Mit Star-Wars-Maske ist Erich Krobath derzeit unterwegs. Der Taxilenker lernte die vergangenen Monate auch die dunkle Seite seiner Branche kennengelernt. „Größere Firmen mit mehreren Autos haben viele Leute entweder gekündigt oder in Kurzarbeit geschickt. Im ersten Monat waren nur geschätzte 30 Prozent der Taxis auf der Straße – und trotzdem war das Geschäft schlecht.“ Seit zwei Wochen geht es aber wieder bergauf. Doch auch jetzt sind 800 Taxis weniger auf der Straße als früher.
Taxi für Drive-in bestellt
Das Hauptgeschäft der Taxis waren Botenfahrten – Medikamente aus der Apotheke abholen – und Arztfahrten. Es gab auch Aufträge, die unvergessen bleiben, erzählt Krobath: „Ein Kunde hat einen Wagen bestellt, das war in der Nähe des Laaerbergbades bei einer Fastfood-Kette. Er stieg in den Wagen und meinte, dass er ein Taxi braucht, um Essen zu bekommen. Bei dem Fastfood-Lokal war nur der Drive-in geöffnet und der Kunde meinte, Fußgänger würden nichts bekommen. Gesagt, getan, haben wir uns mit dem Taxi in der Drive-in-Spur angestellt und der Kunde hat sein Essen bestellt. Als er seine Speisen hatte, hat er die Fahrt bezahlt und ist wieder ausgestiegen.“
Auch Christian Kraus erinnert sich an seine „Corona-Fahrten“ zurück, er brachte etwa Jugendliche zu „Coronapartys“ und hatte auch sonst kreative Kundschaft. „Einer erzählte mir beim Einsteigen, dass er einen Freund in seiner Wohnung besuchen werde. Ich habe ihn dann höflich darauf hingewiesen, dass es eigentlich noch strenge Ausgangsbeschränkungen gibt. Darauf sagte er, dass er deswegen immer eine Packung Tabletten eingesteckt habe. Sollte ihn die Polizei aufhalten, würde er sagen, dass er diese Medikamente seinem Freund bringt, weil der ein Risikopatient sei. Ich war sprachlos.“
Taxler als Einkäufer
Eine Taxifunkzentrale sammelte bei ihren Lenkerinnen und Lenkern Geschichten wie diese. Die Callcenter-Mitarbeiter nahmen aber auch selbst außergewöhnliche Telefonate entgegen. Etwa von einer Frau, die im März vollkommen verzweifelt anrief. Sie wollte telefonisch Lebensmittel in einem Geschäft bestellen. Doch ihr wurde mitgeteilt, dass Bestellungen nur online möglich sind.
80 Prozent Einbußen bei Taxiunternehmen
Bis zu 80 Prozent an Einbußen mussten viele Taxiunternehmer während der Krise hinnehmen. Jetzt geht es langsam wieder bergauf.
Die Frau, die keinen Internetzugang besitzt, wandte sich in ihrer Not an die Taxifunkzentrale, erzählt eine Disponentin: „Sie hat geweint, weil sie gerade erst aus dem Spital entlassen worden ist und als Risikopatient auf keinen Fall das Haus verlassen wollte. Also haben wir ihr angeboten, dass einer unserer Taxilenker den Einkauf für sie erledigt. Die Dame war wirklich erleichtert.“
Verführerische Angebote
Eine andere Disponentin berichtet von einem Anruf, der nicht nur deswegen ungewöhnlich war, weil der Anrufer ein offenbar in Panik geratener eigener Taxifahrer war: „Er meinte, dass er von einer Kundin in ihrer Wohnung eingesperrt worden ist. Die Kundin wollte den Taxilenker offenbar verführen. Er hat mich gefragt, was er tun soll. Ich war einfach nur sprachlos.“ Die Geschichte ging glimpflich aus: Der Lenker konnte die Kundin überzeugen, dass ihr Ansinnen doch nicht so eine gute Idee sei.
Und dann gab es noch die Geschichte des verschwundenen Igels. Ein Kunde sei mit fünf Igeln in ein Taxi gestiegen und daheim waren es nur noch vier. „Der Fahrer hat den Wagen gründlich durchsucht, aber Igel hat er keinen gefunden.“ Es sind Anekdoten wie diese, die Wiens Taxifahrer zuletzt erlebt haben – und wohl noch oft weitererzählen werden.