„Die Idee ist aus einem ganz persönlichen Vorhaben heraus entstanden: Ich habe meine Mutter über meine Großmutter befragt und meine Großmutter über meine Urgroßmutter. Das führte zu Gesprächen mit anderen Frauen“, erzählte die Künstlerin. Während sie die unterschiedlichsten Geschichten zu hören bekam, begann sie sich als Fotografin dafür zu interessieren, wie zum Beispiel Gesten von Müttern an Töchter weitergegeben werden. 45 Interviews mit Frauen zwischen neun und 96 Jahren führte Kreis seit 2017. Nach den Gesprächen über die Mütter der Interviewten entstanden signifikante Fotos der Töchter.
„Finding Motherland“ sei auch ein Wahrnehmungsprojekt: „Beim Betrachten der Fotos und beim Hören der Geschichten kommt es zu einer Weitergabe von Gefühlen, vielleicht vergleichbar mit den Emotionen, die ich während der Gespräche an mir selbst spürte.“ Franzi Kreis hofft, dass geteilte Generationengeschichten dabei helfen können, „über die nun nötige räumliche Distanz die Nähe zueinander nicht zu verlieren.“
45 Frauen und ihre Mütter
Bisher wurden im Rahmen des Projekts 45 Interviews geführt, in denen die Frauen über ihre Beziehung zu ihren Müttern sprechen. Ein Schwerpunkt der Ausstellung sind öffentliche Räume in Wien-Floridsdorf, darunter das GB*-Stadtteilbüro in der Brünner Straße, die Blumenecke am Schlingermarkt oder der American Food Store im Conrad Lötsch Hof. Aber auch an anderen Orten wie dem Dschungel-Café im Museumsquartier oder dem Kulturcafé Max in Wien-Hernals werden Arbeiten gezeigt. Die Stimmen der Frauen sind via QR-Code am Handy zu hören, die Übersetzungen sind in den Sprachen Englisch, Russisch und Bosnisch/Kroatisch/Serbisch zu lesen.
2019 wurde die Wanderausstellung erstmals in leer stehenden Geschäftslokalen in Wien präsentiert. Die Sammlung von Interviews und Porträts wächst dabei stetig an und umfasst unter anderem Familiengeschichten aus Österreich, Deutschland, Liechtenstein, Russland, Ukraine, Bosnien-Herzegowina, Serbien, Afghanistan und Japan. Im März 2020 war „Finding Motherland“ in einem Kulturzentrum im ehemaligen Arbeiterkulturhaus der sowjetischen Autowerke ZIL in Moskau zu sehen. Aufgrund der Corona-Krise mussten für das Frühjahr 2020 geplante Ausstellungstermine in Sarajevo und Wien verschoben werden, das Web-Archiv ist aber online zu sehen.
Wiener Wahnsinn mit „Mama“
Den Soundtrack zum Muttertag könnte übrigens die neue Single „Mama“ der Band Wiener Wahnsinn liefern. „Mama, wast du eigentlich / wie sehr i di mog / Habs dir nur nie gsogt“, singt Sänger „Soberl“, und überreicht im dazugehörenden, an der Alten Donau aufgenommenen Video seiner Mutter einen Blumenstrauß: „Mama gspierst du eigentlich dass mein Herz wegen dir schlogt?“