„Ich bin Anfang März ums Eck eingezogen, öfters bei der Peepshow vorbeigegangen und habe mich noch gewundert, was bitte Kabinen-Sex ist, was ein Glory Hole“, erzählt Organisatorin Verena Randolf. „Dann war Corona da und schnell klar, dass es lang keine Auftritte, Konzerte und Performances mehr geben wird.“ Und so entstand die Idee, ein Kultur-Pop-up-Festival in der vorübergehend behördlich geschlossenen Peepshow zu machen.
Peepshow als Corona-Bühne
Am Neubau präsentiert der „Kultursalon Guckloch“ jetzt coronataugliche Kunst in der Peepshow.
Jeden Abend neue Vorführungen
Am Donnerstag kam überraschend die Genehmigung des Gesundheitsministeriums – und so konnte der „Kultursalon Guckloch“ am Samstag starten. Bis 15. Juni treten abends Künstlerinnen und Künstler wie Franzobel, Birgit Denk, RaDeschnig, Flüsterzweieck, Christoph & Lollo, Clara Luzia, Voodoo Jürgens, Bryan Benner und viele mehr auf.
Sänger zeigte ein „bisschen Fleisch“
Geboten werden 15-Minuten-Shows in sehr intimen Rahmen. Die Gäste können eigene Getränke in die Kabinen mitnehmen, es gibt keinen Ticketverkauf, sondern nur freiwillige Spenden. „Wir empfehlen Puffpreise zu bezahlen, das wäre ein Euro pro Minute, also 15 Euro pro Kabinen- oder Logenbesuch“. Ein Teil der Einnahmen wird an Vereine gespendet, die Sexarbeiter und Arbeiterinnen unterstützen.
Den ersten Abend bestritt der Sänger Bryan Benner – mit Stimme, Gitarre und Peitsche. „Ich hab gedacht, in so einer Peepshow muss man ein bisschen Fleisch herzeigen. Ich glaub, ich habe zwar nicht den allertrainiertesten Körper, aber ich liebe mich selbst sehr – und wenn man kommt und einen Euro pro Minute für Musik bezahlt, soll man auch ein bisschen Candy dabeihaben“. Das Publikum dankte mit johlendem Applaus und „Gibs uns“-Rufen.
Hoffnung auf Warteschlangen
Angetan von der Coronavirus-konformen Idee zeigte sich auch Sängerin und Schauspielerin Maria Bill, die ebenfalls im „Kultursalon Guckloch“ auftreten wird: „Ich hab keinerlei Erfahrung in dieser Hinsicht, auch nicht, dass jetzt die Augen der Menschen eher auf die untere Partie gerichtet ist, aber die Voraussetzungen in diesem Etablissement, das ja menschlichen Bedürfnissen entgegenkommt, sind großartig.“
Die Organisatoren hoffen in den kommenden Tagen auf lange Warteschlangen vor der Peepshow in der Burggasse – ähnlich wie bei den Baumärkten. „Weil es natürlich ein Statement der Wienerinnen und Wienern wäre, die Kultur und Kunst vermissen.“