Operation im AKH
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Gesundheit

Lungentransplantation rettete CoV-Patientin

Im AKH ist einer CoV-Patientin, deren Lunge schon schwer geschädigt war, eine neue Lunge transplantiert worden. Dieser Eingriff wurde erstmals in Europa durchgeführt. Die Patientin überstand die Transplantation laut AKH gut.

Ohne neue Lunge hätte die 45-jährige Kärntnerin laut den Ärzten keine Überlebenschance gehabt, wie die Kronenzeitung (Sonntag-Ausgabe) berichtete. Ein AKH-Sprecher bestätigte den Bericht gegenüber Radio Wien. Sämtliche Behandlungsversuche halfen demnach nichts – weder Medikamente noch eine Blutplasmatherapie. Der Zustand der Patientin verschlechterte sich zusehends. Die Lunge versagte.

Premiere in Europa

Die AKH-Ärzte entschieden sich daraufhin für eine Lungentransplantation. Erst ein zweites Organangebot stellte sich als passend heraus, Als das Spenderorgan am Montag eintraf, konnte die Sauerstoffversorgung der Coronavirus-Patientin nur noch mit einer künstlichen Pumpe aufrecht erhalten werden. Die Transplantation war heikel, wurde in Europa noch nie an Covid-19-Patienten durchgeführt. Bekannt sind lediglich zwei Lungentransplantationen an Covid-19-Patienten in China. Von da gab es laut AKH aber keine Erfahrungswerte.

Lungentransplantation rettete CoV-Patientin

Im Wiener AKH ist einer Covid-19- Patientin, deren Lunge schon schwer geschädigt war, eine neue Lunge transplantiert worden. Dieser Eingriff wurde erstmals in Europa durchgeführt. Der Gesundheitszustand der Frau hat sich laut AKH nun wesentlich verbessert.

Als besonders heikel gilt die Transplantation, weil Medikamente gegen eine Abstoßungsreaktion gegeben werden mussten, die die Immunabwehr unterdrücken – bei einer hochinfektiösen Erkrankung sehr riskant. Die Transplantation verlief jedoch erfolgreich. Die Frau befindet sich laut AKH bereits auf dem Weg der Besserung.

„Lunge war wie ein Klotz“

„Aus unserer Sicht geht es ihr jetzt hervorragend, wir haben kein gravierendes Problem bisher. Sie wacht jetzt langsam auf“, sagte Walter Klepetko, der Leiter der Universitätsklinik für Chirurgie und Leiter der Klinischen Abteilung für Thoraxchirurgie der MedUni Wien/AKH Wien, am Sonntag.

Walter Klepetko bei einer Pressekonferenz 2018
APA/Georg Hochmuth
Die Transplantation ist laut dem Mediziner Walter Klepetko unter äußerst schwierigen Umständen erfolgt

Entgegen ersten Informationen hatte die Patientin eine Vorerkrankung, sie litt laut dem Klinikum Klagenfurt an einer Immunschwäche. Bald nach der CoV-Erkrankung hatte sich der Zustand der Frau so sehr verschlechtert, dass sie beatmet werden musste. „Die Lage war aussichtslos. Die Lunge war wie ein Klotz, da war nichts mehr über“, sagte Klepetko auf.

Mit Heereshubschrauber ins AKH geflogen

Es entwickelte sich bei der 45-Jährigen ein Totalversagen der Lunge, sodass sie nicht mehr künstlich beamtet werden konnte und nur noch durch eine Kreislaufpumpe (ECMO – Extracorporale Membran Oxygenation) am Leben gehalten wurde. „Drei, vier Wochen ist sie an dieser Pumpe gehangen“, so Klepetko. Die Entscheidung zur Transplantation wurde schließlich gefällt, da keine Chance auf Erholung der Lunge bestand und die anderen Organe der Kärntnerin einigermaßen einwandfrei funktionierten.

Eine Woche vor dem Eingriff war die Frau aus Klagenfurt mit einem Blackhawk-Helikopter des österreichischen Bundesheeres nach Wien auf die Intensivstation gebracht worden. Zu diesem Zeitpunkt waren in ihrem PCR-Test noch Coronaviruspartikel feststellbar, die jedoch nicht mehr als infektiös eingestuft wurden.

Sehr schwierige Umstände

Laut Klepetko kommt bei einem vier Wochen an der Blutpumpe gehangenen Patienten einiges durcheinander. „Die Blutgerinnung funktioniert nicht, es gibt massive Gerinnungsprobleme bei der Transplantation. Man braucht viel mehr Konserven als normal.“ Auch musste mehrfach eine Art Blutwäsche durchgeführt werden, um Antikörper aus dem Blut herauszuwaschen. „Das ist nicht die Arbeit einer Person, nicht die meines Teams, sondern eines viel größeren Teams. Der Aufwand ist apokalyptisch hoch – aber es zahlt sich aus.“

Die Umstände waren laut Klepetko äußerst schwierig. „Die Patientin hatte keine ausreichende Zahl an Blutplättchen, und da auch Antikörper nachweisbar waren, mussten diese mittels Immunapherese zuerst ausgewaschen werden, damit sie das Organ nicht abstößt.“ Auch beim Transport der Lunge und bei der Vorbereitung auf die Operation hätten insbesondere wegen der erforderlichen Covid-19-Logistik mit den entsprechenden Schutzmaßnahmen erschwerte Bedingungen geherrscht.

100 Lungentransplantationen im Jahr

An der MedUni Wien/AKH Wien wurden bereits mehr als insgesamt 2.000 Lungen transplantiert. Neben Toronto, Cleveland und Hannover gehört Wien laut Klepetko mit 100 Lungentransplantationen im Jahr zu den weltweit größten Programmen