Illustration zum Thema "Alkohol am Steuer
APA/Hans Klaus Techt
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Chronik

Alkoholkonsum in Wien auf hohem Niveau

Illegale Substanzen werden meist nur probiert, Alkohol weiterhin in hohem Maß konsumiert und die Zahl der Raucher stagniert: Das sind nur einige der Schlüsse, die sich aus dem aktuellen Wiener Suchtmittel Monitoring 2019 ziehen lassen.

In der Studie berücksichtigt sind die Themenfelder Illegale Substanzen, Alkohol, Rauchen, Glücksspiel, Sucht- und Drogenpolitik Wiens und Maßnahmen im Suchtbereich. Zusammenfassend lässt sich aktuell sagen, dass die Lage bei Suchtnmitteln stabil ist. Beim Glücksspiel wollen drei Viertel der Befragten, dass Anbieter verstärkt in die Pflicht genommen werden sollen. Der Wiener Drogenpolitik stellt der Bericht ein gutes Zeugnis aus und es gibt eine hohe Zustimmung unter den Wienerinnen und Wienern, statt Strafen auf Therapie und Schadensminimierung zu setzen.

Alle zwei Jahre seit 1993 lässt die Sucht- und Drogenkoordination Wien Bürger der Stadt zum Thema Suchtmittel und Suchtverhalten befragen. Neben aktuellen Einblicken liegt der besondere Stellenwert der vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut IFES durchgeführten Befragung darin, "dass zu einzelnen Suchtthemen und Verhaltensweisen mittlerweile Vergleichsdaten und Trendanalysen über einen Zeitraum von 25 Jahren vorliegen“, sagte IFES-Projektleiter Gert Feistritzer.

Alkohol- und Drogensucht durch Corona verstärkt

In Zeiten von Corona und Isolation haben sich Alkohol- und Drogensucht in Wien verstärkt. Der Drogenhandel hat sich vor allem ins Darknet verlegt. Das am meisten konsumierte Suchtmittel ist nach wie vor der Alkohol.

Gefahr durch Alkohol wird unterschätzt

Alkohol hat unter allen Suchtmitteln die größten gesellschaftlichen Auswirkungen. Aktuell trinkt rund die Hälfte der Wiener Bevölkerung zumindest einmal in der Woche Alkohol. Vier von zehn Männern und zwei von zehn Frauen trinken mehrmals die Woche. Je älter die Wiener sind, desto größer ist der Anteil derer, die täglich Alkohol trinken. Apropos Alter: Alkohol wird im Schnitt mit rund 16 Jahren erstmals probiert. Kaum verändert haben sich die getrunkenen Mengen. Acht Prozent gaben an, im letzten Monat zumindest zwei bis drei Mal wöchentlich eine Alkoholmenge getrunken zu haben, die zumindest drei Krügel Bier, drei Viertel Wein bzw. neun kleinen Schnäpsen entspricht.

Einen zumindest riskanten Alkoholkonsum weisen jeweils acht Prozent der Männer und Frauen aus. Dazu kommt, dass nach wie vor 42 Prozent die Gefährlichkeit von Alkohol unterschätzen. So halten etwa zehn Prozent den Konsum von einem Liter Wein oder vier Krügel Bier am Tag für unproblematisch. Doch schon die Hälfte davon liegt über der Grenze der Harmlosigkeit. "Die Gefährlichkeit von regelmäßigem, hohen Alkoholkonsum und die massiven körperlichen Schäden, die dieser auslöst, werden deutlich unterschätzt“, fasst Haltmayer zusammen. Das unterstreiche die Bedeutung, Schwerpunkte in der Therapie von Alkoholabhängigkeit zu setzen.

Drogenkonsum auf niedrigem Niveau

Bei illegalen Suchtmitteln reicht die Palette von Abmagerungstabletten über Haschisch bis hin zu Crystal Meth. Hier bestätige sich einmal mehr, „dass viele Personen die eine oder andere Substanz früher einmal für eine Weile konsumiert oder überhaupt nur probiert, aber damit schon vor längerer Zeit wieder aufgehört haben.“ Nur ein kleiner Teil etwa von Personen mit Cannabiserfahrung konsumiert dieses Suchtmittel immer noch zumindest gelegentlich. Das Niveau sei seit Jahren auf niedrigem Niveau stabil, so Ewald Lochner, Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien. Die Stadt passe ihre Angebote in Prävention, Beratung und Therapie laufend den Entwicklungen an.

Ein Joint wird vorbereitet.
dpa/Friso Gentsch
Viele probieren Drogen, wenige bleiben dabei

Kein Rückgang wird beim Rauchen verzeichnet. 30 Prozent rauchen täglich im Schnitt 14 Zigaretten, elf Prozent gelegentlich. Geraucht wird vor allem zu Hause, dann folgen Lokale, bei Freunden, öffentlicher Raum und Arbeitsplatz. Im Schnitt wird die erste Zigarette mit knapp 16 Jahren geraucht. Eher wenig verbreitet sind E-Rauchwaren, 13 Prozent der Wiener raucht zumindest gelegentlich E-Shishas. Eine hohe Zustimmung zeigt die Studie für eine rauchfreie Gastronomie. Auch gezielte Informationen über Rauchen und die Folgen, schulische Prävention und mehr Beratungsstellen werden als sinnvoll erachtet.

Mehrheit will strengere Regeln für Glücksspiel

Nach wie vor besteht bei der Wiener Bevölkerung ein breiter Konsens darüber, dass es sich bei einer Sucht um eine Krankheit handelt, dass also Süchtige, auch wenn es sich um illegale Substanzen handelt, nicht als Kriminelle anzusehen sind. Davon sind 80 Prozent der Wienerinnen und Wiener überzeugt. Auch Glücksspiel kann zur Sucht werden. Mehr als 54 Prozent spielen Lotto, regelmäßig tun dies zwölf Prozent. Bei Sportwetten machen unverändert 14 Prozent der Bevölkerung mit, der Großteil davon sehr selten. Dasselbe gilt auch für andere Glücksspiele. Jeweils nur eine relativ kleine Minderheit beschäftigt sich laut Umfrage damit in einem eher exzessiven Ausmaß.

Illustration zum Thema „Sportwetten“
APA/Herbert Pfarrhofer
Eine exzessive Beschäftigung mit Glücksspiel wird nur drei Pozent zugerechnet

Was Maßnahmen gegen die Glücksspielsucht anbelangt, sprechen sich drei Viertel für eine gesetzliche Verpflichtung der Anbieter und Wettbüros aus, einen Teil ihrer Gewinne in Prävention und Therapie zu investieren, ebenso viele befürworten strengere Teilnahme-Kontrollen bei Glücksspielen und Sportwetten von Online-Anbietern. Ebenso deutlich fällt die Befürwortung des Ausbaus der Betreuungsangebote für Menschen aus, die an einer Glücksspielsucht erkrankt sind. Knapp zwei Drittel der Befragten plädieren darüber hinaus für ein Verbot von Werbung für Glücksspiele und Sportwetten. Auf mehrheitliche Zustimmung stößt auch das bestehende gesetzliche Verbot des kleinen Glücksspiels in Wien.

Details zur Studie

Die Datenerhebung für das Suchtmittelmonitoring 2019 erfolgte von Juli bis Anfang September 2019 in Form von mündlichen Interviews bei einer repräsentativen Zufallsstichprobe von 600 Personen ab 15 Jahren in Wien.