Kellner im restaurant am Donauturm
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Wirtschaft

Gastro-Öffnung: Warten auf den Ansturm

Leere Gastgärten und Schnürlregen: Der Neustart der Gastronomie hat am Freitagvormittag in Wien nicht zuletzt wegen des schlechten Wetters ein eher tristes Bild abgegeben. Doch viele Lokale sind am Wochenende ausreserviert.

„Es herrscht eher Zurückhaltung als Euphorie“, fasste Cafe-Landtmann-Chef Berndt Querfeld die Stimmung zusammen. Die Branche versucht sich dennoch in Optimismus. Im normalerweise so gut wie stets vollen Landtmann berichtete Querfeld gegen Mittag von einer Auslastung um die 25 Prozent: „Es ist sehr überschaubar.“

Ein Lokalaugenschein zeigte am Vormittag alles andere als einen Run auf die wiedereröffneten Cafes und Lokale. Am Naschmarkt, wo auch unter der Woche gern gefrühstückt wird, herrschte mit Ausnahme einzelner Tische gähnende Leere. Ein ähnliches Bild zeigte sich im Traditionskaffeehaus Sperl oder im hippen Cafe-Buchshop-Hybriden „phil“ gegenüber. Auch im Museumsquartier, wo die diversen Gaststätten die verordnete Pause beendet haben, waren gegen 11.00 Uhr in drei inspizierten Lokalen gezählte zwei Gäste anwesend.

Ein sogenannter Jungkellner am Freitag, 15. Mai 2020, im Cafe Landtmann in Wien.
APA/Hans Punz
Ein Jungkellner im Cafe Landtmann

„Wochenende prinzipiell gut ausgebucht“

Neben dem Regenwetter, das die Leute nicht unbedingt zum Rausgehen animiere, glaubt Cafe-Inhaber Querfeld auch, dass sich die meisten Menschen für den ersten Gastro-Tag nach der zweimonatigen coronabedingten Schließung einen Abendtermin vereinbart haben. Und damit dürfte er richtig liegen.

Regen trübt ersten Gastro-Tag

Es war ein holpriger Start für die Gastronomie. Wegen des Regens kamen nur wenige Menschen in die wieder geöffneten Lokale.

Im Gasthaus Sapa in Neubau, das vietnamesische Speisen anbietet ist das „Wochenende prinzipiell gut ausgebucht. Es sind auch keine Tische mehr frei. Es ist alles reserviert“, sagte Victoria Wiesner vom Sapa gegenüber „Wien heute“. Dennoch erwartet sie für die kommende Zeit eher weniger Betrieb, weshlab man auch mit dem Personal „runtergefahren“ sei. „Ja, mal sehen, natürlich würde es uns freuen, wenn es wieder kracht“.

Die Branchenvertreter in der Wiener Wirtschaftskammer zeigten sich am Freitag bemüht, gute Stimmung zu machen. „Heute ist ein großer Tag“, freute sich Gastro-Obmann Peter Dobcak in einer Pressekonferenz. In den zwei Monaten Stillstand habe sich gezeigt: „Der Wirt ist ein integraler Bestandteil unserer Stadt“ und die Wienerinnen und Wiener seien „ganz wild darauf, uns zu besuchen“. Für die nächsten Tage rechnet Dobcak tatsächlich mit viel Besuchern in den Wirtshäusern und Beisln. Das werde dann aber wohl abflachen.

Mitarbeiter des Lokals Kent am Brunnenmarkt
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Das Kent am Brunnenmarkt

„Endlich wieder ein gemeinsames Essen“

„Wir freuen uns sehr. Das ist seit längerer Zeit endlich wieder ein gemeinsames Essen“, sagten die Besucher im Restaurant am Donauturm. Andere meinten: „Es ist aufregend heute das erste Mal wieder unterwegs zu sein. Sie sind mit Maske, wir ohne. Ich hab fast ein schlechtes Gewissen.“

Karl Reis (ORF) live vom Naschmarkt

Kaffeeesieder-Obmann Wolfgang Binder sprach von einer nicht euphorischen, aber doch positiven Stimmung unter der Kollegenschaft. Wobei sich einige Kaffeehausbetreiber entschlossen hätten, erst später oder überhaupt erst nach dem Sommer wieder aufzusperren – wie etwa der bekannte Bräunerhof in der Innenstadt. Und für die rund 200 Espressi sei die Lage ebenfalls sehr schwierig. Hier hofft Binder auf Lockerungen des Bundes Ende Mai, sodass der Schankbetrieb wieder aufgenommen werden kann.

Wieviel Lokalbetreiber die Krise nicht überleben werden, trauten sich die Kammerfunktionäre nicht abzuschätzen. Trotz des Endes des gastronomischen Stillstands stünden aber noch einige Herausforderungen bevor – etwa wenn im Juni die doppelten Gehälter für die Beschäftigten fällig werden oder in einigen Monaten, wenn Überbrückungskredite abbezahlt werden müssen.