Visualisierung Gürtelfrische West
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Freizeit

Ein Pool für alle auf dem Neubaugürtel

Die Fläche auf dem Neubaugürtel auf Höhe Felberstraße/Stollgasse soll den ganzen August zur kühlen Oase werden. Neubau und Rudolfsheim-Fünfhaus richten unter dem Motto „Gürtelfrische WEST“ ein Freibad und einen Kulturtreffpunkt ein. Die Opposition schäumt.

„Gürtelfrische West“ heißt das Projekt, für das ein ausgedienter Frachtcontainer in einen Pool verwandelt und auf Kunstrasen gestellt wird. Das jetzt fixierte Projekt soll Abkühlung und die Menschen aus den beiden Bezirken Neubau und Rudolfsheim-Fünfhaus einander näherbringen. Zwischen Westbahnhof und Goldschlagstraße soll aber nicht bloß ein Pool aufgestellt werden, sondern auch Sprühanlagen und Wasserduschen.

Liegestühle, Pflanzentröge und Rankgerüste dürfen ebenfalls nicht fehlen. Es soll eine Holzterrasse geben, die einerseits als Liegefläche dienen soll, andererseits für Konzerte und Tanzkurse genützt werden kann. An einem Kiosk sollen Besucher die Möglichkeit haben, sich mit kleinen Speisen und Getränken zu versorgen. Zusammen mit dem gerade erst eröffneten Sophienpark, der rund 5.200 Quadratmeter umfasst, und der „Gürtelfrische West“ mit fast 7.000 Quadratmetern steht den Wienerinnen und Wienern ein fast 1,5 Hektar großer Kultur-, Freizeit- und Erholungstreffpunkt zur Verfügung.

Visualisierung Gürtelfrische West
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Eine der meistfrequentierten Kreuzungen Wiens wird für einen Monat zur Erholungsoase

Projekt über Partei- und Bezirksgrenzen hinweg

Das Projekt wird als richtungsweisende neue Verbindung zwischen einem Außen- und einem Innenbezirk bezeichnet. Gerhard Zatlokal (SPÖ), Bezirksvorsteher des 15. Bezirks, sprach von „einer gelungenen Zusammenarbeit der Bezirke Rudolfsheim-Fünfhaus und Neubau“. Durch den Gürtel getrennte Bezirke würden zusammenrücken. Die Gewinnerinnen und Gewinner dieser Kooperation über die parteipolitischen Grenzen und Bezirksgrenzen hinweg seien alle Wienerinnen und Wiener, vor aber die Bewohnerinnen und Bewohner des 15. und 7. Bezirks.

Rudolfsheim-Fünfhaus trägt den Großteil der Kosten. Es beteiligen sich aber auch der Bezirk Neubau, die städtische Mobilitätsagentur und die Institution „Kunst im öffentlichen Raum“. Die „Gürtelfrische West“ beginnt am Samstag, 1. August, und endet am Sonntag, 31. August, und ist gratis täglich von 10.00 bis 23.00 Uhr geöffnet. Das siebenspurige Kreuzungsplateau wird dafür gesperrt. Autofahrer müssen ausweichen.

Grafik zum Pool-Projekt am Neubaugürtel in Wien
Grafik: OSM/ORF.at; Quelle: Kurier

Markus Reiter (Grüne), Bezirksvorsteher von Neubau, sprach die Coronavirus-Krise an. Auch wenn man jetzt noch weit weg von der Normalität sei, „haben sich die Menschen nach den vergangenen Wochen in diesem Sommer ein bisschen Erholung und Freizeit so sehr verdient wie noch nie“. Gemeinsam mit dem 15. Bezirk werde mit der „Gürtelfrische West“ der dafür notwendige Raum geschaffen. Mitten in einem stark verbauten und besonders verkehrsbelasteten Teil der Stadt werde dadurch ein bisschen Platz den Menschen zurückgegeben, „die diesen Platz jetzt dringend brauchen“.

Mit Blick auf die Ablehnung des Projekts durch die Wiener Oppositionsparteien hieß es aus der Bezirksvertretung Neubau, dass in der Bezirkskulturkommission im 7. Bezirk alle Parteien für die „Gürtelfrische West“ gestimmt hätten, also auch die ÖVP und die FPÖ.

Blick auf Kreuzungsplateau Neubaugürtel
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Statt sieben Fahrspuren wird es im August einen Pool geben.

Opposition lehnt Projekt ab

„Begegnungszonen, Pop-up-Radwege, ein Schwimmbecken am Gürtel sind reine Geldvernichtungsaktionen, die nichts bringen außer weitere grüne ‚Denkmäler‘ auf Kosten der Steuerzahler“, so der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp. Er kündigte Proteste gegen „grüne Verkehrs-Schwachsinnigkeiten“ an. Dabei gehe es nur darum, die Wiener Bevölkerung zu schikanieren, fügte Verkehrssprecher Toni Mahdalik hinzu. Die FPÖ fordere von der Wiener Stadtregierung unter anderem die sofortige Abschaffung der Pop-up-Radwege und Begegnungszonen sowie eine Politik, „die auf alle Verkehrsteilnehmer Rücksicht nimmt“.

Die Wiener ÖVP reagierte ebenfalls ablehnend auf das Projekt: "Wir befinden uns in der größten Krise der Zweiten Republik. Wie reagiert die Stadtregierung? Sie sperrt den Wiener Gürtel. Das ist nach den Unsinnigkeiten der Pop-up-Radwege der nächste Anschlag auf Wiens Verkehrsadern“, so Verkehrssprecher Manfred Juraczka und ÖVP-Bezirksparteiobfrau Christina Schlosser. Anstatt seriöser Krisenbewältigung mit notwendigen Arbeitsplatzmaßnahmen verlören sich die Wiener Grünen in Jux-Politik.

Der „rot-grüne Verkehrswahnsinn treibt immer seltsamere Blüten“, so Heinz-Christian Strache (TS). Er lehnte das Projekt als „Schikane gegen die Wiener Autofahrer“ und als „verstärkte Gesundheitsgefährdung“ ab: „Unter dem vermeintlichen Motto ’Urlaub am Gürtel‘ will man nun – inmitten von rund 40.000 Fahrzeugen täglich und unter Sperrung ganzer Kreuzungsbereiche – eine Grünoase mit Swimmingpool installieren, die Hunderttausende Euro verschlingt.“