Laudamotion-Flugzeug
APA/Roland Schlager
APA/Roland Schlager
Wirtschaft

Laudamotion schließt Basis am 29. Mai

Dem Sparprogramm von Ryanair ist nun die Laudamotion-Basis in Wien zum Opfer gefallen. 300 bis 370 Jobs sind verloren. Beide Airlines geben der Gewerkschaft die Schuld. Die Flugzeuge werden anderen Basen zugeteilt, die Slots am Flughafen Wien übernimmt Ryanair.

Das Aus für die Wiener Basis, die größte von Laudamotion, ist endgültig. Daran ließen die beiden Laudamotion-Chefs David O’Brien und Andreas Gruber am Freitag keinen Zweifel. Darüber werde nicht mehr verhandelt. Es habe sich nie um taktische Spiele gehandelt, betonte O’Brien. Die 300 betroffenen Bordbeschäftigten wurden am Freitag beim AMS von der Kurzarbeit abgemeldet und zur Kündigung angemeldet. Dazu kommen laut „Standard“ auch noch die 70 Mitarbeiter des Hauptquartiers in Wien. Der Kündigungsschutz der Mitarbeiter läuft noch bis Ende Juni, dann beginnen die Kündigungsfristen zu laufen.

„Lauda bedauert zutiefst den Verlust von mehr als 300 Arbeitsplätzen für die A320-Besatzungen und die Schließung von Laudas A320-Basis in Wien am kommenden Freitag, den 29. Mai“, teilte Österreichs zweitgrößte Luftfahrtgesellschaft Freitagvormittag mit. „In beschämender Weise hat die Gewerkschaft vida die Wünsche von über 95 Prozent der Piloten und 70 Prozent der Kabinenbesatzung an Laudas A320-Basis in Wien ignoriert und über 300 gut bezahlte Arbeitsplätze vernichtet.“

Gewerkschaft spricht von trauriger Inszenierung

Löhnen, die unter der Mindestsicherung gelegen wären, hätte die Arbeitnehmervertretung gar nicht zustimmen können, erklärte hingegen die Gewerkschaft ihren Widerstand gegen den neuen KV. Die Gewerkschaft ortete den „traurigen Höhepunkt einer Inszenierung von Ryanair“. „Für uns verstärkt sich immer mehr der Eindruck, den wir schon vor ein paar Monaten hatten, dass Ryanair nichts anderes im Sinn hatte, als die Basis in Wien zu schließen“, sagte Daniel Liebhart, Vorsitzender des Fachbereichs Luftfahrt in der Gewerkschaft vida, im Ö1-„Mittagsjournal“.

Laudamotion hielt dagegen, dass es der Gewerkschaft offenbar nie um einen Abschluss gegangen sei, es habe zahlreiche Gesprächsangebote gegeben, die nicht wahrgenommen worden seien. Dass nur der deutschen Lufthansa zur Rettung der AUA (Austrian Airlines) in Österreich der rote Teppich ausgerollt werde, missfällt der Laudamotion-Geschäftsführung ebenfalls. Mit der staatlichen COFAG habe es einen Kontakt gegeben, der aber nicht weiter verfolgt worden sei. Und zum Luftfahrtgipfel vorige Woche sei die zur irischen Ryanair gehörende Laudamotion als zweitgrößte Airline in Österreich nicht einmal eingeladen gewesen.

Ryanair übernimmt nur Hälfte der Routen

In den kommenden Tagen wird Ryanair ein neues Flugprogramm für die Wien-Strecken fixieren, sagten die Geschäftsführer. Ryanair wird den wegen der Coronapandemie eingestellten Flugverkehr ab 1. Juli wieder aufnehmen. Der Österreich-Ableger Laudamotion hatte vor Corona für den heurigen Sommer mehr als 80 Routen ab Wien geplant. Ryanair wird deutlich weniger übernehmen, vielleicht sogar weniger als die Hälfte. Ob im Zuge dessen weitere Mitarbeiter in Österreich abgebaut werden, werde man sich natürlich auch anschauen, hieß es.

Insgesamt beschäftigt Laudamotion zur Zeit rund 1.000 Menschen. 300 davon sind die Piloten und Kabinenbeschäftigten der Basis Wien, die nun gekündigt werden. Im Hauptquartier sind 70 Leute beschäftigt. Etwa 300 Mitarbeiter sind über die österreichische Zweigniederlassung der Leiharbeitsfirma Crewlink Ireland im Dienst.

Flugzeuge kommen an andere Standorte

Die Wiener Airbus-Basis war die mit Abstand größte Basis von Laudamotion, die nun Ende Mai wegfällt. Daneben gibt es die Stützpunkte in Stuttgart, Düsseldorf, Palma und Zadar, wobei die Schließung der Sommerbase Zadar heuer im März fixiert wurde. 21 der aktuell 26 Maschinen umfassenden Flotte stehen derzeit in Wien geparkt. Die in Wien stationierten Flugzeuge (Airbusse) werden in den nächsten Tagen ausgeflogen, zu anderen Laudamotion-Stützpunkten, sagten die Airlinechefs. Die Wien-Strecken werden künftig aus anderen Stützpunkten heraus beflogen. Die Slots (Start- und Landerechte) von Lauda hat Ryanair bereits vor einigen Monaten übernommen.

Laudamotion kritisiert Regierung

Laudamotion bedauerte am Freitag zugleich die Untätigkeit der österreichischen Regierung. Die Fluglinie bezog sich darauf, dass der AUA sehr wohl geholfen werden soll. Noch am Donnerstag hatte Laudamotion Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) aufgefordert, von der Gewerkschaft die Unterzeichnung des adaptierten Lauda-Kollektivvertrags zu verlangen. KV-Verhandlungen seien nicht seine Aufgabe, entgegnete Blümel. Und Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) warnte vor Sozialdumping: „Wir haben am Standort Wien durchaus ein Problem mit der Frage von Sozialdumping, teilweise sehr schlechten Arbeitsbedingungen.“

Flughafen Wien hoffte auf weitere Verhandlungen

Der Flughafen Wien hatte bis zuletzt darauf gehofft, dass weiter verhandelt werde. 300 Mitarbeiter dürften nicht Opfer mangelnder Verhandlungsbereitschaft sein, lautete der Appell an alle Beteiligten. Die Schließung sei ein „fatales Signal für den Standort“.