Staatsoperndirektor Meyer erhielt zum Abschied Ehrenmitgliedschaft
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Kultur

Zum Abschied: Meyer versöhnt sich mit Lugner

Dominique Meyer ist zum Abschied als Direktor der Wiener Staatsoper am Samstagabend zum Ehrenmitglied des Hauses ernannt worden. Bevor er Wien verlässt, hat er sich auch mit Richard Lugner versöhnt.

In einem „Wiener“-Interview wurde Meyer mit den Worten „Er kommt immer zu spät und ist immer schon betrunken. Das war’s, er ist eine Nichtperson“ zitiert. Doch die publizierte, abfällige Äußerung über Richard Lugner, will Meyer so nie gesagt haben.

Im Interview mit „Wien heute“ stellte Meyer klar: „Am Anfang hat es mich sehr geärgert, dass er so komische Gäste geholt hat. Ich denke, es war eine schlechte Werbung für den Opernball. In den letzten Jahren hat er immer tolle Gäste geholt und ich kann nur glücklich sein. Ich habe ihm auf der Stiege die Hand gegeben und das hatte auch eine Bedeutung.“ Und er hat Lugner einen versöhnlichen Brief geschrieben, den dieser wiederum freundlich beantwortet hat.

Brief von Richard Lugner an Staatsoperndirektor Dominik Meyer
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Antwortbrief von Richard Lugner an Dominique Meyer

Alle Mitwirkenden mussten Coronavirus-Test machen

Der Samstagabend in der Staatsoper wurde für Meyer jedenfalls ein Adieu im familiären Rahmen – und das nicht nur, weil sich coronagemäß nur 100 Besucher in der Wiener Staatsoper versammeln durften, um dem Direktor mit einem Ensembleabend zu verabschieden. „Man hätte natürlich nochmals eine Gala mit großen Stars machen können – aber ich habe mir gedacht: Ich mache lieber einen Abend mit all meinen Kindern“, so Meyer am Ende des Reigens. Alle Mitwirkenden waren zuvor negativ auf das Coronavirus getestet worden.

Drei Dutzend Sängerinnen und Sänger nutzten am Samstag die Gelegenheit, sich von Meyer zu verabschieden, der in den vergangenen zehn Jahren nicht nur die Geschicke des Hauses am Ring bestimmte, sondern auch einen guten Teil ihrer Karriere. So wurde der Abend zu einem Schaulaufen der Ära Meyer, der die Protagonisten in seiner Direktionszeit ans Haus geholt hatte.

Galaabend anlässlich der Verabschiedung von Staatsoperndirektor Dominique Meyer
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Scheidender Direktor hat sich zum Abschied einen Galaabend mit „all meinen Kindern“ geschenkt

Von Olga Bezsmertna über Daniela Fally, Jongmin Park und Valentina Nafornita bis zu Chen Reiss, Adam Plachetka und dem großartigen Tomasz Konieczny reichte das Personaltableau ehemaliger und immer noch aktiver Ensemblemitglieder. Nicht alle haben die vergangenen zehn Jahre gleich gut überstanden – alle sind gereift, manche schon fast überreif, um im Obstbild zu bleiben. Geführt wurden alle vom unverwüstlichen Adam Fischer für das deutsche und Marco Armiliato für das italienische und französische Repertoire.

Sänger finden, wie Schwammerlsuchen

„Ich liebe es, Sänger zu finden – das ist das gleiche wie Steinpilze suchen. Es gibt Tage, da findet man keinen, aber langweilig ist es nie“, sinnierte Meyer am Ende, bevor er aus den Händen von Bundestheater-Holding-Geschäftsführer Christian Kircher neben seinem im Dezember ebenfalls aus dem Amt scheidenden kaufmännischen Pendant Thomas Platzer die Ehrenmitgliedschaft der Staatsoper erhielt. „Man hat gespürt, mit welchem Elan, welcher Freude und Begeisterung er das gemacht hat“, würdigte Altbundespräsident Heinz Fischer als Laudator die Arbeit des gebürtigen Franzosen.

Und so ging nach 3.800 Aufführungen von 122 unterschiedlichen Werken und zehn Jahren die Regentschaft von Dominique Meyer am Ring zu Ende. „Es war mir eine Ehre“, zollte der 64-jährige Opernimpresario, der künftig die Geschicke der Mailänder Scala bestimmt, der er bereits seit März in Doppelfunktion vorsteht, Wien seinen Respekt und verband diesen mit einem Wunsch für die Nach-Corona-Zeit: „Das Haus soll vibrieren und soll super voll sein jeden Tag.“ Das Publikum des Samstagabend bedankte sich mit Stehenden Ovationen.

Wiener Staatsoper sagt Dominique Meyer Adieu

Dominique Meyer ist zum Abschied als Direktor der Wiener Staatsoper zum Ehrenmitglied des Hauses ernannt worden. Es war der Abschluss eines Galaabends am Samstagabend mit jenen Ensemblesängern, die der Franzose ans Haus geholt hatte.

„Eine große Ehre, hier arbeiten zu können“

Zum Abschluss bekam Meyer gemeinsam mit dem am 1. Dezember ebenfalls den Hut nehmenden kaufmännischen Direktor Thomas Platzer die Ehrenmitgliedschaft verliehen. „Man hat gespürt, mit welchem Elan, welcher Freude und Begeisterung er das gemacht hat“, blickte Altbundespräsident Heinz Fischer in seiner Laudatio auf die vergangenen zehn Jahre der Direktion Meyer zurück. „Ich kenne schon viele Wiener Musikfreunde, die sich darauf freuen, Mailand demnächst ein wenig mehr ins Auge zu fassen“, sagte Fischer.

„Mein Traum war, jeden Tag die Philharmoniker in Form des Staatsopernorchesters zu hören“, verriet Meyer seine eigentliche Motivation, sich einst von Paris nach Wien zu bewerben: „Und es war eine große Ehre, hier arbeiten zu können.“ Nun verabschiedet sich Meyer titelbewehrt nach Mailand. Schließlich hatten ihm bereits Anfang des Monats die Wiener Philharmoniker die Ehrenmitgliedschaft angetragen. Doch ganz wird er Wien nicht verlassen – er bleibt der Stadt als Lehrender an der Universität erhalten.