Autonome E-Busse in der Seestadt
APA/Herbert Pfarrhofer
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Chronik

Autonome Busse werden länger getestet

Der Testbetrieb mit zwei selbstfahrenden Bussen in der Seestadt Aspern wird nun um ein Jahr verlängert. Aber bis es tatsächlich selbstfahrende Busse ohne „Öffi“-Personal gibt, wird es laut Wiener Linien noch Jahre dauern.

Der Testbetrieb hätte eigentlich bis zum Sommer dauern sollen. Doch dann hat die Coronavirus-Krise die zwei Minibusse ausgebremst. Von 16. März bis 17. Mai konnten sie wegen der Abstandsregel von einem Meter nicht fahren. Nach Umbaumaßnahmen und einer Reduktion der Fahrgäste sind sie seit 18. Mai wieder unterwegs.

Das Projektteam – bestehend aus Wiener Linien, Austrian Institute of Technology (AIT), Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV), Siemens Mobility, TÜV und Navya – hat bei der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) „im Zuge der Zwangspause um eine Verlängerung des Projekts auto.Bus – Seestadt angesucht und diese bis Ende Juli 2021 genehmigt bekommen“, sagte Wiener Linien-Sprecherin Barbara Pertl gegenüber Radio Wien. Der Testbetrieb der eingesetzten Minibusse wurde am 6. Juni 2019 gestartet und war ursprünglich auf ein Jahr anberaumt gewesen.

Derzeit macht man „Minischritte“

„Autonomes Fahren steckt nach wie vor in den Kinderschuhen, da ist jeder Tag Forschungsarbeit hilfreich“, so Pertl. Neue Parameter würden keine untersucht, vielmehr gehe es darum, die definierten Forschungsfelder weiter zu untersuchen. Der Bus solle etwa fixe und bewegliche Objekte besser unterscheiden lernen, sagte Pertl. „Das heißt, zu erkennen, ist es ein Falschparker, den ich umfahren muss, oder ist es aber etwas, das sich weiterbewegt hat. Derzeit bleibt der Bus einfach immer stehen.“

Weiters wird von Siemens Mobility etwa die Kommunikation von Bus und Ampeln getestet. Ziel sei, dass die Ampel umschaltet, wenn ein Bus kommt, damit dieser Vorfahrt hat. Laut der Sprecherin wird es nach Ende des Tests im nächsten Jahr, aber noch keine selbstfahrenden Busse im Linienbetrieb geben. „Wir reden hier ganz sicher von etlichen Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, bis es wirklich so weit ist, dass man ohne Operator mit einem Bus unterwegs ist“, sagte Pertl. Derzeit mache man „Minischritte“.

Noch sitzt in jedem der Minibusse ein sogenannter Operator, der während der Fahrt aufpasst. Zusätzliche Kosten entstehen den Wiener Linien durch die Verlängerung des Testbetriebs laut Pertl nicht. Diese sei kostenneutral, „es werden keine zusätzlichen Fördergelder ausgeschüttet“. Die Operatoren seine ohnehin Mitarbeiter der Wiener Linien, so Pertl.

Idee der „letzten Meile bis zur Haustür“

Die beiden selbstfahrenden Busse transportieren die Fahrgäste kostenlos zu insgesamt zehn Haltestellen rund um die U2-Station Seestadt. Bevor der Testbetrieb im Vorjahr losging, wurden die beiden E-Busse auf ihre Route vorbereitet. Sie mussten jeden Meter der zwei Kilometer langen Strecken erlernen.

Bereits im Vorjahr musste der Fahrbetrieb der beiden Busse unterbrochen werden. Im vergangenen Juli war eine 30-jährige Frau auf der Ilse-Arlt-Straße nahe der U-Bahn-Station Seestadt in einen der beiden E-Busse gelaufen. Sie hatte Kopfhörer auf und den Blick auf ihr Handy gerichtet. Durch die Kollision trug die Frau Abschürfungen davon. Daraufhin legten die Wiener Linien den Testbetrieb in Sachen autonome Busse auf Eis und schickten die aufgezeichneten Daten an den Hersteller. Wenige Tage später war der Betrieb aber wieder aufgenommen worden.

Bewährt sich das Konzept, wollen die Wiener Linien mittelfristig mit autonomen Bussen die sogenannte „letzte Meile bis zur Haustür“ bewältigen. Damit ist jene Distanz gemeint, die zwischen der Haustür bis zur nächsten „Öffi“-Station liegt.