Wirtschaft

Tourismusdirektor: „Jahr ist nicht zu retten“

Wien ist derzeit touristisch quasi ausgestorben. 98 Prozent weniger Nächtigungen gab es im April. „Das Wiederbeleben des Tourismus ist ein Marathon“, sagt Tourismusdirektor Norbert Kettner. Das heurige Jahr hat er schon aufgegeben.

„Wir wissen aus einer Hotelbefragung, dass die Hotels sagen, sie brauchen mindestens 50 Prozent Auslastung, um überhaupt aufmachen zu können, das ist momentan nicht der Fall“, sagte Kettner im „Wien heute“-Interview. Normalerweise gebe es in Wien eine Auslastung von 80 Prozent. „Ich verstehe auch, wenn manche sagen: ‚Wir warten mal wie sich die Situation entwickelt‘.“

Tourismusdirektor Kettner im Studio

Wie kann der Wiener Tourismus nun auf diese enorme Krise reagieren? Dazu ist Tourismusdirektor Norbert Kettner im „Wien heute“-Studio.

Kaum Planungssicherheit

Dass der Tourismus dennoch mit der Öffnung startet, sieht Kettner vor allem als psychologischen Schritt. Optimistisch ist er aber nicht, dass sich das Geschäft bald wieder rentiert. „Wir leben in einer On-Off-Wirtschaft, es kann immer wieder eine Situation eintreten, dass Betriebe geschlossen werden müssen.“ Immerhin kamen im Vorjahr nur 40 Prozent der Gäste aus Österreich, Deutschland oder der Schweiz. Der Rest hatte eine weitere Anreise.

Wichtig sei bei Reisen, dass die Rahmenbedingungen passen, erklärte Kettner. „Rahmenbedingungen wie Grenzöffnung und Sicherheitsgefühl. Wir wissen aus Deutschland, dass viele noch zögern, das Land zu verlassen diesen Sommer.“ Er erwarte zwar, dass bis September ein Großteil der Hotels wieder offen hat, aber „Planungssicherheit ist ein riesiges Thema, die haben wir momentan nicht zu 100 Prozent“.

Reportage: Wien ohne Touristen

Wegen der Pandemie gibt es weiterhin kaum Touristen in der Stadt. Die wirtschaftlichen Folgen sind gravierend. Wir waren mit der Kamera bei Betroffenen und bei typischen Sehenswürdigkeiten.

Fokus auf Kongresstourismus gefordert

Auf Unverständnis stößt beim Tourismusdirektor, dass die Bundesregierung seiner Meinung nach dem Kongresstourismus nicht ausreichend Beachtung schenkt. „Der durchschnittliche Kongressgast gibt am Tag 540 Euro aus, der durchschnittliche Wien-Gast 270 Euro.“ Auch, dass immer erst einen Monat im Voraus Öffnungsschritte fix sind, kritisiert er. „Möglicherweise werden ab August Veranstaltungen bis zu 1.000 Personen genehmigt. Keine Veranstaltung mit bis zu 1.000 Personen kann innerhalb eines Monats organisiert werden.“