Die Beethoven-Oper beeindruckte damals nicht zuletzt durch das gewaltige Bühnenbild einer Doppelhelixtreppe des US-deutschen Architekturbüros Barkow Leibinger. Laut einem Bericht des Kulturjournalists Axel Brüggemanns in seinem Blog bei der Klassikzeitschrift „Crescendo“ gleicht die weiße Bühnenanlage des 1993 in Berlin gegründeten Büros frappant einer Studie für eine Bibliothek des US-Architekten Khoa Vu aus dem Jahr 2013.

Plagiatsvorwürfe zurückgewiesen
„Ich war schockiert, als ich die Bilder gesehen habe. Man muss ernsthaft davon ausgehen, dass Barkow meine Idee kopiert hat“, stellte Vu gegenüber Brüggemann eine Zusammenarbeit in Abrede. „Hiermit weisen wir die gegen uns vorgebrachten Plagiatsvorwürfe zurück“, beschied das Büro Barkow Leibinger in einer Stellungnahme gegenüber der APA.
„Wir wollen nicht ausschließen, dass das von Herrn Khoa Vu stammende Bild, das als Vergleich herangezogen wird, im Rahmen unserer Recherche, auch zu anderen Projekten, gesehen wurde und daher bekannt war. Allerdings können wir auch sagen, dass das Bild im Entstehungsprozess des Bühnenbildentwurfs keine weitere Rolle gespielt hat“, heißt es weiter.
Kontakt zu Khoa Vu aufgenommen
Ursprünglich habe man auch eine Drehbühne einsetzen wollen, was sich dann technisch und finanziell als zu aufwendig herausgestellt habe, aber einen anderen Eindruck ergeben hätte. Das zum Vergleich mit Vu herangezogene Bild aus dem „Fidelio“ stelle nur ein Momentaufnahme dar. „Unserer Auffassung nach handelt es sich bei beiden Architekturen um Originale“, so Barkow Leibinger. Man sei nun mit dem Architekten Khoa Vu in Verbindung getreten.
Plagiatsexperte hält Vorwürfe für zutreffend
Der Plagiatsexperte Stefan Weber bezeichnet die Vorwürfe gegen das Bühnenbild als „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zutreffend“. Dabei streicht er die „Eigentümlichkeit der Treppengestaltung“ hervor. Der Vorwurf erhärte sich „schon dadurch, dass eine weltweite Bildersuche zu ‚Doppelhelixtreppe‘ keine vergleichbaren Funde produziert außer den beiden, über die wir jetzt diskutieren“, so der Experte, der festhält: „Architekturplagiate gehören zu den am schwierigsten zu beurteilenden Plagiaten.“
Auch dass die Treppengestaltung über eine reine technische Lösung hinausgehe und eine besondere künstlerische Gestaltung aufweise, „muss höchstwahrscheinlich bejaht werden“. Die „Zweckentfremdung“ eines Plans für eine Bibliothek für ein späteres Bühnenbild sind seines Erachtens „kein Gegenargument gegen den Plagiatsvorwurf“.