Kinder warten vor einer Schule
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Chronik

Schule blieb wegen Verdachtsfalls zu

Eine Privatschule in Währing hat am Montag wegen eines Coronavirus-Verdachtsfalls vorerst nicht geöffnet. Laut einer Betroffenen wurden die Schülerinnen und Schüler vor dem Gebäude abgewiesen und wieder nach Hause geschickt.

Die Volks- und Wiener Mittelschule der Erzdiözese Wien in der Antonigasse musste am Montag geschlossen bleiben. Ein Lehrer hatte sich in der Früh in der Schule gemeldet und seinen Verdacht auf eine Infektion mit dem Coronavirus geäußert. Am Sonntag habe er schon beim Gesundheitstelefon 1450 angerufen und werde getestet, hieß es von einem Sprecher des Gesundheitsstadtrats Peter Hacker (SPÖ). Er betonte, dass es sich um keine behördliche Schließung handle, sondern eine Entscheidung seitens der Schule.

Unabhängig vom Testergebnis laufe bereits das Contact Tracing. Die Eltern seien gegen 7.30 Uhr über das Online-Learning-Tool Schoolfox informiert worden, sagte eine Sprecherin der Privatschulen der Erzdiözese gegenüber „Heute“. Rund ein Dutzend Schülerinnen und Schüler mussten vor der Schule abgewiesen werden, sagte sie. Ein Testergebnis der betroffenen Person wird noch am Nachmittag erwartet.

Schichtbetrieb an Schulen gestartet

Für Schüler von Volksschulen, Neue Mittelschulen, AHS-Unterstufen und Sonderschulen in Österreich beginnt am Montag wieder der Unterricht an den Schulen im sogenannten „Schichtbetrieb“ und mit strengen Hygienemaßnahmen.

Guter Start in vielen Schulen

Ein holpriger Start also für die Wiederaufnahme des Schulbetriebs in der Volks- und Mittelschule. Andernorts lief es besser. In der Volksschule Bernhardtstalgasse in Favoriten war rund die Hälfte der 480 Schülerinnen und Schüler am Montag gekommen. Es wurde mit Sicherheitsabstand vor dem Eingang gewartet, drinnen wurden die Hände desinfiziert und gewaschen. Kinder, die keine eigene Schutzmaske mithatten, bekamen eine von der Schule.

Gerade das Tragen der Masken könnten für Schüler schwierig werden, meint der Direktor der Schule Horst-Edgar Pintarich. Kinder seien impulsiv und spontan. Da könne es schwierig werden mit Abstandsregeln und Masken. Positiv war auch der Schulstart im Polgargymnasium in der Donaustadt. Vorbildlich wurden die Regeln eingehalten, aber auch hier zweifelt die Direktorin Gabriele Michalek, dass das lange halten wird. „Ich glaube, dass sich spätestens nächste Woche der Schlendrian einschleichen wird.“

Eine Pädagogin pflegt einen behinderten Schüler
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In Sonderschulen gelten andere Maßnahmen

Besondere Maßnahmen an Sonderschulen

Besondere Maßnahmen müssen hingegen an Sonderschulen getroffen werden, sagt die Direktorin der Heilstättenschule, Saniela Jagsch-Budschedl, „weil bei uns im Haus auch die basalen Kinder, also Kinder mit mehrfachen schweren Behinderungen – sowohl körperlich als auch geistig – unterrichtet werden“, also Kinder, die zur Risikogruppe gehören. Die Pädagoginnen und Pädagogen müssen FFP2-Masken und ein Vollvisier tragen und mit Handschuhen arbeiten, denn auf Körperkontakt könne nicht verzichtet werden.

Insgesamt sind am Montag erstmals seit zwei Monaten rund 150.000 Schülerinnen und Schüler in Wien in die Klassen gegangen. Die Tische wurden mindestens einen Meter voneinander entfernt aufgestellt. Um das zu ermöglichen, werden die Klassen ab einer Größe von 19 Schülerinnen und Schülern geteilt und es wird abwechselnd an unterschiedlichen Tagen unterrichtet.

Betreuung auch an Hausübungstagen

Betreuung an den Schulen wird es auch an den freien, sogenannten Hausübungstagen geben, hieß es aus dem Bildungsministerium. Dafür werden alle freien Räume genutzt, wie etwa die Bibliotheken, Werkräume oder Turnsäle.

Auf dem Platz in der Klasse können die Kinder und Jugendlichen ihren Mund-Nasen-Schutz zwar abnehmen, trotzdem gelten weiterhin strenge Hygieneregeln. So müssen sich die Schülerinnen und Schüler etwa regelmäßig die Hände waschen oder desinfizieren. Wer trotz der strengen Maßnahmen Angst vor Ansteckung hat und über eine Betreuungsmöglichkeit verfügt, muss nicht in die Schule kommen. Gelernt werden kann weiterhin auch von zu Hause aus.

Auch Studie zu Covid-19 unter Wiener Schülern beginnt

In einer großangelegten Untersuchung wollen sich Wissenschaftler ein Bild davon machen, wie es um Covid-19-Infektionen bei Wiener Schulkindern bestellt ist. Die Studie umfasst PCR- und Antikörpertests sowie einen Fragebogen. Die Ergebnisse werden voraussichtlich im Spätsommer vorliegen, hieß es seitens der Initiatoren.

Bei der Untersuchung handelt es sich um eine Initiative von Kinderärzten um Zsolt Szepfalusi von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde der Medizinischen Universität (MedUni) Wien und Thomas Frischer von der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde des Wilhelminenspitals in Wien-Ottakring. Über die Bildungsdirektion Wien ergingen 1.800 Einladungen zur Teilnahme an Schüler aus Wien.

Die Stichprobe soll möglichst die gesamte Population der rund 240.000 Wiener Schulkinder gut abbilden. So werden Kinder und Jugendliche aus allen zwölf Schulstufen dabei sein, erklärte Frischer im Gespräch mit der APA.

Teilnahme nur mit Einladung

Teilnehmen können nur Schüler, die eine solche Einladung erhalten haben. Darüber hinaus könne man keine Kinder testen, betonte der Mitinitiator. Wer mitmacht, erhält einen Termin an der Sigmund Freud Privatuniversität (SFU), die aufgrund der aktuellen coronavirusbedingten Sperre „viel Platz biete, um Abstand zu halten. Wir machen dort einen (für den PCR-Test notwendigen, Anm.) Nasen-Rachen-Abstrich und eine Blutabnahme für Antikörpertestungen“, sagte Frischer.

Mit der Untersuchung wolle man eine wichtige Wissenslücke schließen, nämlich „wie viele Kinder infiziert sind und wie viele die Infektion durchgemacht haben“. Über Ersteres gibt der PCR-Test Auskunft, Letzteres können Antikörpertest anzeigen.

Julia Korponay-Pfeifer (ORF) zur Schulöffnung

Vom Polgar-Gymnasium im 22. Bezirk in Wien berichtet ORF-Reporterin Julia Korponay-Pfeifer.

Bei einem positiven PCR-Befund erhalten die Eltern sowie die Gesundheitsbehörden umgehend eine Verständigung. Mit ersten Studienergebnissen sei jedoch erst nach der rund zweimonatigen Erhebungsphase und den anschließenden Antikörpertests zu rechnen. Zum Schulstart im Herbst werde man dann voraussichtlich wissenschaftlich sauber erhobene Daten zur Erkrankungsverteilung mit Stand Mai bzw. Juni auf dem Tisch haben. „Es wäre dann natürlich auch interessant, das später zu wiederholen“, sagte Frischer.

„Aus Österreich einfach gar keine Daten“

Leider gebe es bisher „aus Österreich einfach gar keine Daten“ – das gilt vor allem für dieses Alterssegment. So wurden etwa bei der zweiten österreichweiten Stichprobenerhebung Personen unter 16 Jahren dezidiert nicht berücksichtigt. „Wir nehmen an, dass wir kaum infizierte Kinder haben. Wir wissen aber nicht, ob welche die Infektion still durchgemacht haben – auch das ist durchaus möglich“, so Frischer.

Im Fragebogen wird daher u. a. auch erfasst, ob jemand im familiären Umfeld in den vergangenen Wochen krank war. Daraus könne man Rückschlüsse darüber ziehen, wo sich die Kinder angesteckt haben. „Was wir auch noch herausfinden wollen, ist, ob es Risikofaktoren gibt“, sagte Frischer. Das könnte etwa der sozioökonomische Status, der Wohnort oder andere Faktoren sein.

In anderen Studien schreckte man bisher eher davor zurück, Kinder etwa aufgrund der mitunter etwas unangenehmen Nasen-Rachen-Abstriche einzuschließen. Bei der Wiener Covid-19-Kinderstudie seien nur Kinderärzte im Einsatz, wie Frischer betonte: „Wir machen das sehr schonend und haben wirklich viel Erfahrung.“ Nicht zuletzt hole man auch Einverständniserklärungen der Eltern und kindgerecht gestaltete Einwilligungen ein. Die Studie wurde auch von den Ethikkommissionen des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV), der MedUni sowie der SFU und hinsichtlich der Datenschutzbestimmungen überprüft.