„Nein, ich will bei der Wien-Wahl im Oktober nicht mehr antreten. Ich werde meine Aufgabe erfüllen, solange ich noch mein Mandat habe. Aber jetzt ist Zeit, dass Jüngere an die Reihe kommen“, sagte Stenzel zu oe24.TV. „Ab einem gewissen Alter muss man nicht mehr in der Politik sein. Jetzt soll es einen Generationswechsel in der Freiheitlichen Partei geben.“
Stenzel schloss Wechsel zu Team HC Strache aus
Einen Wechsel zu Heinz-Christian Straches neuer Liste schloss Stenzel in dem Interview dezidiert aus: „Das Team HC Strache ist überflüssig. Ich bin erschüttert und tief betroffen, dass er gegen die FPÖ antritt.“ Die FPÖ Wien bestätigte gegenüber der APA Stenzels Entscheidung. Sie habe den „höchstpersönlichen Beschluss“ gefasst, nicht mehr zu kandidieren.
„Wir nehmen das zur Kenntnis, und es ist für uns eine Ehre, dass eine Grande Dame der Wiener Kommunalpolitik die freiheitliche Familie über Jahre hinweg mit ihrer Expertise im Bereich des Stadtbildschutzes sowie im Bereich Kultur unterstützt hat“, lobte sie Landesparteisekretär Michael Stumpf.
Von Europa in die Wiener Innenstadt
Stenzel, geboren am 22. September 1945 in Wien, lebt seit ihrer Kindheit in der Inneren Stadt. Als Nachrichtensprecherin und Moderatorin des ORF, Korrespondentin und außenpolitische Kommentatorin wurde sie weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt. Das half Stenzel dann auch bei ihrem Schritt in die Politik: Für die ÖVP trat sie 1996 bei den Europawahlen an und gewann. Bis 2005 war die streitbare Politikerin EU-Abgeordnete und Delegationsleiterin der ÖVP im Europaparlament.
2005 wechselte sie nach Österreich und zog – parteiintern nicht unumstritten – für die Volkspartei in den Kampf um den Bezirksvorsteher in der Inneren Stadt. Dort konnte sie nicht nur den ersten Platz verteidigen, sondern massiv zulegen: Die Volkspartei kam auf 43,27 Prozent und damit auf 10,16 Prozentpunkte mehr als 2001.
Als City-Chefin war Stenzel nicht weniger polarisierend: So forderte sie etwa ein nächtliches Fahrverbot in der Inneren Stadt, ein Ästhetikmanifest für die City, wollte Hausbesitzer bei Hitze zwingen, die Gehsteige besser zu reinigen, um Gestank zu vermeiden, und überlegte die Einführung der City-Maut. Radrowdys wollte sie per Nummerntafel zur Vernunft bringen.
Wirbel nach Auftritt bei Identitären
Bei der Wien-Wahl im Oktober 2015 wechselte Stenzel dann die Partei und trat als unabhängige Kandidatin auf der FPÖ-Liste an, nachdem die ÖVP nicht sie, sondern Markus Figl als Spitzenkandidat im ersten Bezirk nominierte. Die ÖVP sprach von einem „Generationenwechsel“.
Die Blauen schafften mit Stenzel letztlich 18,73 Prozent und landeten damit im ersten Bezirk auf dem dritten Platz. Die ÖVP landete mit 25,68 Prozent – und einem Minivorsprung von 137 Stimmen auf die SPÖ – auf Platz eins. Stenzel musste damit ihr Amt als Bezirksvorsteherin an Figl abgeben. Stenzel ist seitdem für die Wiener FPÖ im Gemeinderat.
Zuletzt hatte sie für Wirbel gesorgt, als sie im September 2019 bei einem Aufmarsch der rechtsextremen Identitären in der Innenstadt aufgetreten war. „Ich glaube, es war kein Fehler teilzunehmen, weil mir nicht bewusst war, wer die Organisatoren waren“, so Stenzel damals – mehr dazu in Rechtsextremen-Aufmarsch: Stenzel schließt Rücktritt aus.