Trauergebets anl. des Baubeginns der Shoah-Namensmauern-Gedenkstätte im Alsergrund
APA/Georg Hochmuth
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Politik

Baustart für Shoah-Gedenkmauer

Im Ostarrichipark im Alsergrund hat am Montag die Errichtung der Shoah-Namensmauer begonnen. Die Gedenkstätte soll an die über 64.000 in der NS-Zeit ermordeten Jüdinnen und Juden aus Österreich erinnern.

Nun erfolgte der Spatenstich für das vom Holocaust-Überlebenden Kurt Y. Tutter initiierte Denkmal. Fertig sein soll es im Herbst 2021. Die Mauer sei auch eine „Mahnung für die Zukunft“, sagte Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) in seiner Rede am Montag. Die „Gedenkstätte für die in der Shoah ermordeten jüdischen Kinder, Frauen und Männer aus Österreich“ sieht in ovaler Anordnung mehrere Steinmauern vor, in welche die über 64.000 Namen der Ermordeten eingraviert werden. Gebaut wird das Denkmal im Ostarrichipark, einer Grünfläche vor der Österreichischen Nationalbank neben dem Alten AKH.

Visualisierung Shoah Namensmauer
Wehofer Architekten
Die Namensmauer soll im Ostarrichipark errichtet werden

„Beschämendes Danke“ an den Initiator

Sobotka, der auch Präsident des „Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus“ ist, richtete beim Festakt anlässlich des Baubeginns ein „beschämendes Danke“ an Initiator Tutter, denn eigentlich wäre es nicht Aufgabe eines Überlebenden gewesen, für so ein Denkmal im öffentlichen Raum zu sorgen. „Wir können dem Holocaust nichts entgegensetzen – hier gibt es keine Geste des Wiedergutmachens, aber es gibt eine Geste des Erinnerns.“

IKG-Präsident Oskar Deutsch, BM Karoline Edtstadler und Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka
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IKG-Präsident Oskar Deutsch, Karoline Edtstadler und Wolfgang Sobotka anlässlich des Baustarts auf dem Gelände im Ostarrichipark

Die Mauer sei auch eine „Mahnung für die Zukunft“, dass es klarer Auftrag für alle sei, Antisemitismus zu bekämpfen. Dieser sei in rechten und linken Rändern sowie auch im muslimischen Kulturkreis zu finden, sagte Sobotka. Nur dann, wenn jüdisches Leben wieder blühe, werde es gelingen, die Wurzeln des Antisemitismus halbwegs zu bekämpfen.

„Ort des Gedenkens und der Reflexion“

„Das Gedenken muss der Zukunft dienen“, sagte Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG). Es brauche Sicherheit für die jüdischen Gemeinden. Deutsch zollte sowohl Tutter Anerkennung als auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), dem die Auseinandersetzung mit der Verantwortung ein so großes Anliegen sei, dass er das Projekt zur Umsetzung gebracht habe. Die Namensmauer solle ein Ort des Gedenkens, aber auch der Reflexion sein. Jeder trage die Verantwortung, „täglich gemeinsam alles dafür zu tun, dass so etwas nie wieder passiert. Das sind wir den Opfern der Shoah, deren einzelne Namen hier eingraviert werden, schuldig“, so Deutsch.

Kurz entschuldigt

Man werde in Zukunft daran gemessen werden, wie man Antisemitismus in allen Formen bekämpfe, „welche Taten wir setzen, um eine Gesellschaft frei von Extremismus zu erschaffen“, sagte Ministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) in ihrer Rede. Mit dem Denkmal wolle man den Ermordeten ein Stück Identität und Würde zurückgeben. Die Namen würden „unauslöschlich in Stein gemeißelt“, damit die Erinnerung bleibe. Auch Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) betonte, man müsse das Erinnern frisch halten. Kanzler Kurz blieb der Veranstaltung fern, weil er sich laut Edtstadler gesundheitlich „nicht wohl“ fühle.

Probleme bei Finanzierung

Initiator Kurt Tutter, als Kind selbst vor den Nationalsozialisten aus Wien geflohen, hatte sich ursprünglich für den Park am Schmerlingplatz neben dem Parlament ausgesprochen – noch lange bevor die ÖVP-FPÖ-Regierung das Projekt offiziell auf die Agenda setzte. Das wiederum stieß bei der Stadt Wien auf wenig Begeisterung: Schließlich einigte man sich auf den Ostarrichipark.

Auch die Finanzierung machte zunächst Probleme: Denn die ÖVP-FPÖ-Regierung kündigte im März 2018 an, nur die Hälfte der Kosten zu übernehmen. Die andere Hälfte sollte laut Verein der Initiators unter anderem aus Spenden und aus Geldern der Bundesländer finanziert werden. Doch das Spendensammeln lief nur schleppend, im November kündigte die Regierung schließlich an, die Kosten von laut Verein 5,3 Millionen Euro beinahe zur Gänze zu übernehmen.