Sebastian Kummer
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Chronik

Gestrandeter WU-Professor wieder in Wien

Happy End für einen Wiener Segler, der wochenlang auf seinem Boot festgesessen ist und wegen des Coronavirus in keinem europäischen Hafen anlegen durfte. Der WU-Professor Sebastian Kummer ist wieder zurück in Wien.

Im Februar wollte Kummer samt Crew einen Katamaran von Frankreich in die Türkei bringen. Das Coronavirus kam dazwischen, die Crew ging auf Mallorca von Bord. Kummer segelte jedoch allein weiter. Doch in der Türkei durfte er nicht mehr an Land gehen, auch nicht in Griechenland. „Da kam die griechische Küstenwache mit einer Maschinenpistole an und sagte, ich müsste ganz dringen verschwinden.“

Fast folgenschwerer Unfall

Er war im Niemandsland gefangen – hatte aber noch Vorräte, und wurde von Fischern versorgt. Es war die, so sagt er, schönste Quarantäne der Welt. „Mit der Zeit bin ich sozusagen zum Piraten mutiert und ich hab mir gedacht, ich lass’ das auch mal die nächste Zeit so. Ich hatte vorher keinen Bart, die Haare waren nicht so lange. Die Segler sind abergläubisch, die Segler sagen, wenn man die Haare abschneidet beim Bart und bei den Haaren, dann bringt das Unglück.“

Happy End für Wiener Segler

Nach vielen Wochen alleine auf einem Segelboot ist ein Wiener Uni-Professor nun zurück in der Stadt. Er war während des Corona-Lockdowns vor der türkischen Küste und durfte nirgends anlegen.

Mithilfe eines türkischen Freundes und der Behörden kommt es Anfang Mai zu einer Lösung. Kummer tauscht auf türkischem Gewässer sein Boot gegen ein anderes und segelt damit zurück nach Kroatien – nicht ohne Zwischenfälle. „In einem Sturm ist meine Hand zwischen einer Leine und einem Umlenkblock gekommen und war dort praktisch festgeheftet und ich konnte diese Leine nicht lösen bzw. ich hatte Angst, wenn die löst, dass die Leine schnell ausrauscht und meinen Finger abschneidet.“

Thunfisch zur Kühlung

Kurz bevor er ohnmächtig wurde, habe er sich gesagt, „ich muss einen Block lösen und habe versucht blitzschnell die Hand wegzuziehen. Ich weiß selber nicht, wie das genau geklappt hat.“ Mit einem tiefgekühlten Thunfisch hat er die Wunde gekühlt „und dann hab ich dreimal ‚Großer Gott, wir loben dich‘ gesungen, obwohl ich nicht so gläubig bin.“

Ein Boot
Sebastian Kummer
Die Überstellfahrt wurde zu einer Odyssee

Von Kroatien fährt er nach Wien, wo er sich dank negativen Coronavirustests endlich wieder frei bewegen darf. „Die Araber sagen, mit Geduld und Humor kommt man durch die Wüste, und ich glaube, das gilt auch für Wasserwüsten.“ Humor braucht man also, sagt Kummer.