Polizeiauto
ORF.at/Christian Öser
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Politik

Erneut Ausschreitungen in Wien-Favoriten

In Wien-Favoriten ist es am Donnerstag Abend nach einer Kundgebung zu zahlreichen Sachbeschädigungen gekommen, sechs Personen sind festgenommen worden.

Am späteren Abend twitterten linke und antifaschistische Aktivisten und Aktivistinnen, dass mehrere hundert türkischstämmige Faschisten das Ernst-Kirchweger-Haus (EKH) attackiert hätten, und schrieben diese Angriffe den türkischstämmigen ultranationalistischen und rechtsextremen Grauen Wölfen zu. Im EKH ist neben mehreren linken Kultur- und Politinitiativen auch der linke türkische Verein ATIGF untergebracht.

Der freie Journalist Michael Bonvalot berichtete, dass auch das Lokal eines weiteren linken türkisch-kurdischen Vereins in unmittelbarer Nähe des EKH angegriffen worden sei. Mitglieder des Vereins hätten sich mit Fahnenstangen gegen die Attacken verteidigt.

Eidenberger bestätigte, dass es im Umfeld des EKH zu zahlreichen Sachbeschädigungen kam. Die Wielandgasse und die Gudrunstraße waren in dem Bereich von Scherben übersät, was offenbar auf zahlreiche eingeschlagene Autofenster zurückzuführen war.

Sechs Festnahmen

Urheber der Attacken dürfte ein Mob männlicher türkischstämmiger Personen gewesen sein. Laut Eidenberger gab es sechs Festnahmen zumindest großteils wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt. Einige der Aggressoren zeigten laufend den „Wolfsgruß“, ein mittlerweile in Österreich verbotenes Erkennungszeichen der Grauen Wölfe, und schossen auch – vermutlich mit einem pyrotechnischen Gegenstand – einen Balkon in Brand. Ein Polizist wurde durch einen Steinwurf verletzt, er hatte einen gebrochenen Finger.

Großeinsatz am Mittwoch

Erst am Mittwoch war es zu einem Großeinsatz der Polizei gekommen. Eine Kundgebung von kurdischstämmigen Peronen gegen Gewalt an Frauen war von türkischstämmigen, rechten Demonstranten gestört worden – darunter Anhänger der Grauen Wölfe. Intervenierende Polizeibeamte berichteten von einer „aufgeheizten und aggressiven Stimmung“ auf der Kundgebung am Nachmittag.

Die Menschenmenge löste sich zunächst auf, es folgten aber weitere Tumulte. Die Exekutive schritt mit einem Großaufgebot ein. Zunächst äußerten nur ein paar Passanten ihren Unmut über die Demo auf dem Keplerplatz, die von ein paar Mitgliedern der Antifa unterstützt wurde, berichtete die Polizei am Donnerstag.

Anzeigen wegen „Wolfsgrußes“

Dann kamen laut Polizei weitere türkischstämmige Personen, zum Großteil österreichische Staatsbürger, hinzu, die Atmosphäre erhitzte sich. Offenbar Anhänger der Grauen Wölfe schrien Gegenparolen und zeigten den „Wolfsgruß“. Einige von ihnen wurden wegen Anstandsverletzung, aggressiven Verhaltens und Verstoßes gegen das Symbolegesetz angezeigt, so die Polizei.

Die beiden Menschenmengen lösten sich zunächst auf, aber gegen 19.30 Uhr gerieten erneut Angehörige beider Gruppen auf dem Wielandplatz in eine tumultartige Auseinandersetzung. Kurdischstämmige Teilnehmerinnen und Teilnehmer flüchteten in ein nahegelegenes Vereinslokal, davor formierten sich einige Dutzend türkischstämmige Personen. Um eine Eskalation zu verhindern, hielten Polizisten beide Gruppen auf Abstand. Erneute Verwaltungsübertretungen seitens der türischstämmigen Personen wurden „so weit wie möglich“ geahndet, hieß es im Polizeibericht.

Immer mehr Menschen stießen dazu

Eine kleinere türkischstämmige Gruppe versuchte, in das Vereinslokal einzudringen. Eine Person wurde deshalb festgenommen. Auch ein kurdischstämmiger Wiener wurde festgenommen – wegen Drohung mit einem Messer, vorgefallen bei einer vorangegangenen Rauferei. Vermutlich über Soziale Netzwerke informiert, war die türkischstämmige Menschenmenge mittlerweile auf mehrere hundert Personen angewachsen.

Die Situation drohte zu eskalieren. Daher wurden aus dem gesamten Stadtgebiet Blaulichteinheiten in Favoriten zusammengezogen: „Auch Beamte, die gerade Planquadrate durchführten“, berichtete Polizeisprecher Eidenberger. Diese sperrten den betroffenen Bereich für den Verkehr und trennten die Gruppierungen.

Die Menschenmenge löste sich langsam auf, gegen Mitternacht war der Polizeieinsatz beendet. Eine Massenschlägerei, wie von einzelnen Medien kolportiert, habe es nicht gegeben, sagte Eidenberger. Das habe man durch Deeskalationsmaßnahmen verhindert. Nachgegangen wurde am Donnerstag der Behauptung einer versuchten Körperverletzung.