Menschen sitzen im Schanigarten eines Kaffeehauses in Wien-Neubau
ORF.at/Carina Kainz
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Politik

Parkplätze sollen Schanigärten weichen

Gutscheine für Haushalte sollen die Wiener Gastronomie unterstützen. Um Wirten längerfristig zu helfen, sollen größere Schanigärten auf Parkplätzen es ermöglichen, mehr Gäste zu bewirten: ein heftig diskutierter Vorschlag, der aber wahrscheinlich umgesetzt wird.

Berücksichtigt man die derzeit geltenden Sicherheitsmaßnahmen, so können in einem durchschnittlichen Wiener Schanigarten gerade einmal zwölf Gäste bewirtet werden. Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (Grüne) schlug daher vor, es den Wirten zu ermöglichen, größere Schanigärten aufzustellen. Mit mehr Platz und somit einer höheren Tischanzahl hätten vor allem kleine Gasthäuser Chancen auf mehr Gäste, argumentierte Hebein. Auch die Wirtschaftskammer unterstützt diese Idee, um Wirten mehr Gelegenheit zu geben, verlorene Umsätze wettzumachen.

Mehr Platz bedeutet mehr Gäste bedeutet mehr Geld

Die Situation im Moment ist trist, wie ein Lokalaugenschein von „Wien heute“ am Freitag in der Wiener Innenstadt zeigte. Abgesehen vom Fenstertag sind die meisten Büros noch geschlossen, die Mitarbeiter sitzen zu Hause vor den Computern. „Aber die Büros werden zurückkommen, mit den Büros kommen die Angestellten zurück, mit den Angestellten kommen alle meine Mittagsgäste zurück – und dann wird der Schanigarten auch zu klein werden“, sagte Gastronom Erwin Scheiflinger.

Parkplätze für Schanigärten opfern?

Sollen Parkplätze bei Wirtshäusern in Schanigärten umgewandelt werden? Wirtschaftskammer und Stadtregierung zeigen sich dieser Idee gegenüber aufgeschlossen.

Auch in seinem Schanigarten gilt die Abstandsregel. Das bedeutet weniger Tische – im konkreten Fall statt 40 nur noch 30 Tische. Damit gibt es ein Viertel weniger Tische, und auch ein Viertel weniger Möglichkeit, Umsätze zu machen. Die Überlegung, dort, wo es möglich ist, anstelle von Parkplätzen Schanigärten zu errichten oder auszubauen, lässt Gastronomen hoffen: „Auf der Parkspur könnte ich auch noch einen temporären Schanigarten haben, und könnte dann ein bisschen etwas auffangen von den irrsinnigen Verlusten, die wir momentan haben“, so Scheiflinger.

Anrainer verweisen auf ihre Autos

Der Vorschlag findet durchaus Unterstützung, aber nicht nur: „Es ist toll, dass die Schanigärten wieder offen haben. Aber ehrlich gesagt, ich wohne hier in der Stubenbastei, und wir brauchen dringend die Parkplätze“, sagte etwa eine Anrainerin. Seitens der Stadtregierung klingen sowohl die grünen wie auch die roten Stellungnahmen positiv: „Schaffen wir jetzt Möglichkeiten, damit die Wiener Gastronomie Schanigärten unkompliziert vergrößern kann. Mehr Platz im Freien bedeutet mehr Gäste für die gesamte Saison“, so Hebein.

Gerhard Kubik, Verkehrs- und Planungssprecher (SPÖ), sagte: „Die SPÖ ist prinzipiell für dieses Schanigartenmodell, wenn mit den Bezirken Konsens hergestellt wird. Gerade in der Urlaubszeit werden die Schanigärten wohl heuer besonders beliebt sein.“ Peter Dobcak, Spartenobmann Gastronomie, Wirtschaftskammer Wien, verweist auf stattfindende Gespräche „im Hintergrund“. Es müsse ja eine Abstimmung zwischen den Bezirken beziehungsweise der Bezirke mit der Stadtregierung geben, dass man gemeinsam an einem Strang ziehe. So könne man, falls es zu einer positiven Entscheidung der Stadtpolitik kommt, diese rasch durchziehen. Für eine Umsetzung zuständig wäre dann die MA 46 (Verkehrsorganisation).