Eine Laudamotion-Maschine Airbus A320
APA/Robert Jaeger
APA/Robert Jaeger
Wirtschaft

Neues Ultimatum von Laudamotion

Im Streit über einen billigeren Kollektivvertrag bei der Ryanair-Tochter Laudamotion setzt das Unternehmen der Gewerkschaft vida ein neues Ultimatum. Es könne die Basis in Wien erhalten bleiben, wenn es bis Donnerstagabend eine Einigung gibt.

„Wenn die Gewerkschaft vida den Kollektivvertrag vor dem 28. Mai unterschreibt, kann die Schließung der Basis Wien noch rückgängig gemacht werden“, heißt es in dem der APA vorliegenden Schreiben von Laudamotion. Der neue Kollektivvertrag garantiere einem Juniorflugbegleiter ein Gehalt von 14.400 Euro brutto im Jahr, das seien 1.200 Euro brutto bzw. 1.020 Euro netto im Monat, so das Unternehmen in dem Brief.

In einer internen Mail an die Mitarbeiter schreibt die Laudamotion-Geschäftsführung, dass die Gewerkschaft mit falschen Zahlen operiert habe und die Löhne höher seien als von vida angegeben.

Gewerkschaft appelliert an Wirtschaftskammer

Die Gewerkschaft hatte in den vergangenen Tagen betont, sie sei verhandlungsbereit, aber nicht bereit, den neuen, billigeren Kollektivvertrag mit Einstiegslöhnen für Flugbegleiter unter der Mindestsicherung in Wien abzuschließen. Laudamotion hatte am Freitag bekanntgegeben, daher die Basis in Wien zu schließen. Über 300 Mitarbeiter würden dadurch ihren Arbeitsplatz verlieren.

„Wir haben uns gestern gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen von Laudamotion erarbeitet, dass wir noch einen Anlauf unternehmen und die Wirtschaftskammer noch einmal auffordern, die Situation zu verbessern. Es ist jetzt Zeit, dass endlich eine Lösung erarbeitet wird mit Löhnen, von denen man leben kann“, sagte der Vorsitzende des vida-Fachbereichs Luftfahrt, Daniel Liebhart, gegenüber Ö3.

„Von Vollzeitarbeit muss man auch Vollzeit leben können“, so Liebhart. Den Zeitdruck, den die Laudamotion-Führung aufbaue, kann der Gewerkschafter nicht nachvollziehen. Durch die Kurzarbeit würden ohnehin 90 Prozent der Personalkosten vom Steuerzahler getragen. Laudamotion und Gewerkschaft werfen einander vor, mit falschen Zahlen zu rechnen. Das liegt daran, dass das Airline-Management das im neuen KV geplante Einstiegsgrundgehalt für Flugbegleiter von 14.000 Euro brutto im Jahr durch die zwölf Monate dividiert, die Gewerkschaft aber durch 14, weil sie auch Urlaubs- und Weihnachtsgeld berücksichtigt.

Gewerkschaft sieht Wirtschaftskammer am Zug

Die Gewerkschaft vida hatte am Montagabend einen Mailwechsel mit der Wirtschaftskammer veröffentlicht. Darin verteidigt sie ihren Standpunkt, den von der Wirtschaftskammer akzeptierten neuen Laudamotion-Kollektivvertrag nicht zu unterzeichnen. „Das Nettogehaltsniveau des garantierten Grundgehalts liegt unter der Mindestsicherung, und selbst unter der Einrechnung der variablen Zulage pro Flugstunde liegt dieses immer noch unter der Armutsgrenze. Solche Regelungen sind inakzeptabel und der österreichischen Sozialpartnerschaft unwürdig“, heißt es darin.

Und weiter: „Die Vorlage eines solchen von der Wirtschaftskammer unterschriebenen Kollektivvertrags mit der Botschaft, dass die Gewerkschaft diesem zustimmen müsse – da sonst Hunderte Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen gekündigt werden –, ist eine Erpressung, die es bisher in der österreichischen Sozialpartnerschaft nicht gegeben hat und wohl eine der schwärzesten Stunden unseres Zusammenwirkens darstellt.“ Die Wirtschaftskammer solle an den Verhandlungstisch zurückkehren, um gemeinsam mit der Gewerkschaft einen „rechtskonformen Kollektivvertrag mit Gehältern, von denen man leben kann“, zu schaffen.

Mitarbeiter protestierten vor ÖGB

Laudamotion-Bordmitarbeiter protestierten indessen am Montag in der ÖGB-Zentrale dagegen, dass die Gewerkschaft dem deutlich schlechteren Kollektivvertrag für das Bordpersonal seine Zustimmung verweigert.

Lauda-Mitarbeiter bei einer Demo
APA/AVIATIONNETONLINE/Jan Gruber
Laudamotion-Mitarbeiter protestierten gegen die Entscheidung der Gewerkschaft, dem KV nicht zuzustimmen

Mit ihrer Haltung nehme die Gewerkschaft die Schließung der Laudamotion-Basis in Wien und die Kündigung der Mitarbeiter in Kauf, so die Kritik. 95 Prozent des Cockpitpersonals und 70 Prozent des Kabinenpersonals hätten dem Vorschlag der Laudamotion-Geschäftsführung zugestimmt, heißt es in einem offenen Brief von Laudamotion-Beschäftigten an vida-Chef Roman Hebenstreit und an Liebhart.

Basis wird am 29. Mai geschlossen

Man wünsche sich einen Gesprächstermin mit Hebenstreit und Liebhart in den nächsten zwei, drei Tagen, sagte Flugkapitän Thomas Gurgiser am Montag. Ziel sei es, die Verhandlungen mit der Laudamotion-Geschäftsführung fortzusetzen, denn eine Einigung scheitere nur an Kleinigkeiten. „Uns haben bei den bisherigen Gesprächen die Verbesserungsvorschläge der Gewerkschaft gefehlt.“

Man habe jetzt nur noch fünf Tage Zeit für weitere Verhandlungen, denn am 29. Mai solle die Basis in Wien geschlossen werden, so Gurgiser. „Ich bin vida-Mitglied und erwarte mir, dass ich ein Gespräch mit der Gewerkschaft erhalte. Wir sehen die Gewerkschaft nicht als unseren Feind, sondern unsere Vertretung. Sie sollen mit uns gemeinsam eine Lösung finden.“

Gewerkschaft sieht Laudamotion gefordert

Vida-Chef Hebenstreit interpretiert die Position der Belegschaftsmitglieder als „Unterstützung für Verhandlungen über einen Kollektivvertrag mit Gehältern, von denen man leben kann und die auch eine Perspektive bieten“, wie er am Montagnachmittag in einer Mitteilung erklärte. „Wir haben von Anfang an gesagt, dass unsere Hand für Verhandlungen ausgestreckt ist“, sagte auch Liebhart. „Das gilt nach wie vor.“

„Die Personalkosten von Airlines in Österreich werden über Monate, wenn nicht über Jahre vom AMS durch Kurzarbeit getragen. Es gibt daher keine wirtschaftliche Notwendigkeit, den bestehenden KV weiter zu verschlechtern oder die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen zu kündigen“, so Hebenstreit.