Geschlossenes Tor zum Tiergarten Schönbrunn
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Chronik

Bundesgärten: Neue Version für Schließung

Die Posse um die Schließung der Bundesgärten zu Beginn der CoV-Krise ist um eine Facette reicher. Der Grund für die Sperre hatte offenbar nichts mit engen Eingängen zu tun, sondern: Die Mitarbeiter sollten „nicht gefährdet“ werden, sagte Stefan Schmidt von der HBLFA Schönbrunn.

„Die Bundesgärten waren ja kurz geschlossen, weil wir als Dienststelle einfach die Verantwortung für die Mitarbeiter höher gehängt haben, als das Bedürfnis nach Grün zu befriedigen. In den ersten Tagen war es für uns das Wichtigste, dass wir nach dem Vorbild des Tiergartens und der anderen Einrichtungen in Schönbrunn zusehen, dass wir unsere Mitarbeiter nicht gefährden“, sagte Stefan Schmidt, der Leiter der Abteilung Garten- und Landschaftsgestaltung an der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau Schönbrunn (HBLFA) gegenüber Ö1. Schmidt ist in die Pflege der österreichischen Bundesgärten eingebunden.

„Nicht geahnt, wie groß Bedürfnis nach Grünflächen war“

„Die Horrorvorstellung war, es steckt sich einer der, sagen wir, Schönbrunner-Crew an und wir müssen ganz Schönbrunn in Quarantäne schicken“, so Schmidt. Es sei dann versucht worden, in ganz kleinen Gruppen „den Garten langsam weiterzupflegen. Und um das zu schaffen, haben wir die Gärten dann geschlossen, damit wir mit einer geringen Mannschaft hier arbeiten können.“

Gleichzeitig räumte Schmidt ein, den Wunsch der Wienerinnen und Wiener, während der Ausgangsbeschränkungen ins Grüne zu kommen, unterschätzt zu haben. „Was wir nicht geahnt haben war, wie groß das Bedürfnis der Wiener nach Grünflächen war. Was das für ein Aufschrei war, dass man hier nicht mehr in die Bundesgärten konnte. Es ist ja politisch dann doch einigermaßen diskutiert worden, mit der Konsequenz: Es ist jetzt wieder offen. Und man hat gemerkt, wie die Gärten gestürmt wurden“, so Schmidt.

Streit mit der Regierung

Die historischen Gartenanlagen waren nach Verkündung der Covid-19-Maßnahmen Mitte März analog zu den Bundesmuseen geschlossen worden – oder genaugenommen nicht mehr aufgesperrt worden. Denn die Areale sind umfriedet und auch regulär nur tagsüber besuchbar. Betroffen waren in Wien der Schlosspark Schönbrunn, der Belvederegarten, der Volksgarten, der Burggarten sowie der Augarten, in Innsbruck der Hofgarten und der Schlosspark Ambras. Die Aktion sorgte für eine intensive politische Debatte, zumindest was die Wiener Flächen betraf.

Im Wiener Rathaus wurde vehement darauf gedrängt, die Parks wieder aufzusperren. Aus dem zuständigen Landwirtschaftsministerium hatte es aber geheißen: „Die sieben Anlagen der Bundesgärten sind geschlossen, weil es zu sehr hohen Frequenzen und Menschenansammlungen gekommen ist und Sicherheitsabstände nicht eingehalten wurden.“ Als weiterer Grund für die Sperre wurden auch die schmalen Eingänge genannt.

Letztlich wurde vom Bund entschieden, die Öffnung nach dem Osterwochenende zu setzen – allerdings mit Kontrollen bei den Eingängen, um eine etwaige Überfüllung der Parks zu vermeiden. Die Stadt stellte auch Organe der Parkraumüberwachung für die Überwachung bei den Eingängen bereit – mehr dazu in Kontrollen in Bundesgärten laufen aus.