit 531 Menschen an Covid-19 erkrankt, um 48 weniger als am Vortag. Nach einem möglichen Ausreißer am Donnerstag ging auch die Zahl der Neuerkrankungen wieder auf gewohntes Niveau zurück: In den vergangenen 24 Stunden wurden laut den Zahlen des medizinischen Krisenstabs der Stadt zehn Neuinfektionen gemeldet (Stand: 8.00 Uhr). Weiters berichtete der Krisenstab von drei weiteren Todesfällen aufgrund von Covid-19. Damit stieg die Gesamtzahl der Verstorbenen in Wien auf 141.