Der ehemalige FPÖ-Klubchef und Wiener Vizebürgermeister Johann Gudenus im Interview mit „Wien heute“
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Politik

Gudenus: „Kein politisches Comeback“

Ein Jahr ist es her, dass Johann Gudenus über das Ibiza-Video gestolpert ist und sich aus der Politik zurückzog. Im Gegensatz zu Heinz-Christian Strache strebt er „kein politisches Comeback“ an. Der neu benannten Strache-Liste gibt Gudenus keine Chance.

Bereits 2017 war in einer Villa auf der spanischen Insel Ibiza jenes Video aufgenommen worden, in dem sich Strache und sein Freund Gudenus, seines Zeichens später geschäftsführender Klubobmann der FPÖ, vor einer vermeintlichen lettisch-russischen Oligarchennichte um ihre Ämter redeten. Neben Prahlereien waren die FPÖ-Spitzenpolitiker auch dabei, die ihr freilich gar nicht gehörende „Kronen Zeitung“ zu verkaufen, Österreichs Wasser zu privatisieren und der eigenen Partei über Umwege Spenden zukommen zu lassen.

Anders als sein einstiger Parteifreund Strache will Gudenus nicht in die Politik zurück. „Ich strebe kein politisches Comeback an“, sagte Gudenus gegenüber „Wien heute". Nachsatz: ". Ich kann aber nicht ausschließen, dass ich mich in acht, neun, zehn, 15 Jahren mich vielleicht da oder dort wieder engagieren werde.“

Ein Jahr nach Ibiza-Video

Vor einem Jahr ist das Ibiza-Video aufgeflogen. Es sorgt für 35 Verfahren und hat auch die Wiener Politik verändert.

„Jede Stimme für Strache ist eine verlorene Stimme“

Mit Strache hat er keinen „Kontakt mehr. Vielleicht sind wir uns da oder dort zufällig begegnet“. Straches neuer Liste, die seit kurzem „Team Strache“ heißt, gibt Gudenus bei der Wien-Wahl keine Chance. Er bezeichnete sie vielmehr als „Handlanger von Herrn (Bürgermeister Michael, Anm.) Ludwig und der SPÖ“, um der FPÖ zu schaden. „Jede Stimme ist eine verlorene Stimme“.

Politisch fühlt sich Gudenus noch immer der FPÖ verbunden. Austausch mit der Partei gebe es aber keinen mehr. „Ich spreche nicht mit bei politischen Entscheidungen. Ich werde auch nicht gefragt. Beides ist mir recht, weil ich mich zurückgezogen habe aus der Politik“.

Will eigenes Unternehmen aufbauen

Was die Ermittlungen gegen Gudenus in den Causen Vereine und Casinos betrifft, zeigt er sich gelassen. „Ich weiß, dass ich ein reines Gewissen habe“. Was auf Gudenus im anstehenden Ibiza-Untersuchungsausschuss zukomme, könne er nicht sagen. „Ich werde mich die Tage davor selbst ein bisschen darauf vorbereiten, weil einige Sachen länger zurückliegen“.

Derzeit macht sich Gudenus Gedanken, „wie ich aus eigener Kraft ein Business aufbauen kann“, wie er sagt. Nutzen will der ehemalige FPÖ-Klubchef und Wiener Vizebürgermeister mit diplomatischer Ausbildung dazu auch sein „Netzwerk auf internationaler Ebene“ Der Tätigkeitsbereich erstrecke sich unter anderem von Strategie- und PR-Beratung im internationalen Bereich über Immobilien bis zum Aufbau von Apps.

Politberater: Ibiza „stärke Folgen für Wiener Parteien“

Politberater Thomas Hofer glaubt, dass der Ibiza-Skandal ein „ganz, ganz wesentlicher Einschlag war. Wahrscheinlich sogar noch stärker in der Wiener Parteienlandschaft als das im Bund der Fall ist. Denn man darf ja nicht vergessen, dass die Wiener Partei doppelt getroffen war“, so Hofer gegenüber „Wien heute“. Den es sei ja nicht nur Strache weggewesen, sondern auch Gudenus. „Es sind die beiden Ersten dieser Landespartei nicht mehr auf dem Platz gewesen. Insofern war das ein dramatischer Einschlag für die Wiener FPÖ“.

Folgen hatte das Ibiza-Video aber auch für die anderen Parteien. „Für die Wiener SPÖ heißt das, dass man sich für den Wahlkampf etwas anderes überlegen müssen. Da hat man die letzten vier, fünf Wahlkämpfe mit dem blauen Krokodil an der Seite bestritten, nämlich der Gestalt, dass man sich immer abgegrenzt hat von der FPÖ. Das wird man jetzt anders machen müssen“. Die Wiener ÖVP könne sich indessen "die Hoffnung machen, dass man einige der Wählerinnen und Wähler, die man 2015 verloren hat, wieder zurückbekommt“.