Die Kläranlage in Wien
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Wirtschaft

Kläranlage erzeugt Strom aus Schlamm

Nach über fünf Jahren Bauzeit sind die Arbeiten in der Kläranlage der Stadt Wien in Simmering abgeschlossen. Ab sofort deckt die Anlage ihren Strombedarf selbst und kann sogar noch Strom ins Netz eingespeist werden.

Die Kläranlage benötigt zur Reinigung der gesamten in der Stadt anfallenden Abwässer mehr als ein Prozent des vom größten Energieversorger Wien Energie produzierten Stroms. Bei der Reinigung entsteht Klärschlamm, dass dieser aufbereitet wird, ist nicht neu. „Bei Schlammfaulungsanlagen stand früher vor allem die Reduktion des Klärschlamms, der als ‚Reststoff‘ bei der Abwasserreinigung anfällt, im Mittelpunkt des Interesses“, erläuterte Christian Gantner, Generaldirektor des Betreibers ebswien. „Die gewonnene Energie war dabei nur ein angenehmer Nebeneffekt.“

Faultürme bei der Kläranlage
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In diesen Türmen fault der Klärschlamm

Von Schlamm zu Strom

Beim neuen Verfahren sei von Anfang an die größtmögliche Energieausbeute das Ziel gewesen. Das funktioniert so: Dem Schlamm wird zu einem gewissen Grad Wasser entzogen und er wird auf 38 Grad Celsius erwärmt. Dann kommt er in 30 Meter hohe Faulbehälter, wo Bakterien ideale Bedingungen vorfinden, um den Schlamm zu zersetzen. Durch den Faulungsprozess entsteht Klärgas, das wiederum zu zwei Drittel Teil aus energiereichem Methan besteht.

Der ausgefaulte Schlamm wird schließlich aus den Faulbehältern abgezogen und verbrannt. Das Klärgas hingegen gelangt über Filteranlagen von den Gasbehältern in Blockheizkraftwerke, wo es in Gasmotoren verbrannt wird. Dabei entsteht nicht nur mechanische Energie, die mittels Generatoren in elektrischen Strom umgewandelt wird, sondern auch Wärme, die für Heizung und Warmwasserbereitung verwendet werden kann.

Die Kläranlage in Wien
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Der Stromverbrauch der Kläranlage ist immens

Storm ab Herbst

Entwickelt wurde das Verfahren von ebswien gemeinsam mit dem Institut für Wassergüte und Ressourcenmanagement der Technischen Universität Wien. Bislang verbrauchte die Kläranlage rund ein Prozent des Stroms in Wien. Mit dem so erzeugten Strom wird der gesamte Energiebedarf der Kläranlage gedeckt und es wird sogar Überschüsse geben, hieß es. Außerdem sinkt der Ausstoß von CO2-Äquivalenten um rund 40.000 Tonnen pro Jahr. Der erste Strom soll im Herbst erzeugt werden. Ab dem nächsten Jahr versorgt sich die Kläranlage selbst.

„Durch den intelligenten Einsatz von modernen Technologien wird hier mehr Energie produziert als tatsächlich verbraucht“, sagte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) bei der symbolischen Schlusssteinlegung. Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ) führte weiter aus: „Die Abwasserreinigung, die in anderen Städten einen der größten kommunalen Energieverbraucher darstellt, erfolgt bei uns energieautark. Wir gewinnen auch noch sauberen Strom und saubere Wärme und senken damit auch den CO2-Ausstoß deutlich.“