Der ehemalige Architekturzentrum-Direktor Dietmar Steiner am Freitag, 12. Februar 2016
APA/Herbert Neubauer
APA/Herbert Neubauer
Kultur

Az-W-Gründer Dietmar Steiner gestorben

Dietmar Steiner, der Gründungsdirektor des Architekturzentrums Wien (Az W), ist am Freitag im Alter von 68 Jahren gestorben. „Die Architektur und wir alle, die wir in ihr leben, haben einen großen Verbündeten verloren“, bekundete die jetzige Az-W-Direktorin Angelika Fitz.

Steiner, am 31. Dezember 1951 in Wels geboren, studierte Architektur an der Akademie der bildenden Künste in Wien und arbeitete an Friedrich Achleitners Archiv „Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert“ mit. Er lehrte an der Hochschule für angewandte Kunst und war Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Architektur sowie Redakteur des Magazin „Domus“.

2002 war er als Kommissär des österreichischen Beitrags der Architektur-Biennale in Venedig. Von 2006 bis 2014 war er Präsident von ICAM (International Confederation of Architectural Museums), der weltweiten Dachorganisation der Architekturmuseen, von 2009 bis 2014 Vorsitzender des Qualitätsbeirats für den sozialen Wohnbau in Wien.

Leitete Architekturzentrum 25 Jahre lang

Vor allem aber war Steiner 1993 Gründungsdirektor des Architekturzentrums Wien, das er 25 Jahre lang leitete und zu einer Institution von hoher internationaler Reputation machte. Mit zahlreichen Ausstellungen zu historischen wie aktuellen Architektur- und Stadtentwicklungsthemen und einem breiten Vermittlungsprogramm positionierte sich das Architekturzentrum als wichtiger Player im baukulturellen Diskurs. Zudem legte Steiner den Grundstein für die größte Sammlung von Vor- und Nachlässen österreichischer Architekten des 20. Jahrhunderts.

„Nicht nur das Az W, sondern die Architekturszene Österreichs – aber auch darüber hinaus – verlieren mit Dietmar Steiner einen der engagiertesten Vertreter“, wurde Hannes Swoboda, Präsident des Vorstandes des Az W, auf der Website zitiert. „Er war nie ein Angepasster und seine kritischen Analysen haben immer für Debatten gesorgt. Aber genau diese Debatten, an denen er aktiv mitmischte, haben Architekturgeschichte geschrieben.“

Nach seiner Pensionierung 2017 knüpfte Steiner an den Beginn seiner Karriere an und arbeitete an dem ausständigen Niederösterreich-Band von Friedrich Achleitners Architekturführer – ein Projekt, das er nicht mehr beenden konnte.

„Bedeutung der Architektur für die Gesellschaft vermittelt“

Auch die grüne Kultursprecherin Eva Blimlinger zeigte sich über Steiners Tod betroffen. „Wie kaum ein anderer hat er es verstanden, die Bedeutung der Architektur für die Gesellschaft und die Notwendigkeit die Geschichte der Architektur zu vermitteln.“

Er habe sich auch mit der Architektur des Nationalsozialismus in Wien frühzeitig auseinandergesetzt. „Die Ausstellung ‚Wien. Die Perle des Reiches. Planen für Hitler‘, die 2015 im Az W stattfand, kann mit Recht als ein Meilenstein in der österreichischen Architekturgeschichte bezeichnet werden“, so Blimlinger. „In ‚seinem‘ Architekturzentrum wurden die für die Entwicklung Wiens wichtigen Fragen diskutiert“, ergänzte Wiens Planungsstadträtin Birgit Hebein (Grüne).

Auch Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) bezeichnete Steiner als einen herausragenden Visionär. „Zeit seines Lebens war ihm die Auseinandersetzung mit der Architektur und ihrer Funktion für die Gesellschaft wichtig. Als Vorsitzender des unabhängigen ‚Qualitätsbeirats‘ für den geförderten Wohnbau in Wien stellte er dieses für ihn geltende Grundprinzip auch in der Praxis unter Beweis“, so Ludwig.