Heinz-Christian Strache
APA/Harald Schneider
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Inland

Antisemitische Widmung: Strache in Erklärungsnot

Eine antisemitische Widmung Anfang der 1990er Jahre und neue Korruptionsvorwürfe bringen Heinz-Christian Strache, Ex-Vizekanzler und nun Obmann des Teams Strache (TS), in Erklärungsnot. TS-Generalsekretär Christian Höbart kündigte in „Wien heute“ eine Anzeige an.

Strache selbst sagte nichts zu den in der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) abgedruckten Passagen. Für Generalsekretär Höbart liegt es auf der Hand, warum so etwas gerade jetzt vor der Wien-Wahl ausgegraben werde: „Es gibt eine Stellungnahme von seinem Anwalt. Wo er auch klar schreibt, dass er sich an eine Sache, die vor über 30 Jahren stattgefunden haben soll, nicht erinnern kann.“ Ein Gutachter ordnet die handschriftliche Widmung mit 99,99 Prozent Strache zu. Wenn das so ist, dann wäre es jetzt an der Zeit deutlich zu sagen, dass dies Vergangenheit ist. Die so genannte Paintball-Ära sei von Strache schon längst aufgearbeitet, so Höbart.

Dieser kommentierte auch einen anderen Vorwurf, der jetzt neu erhoben wurde. Dabei geht es um Korruptionsvorwürfe rund um eine Privatklinik in Währing. Hier werde ein Bild gezeichnet, das nicht stimme, sagte Höbart. Er wolle noch einmal zusammenfassen, dass Strache 2018 nicht in Korfu gewesen sei und den Flug nach Ibiza selbst bezahlt habe. Der Rest seien Flüge im Rahmen seiner Tätigkeit als Parteiobmann gewesen. Mehr gebe es dazu nicht zu sagen, schloss Höbart.

Antisemitischer Text: Strache in Erklärungsnot

Eine antisemitische Widmung und neue Korruptionsvorwürfe bringen Heinz-Christian Strache, Ex-Vizekanzler und nun Obmann des Teams Strache (TS), in Erklärungsnot. Strache soll Anfang der 1990er Jahre antisemitische Äußerungen in ein Buch geschrieben haben.

Strache: „Lehne Judenfeindlichkeit ab“

Laut SZ hat Strache in einer Widmung Juden als „Gegner“ und „machtlüstern“ bezeichnet. Strache teilte der Zeitung über seinen Anwalt mit, er könne sich weder an das Buch noch an eine solche Widmung erinnern. Er würde sich aber „ohne Einschränkungen von dessen Aussagen distanzieren“, wenn das Buch den von der „SZ“ „skizzierten judenfeindlichen Gehalt aufweist“, teilte Strache mit.

Judenfeindlichkeit lehne er „aus tiefer Überzeugung“ ab, so Strache. Bisher hatte der frühere FPÖ-Obmann stets behauptet, sich „nie“ antisemitisch geäußert zu haben. Die Widmung stamme mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,99 Prozent von Strache, zitierte die „SZ“ unterdessen aus einem von der Zeitung beauftragten Gutachten eines Sachverständigen für Handschriften.

Nachdruck aus dem Jahr 1992

Auch zwei Sinnsprüche auf der Innenseite des Buchumschlags habe Strache in das Buch geschrieben. Es handle sich um ein Zitat des antisemitischen deutschen Historikers und Dichters Ernst Moritz Arndt sowie ein militärisch-martialisches Gedicht des 1973 verstorbenen österreichischen Nationalsozialisten Joseph Hieß.

Das 273-seitige Buch „Jüdische Bekenntnisse aus allen Zeiten und Ländern“ des antisemitischen Autors Hans Jonak von Freyenwald sei im Original 1941 im nationalsozialistischen Stürmer-Verlag erschienen. Bei dem Buch mit der Widmung handle es sich um einen Nachdruck aus dem Jahr 1992. Strache habe sie also frühestens Anfang der 90er Jahre – und damit zu einer Zeit, als er bereits Bezirkspolitiker in der Wiener FPÖ war – handschriftlich hineinschreiben können, so die Zeitung.

Angeblich für Weggefährten aus rechtsextremen Kreisen

Das Buch sei ein Werk für fanatische Antisemiten, sagte Wolfgang Benz, der frühere Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung in Berlin, gegenüber der „SZ“. Strache soll die Hetzschrift für einen Weggefährten aus rechtsextremen Kreisen signiert haben, so habe es jedenfalls ein Informant, der anonym bleiben wollte, der Zeitung eidesstattlich versichert.

Der angeblich Beschenkte gehörte zum Milieu der deutschnationalen Verbindungen, nach seinem Tod sei das Buch mit Straches Widmung der „SZ“ zugespielt worden. Strache ließ über seinen Anwalt mitteilen, dass er den Mann gekannt habe.

Ruf nach Konsequenzen

Sollten sich die kolportierten Zitate von Strache als echt herausstellen, so ist das „Antisemitismus der übelsten Sorte und auf das Schärfste zu verurteilen“, sagte Kanzleramtsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) am Dienstag. Für die erinnerungspolitische Sprecherin der SPÖ, Sabine Schatz, handle es sich um einen „neuerlichen Beleg, dass Strache in der Politik untragbar ist“. „Dieser abscheuliche Antisemitismus hat in der Politik nichts verloren“, so die SPÖ-Abgeordnete.

„Es kann und darf nicht sein, dass Strache bei den Wien-Wahlen mit eigener Liste kandidiert. Antisemiten sollten im politischen System keinen Platz haben. Es muss Schluss sein, dass antisemitische österreichische Politiker und Politikerinnen öffentlich zu Wort kommen und ihren Menschenhass verbreiten“, fordert die Historikerin und Kultursprecherin der Grünen, Eva Blimlinger, den Rückzug Straches aus der Politik.

Neue Korruptionsvorwürfe rund um Privatklinik Währing

Am Donnerstag startet der Untersuchungsausschuss gegen Strache zur „Ibiza“-Causa. Zuletzt tauchten am Wochenende in den Medien neue Korruptionsvorwürfe gegen den Ex-Vizekanzler auf. Chatverläufe aus den Handyauswertungen legen laut einem Bericht der „Presse“ (Sonntag-Ausgabe) den Verdacht nahe, dass ein Privatklinikbetreiber in Währing dem Ehepaar Strache eine Urlaubsreise nach Korfu mit einem Privatjet angeboten haben. Auch von einem Flug nach Ibiza ist die Rede.

Es ging laut dem Bericht um Verhandlungen rund um eine Gesetzesänderung, die dann in der Reform des Privatkrankenanstalten-Finanzierungsfonds umgesetzt wurde. Die FPÖ soll von dem Spitalsbetreiber – einem Bekannten Straches – in dem Zusammenhang eine Spende von mindestens 10.000 Euro bekommen haben, so der Vorwurf. Die Privatklinik Währing, in der hauptsächlich Schönheitsoperationen unter anderem von dem prominenten Arzt Artur Worseg stattfinden, erhielt durch die Reform mehr Geld aus dem Fonds.

„Presse“: Anschober will Fall prüfen

Beide Seiten bestreiten die Vorwürfe vehement, es gilt die Unschuldsvermutung. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) bestätigte laut „Presse“ die berichteten Ermittlungen. Neben der Justiz wolle auch Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) den Fall prüfen, berichtete die „Presse“ (Dienstag-Ausgabe).