Schloss Belvedere
Josef Bollwein
Josef Bollwein
Kultur

Oberes Belvedere öffnet mit billigen Tickets

Das Obere Belvedere öffnet am 1. Juli wieder seine Tore. Während der Coronavirus-Zwangspause wurde die Schausammlung überarbeitet. Günstige Tickets sollen ins Museum locken. Ab Anfang Juli sind damit alle Bundesmuseen in Wien wieder geöffnet.

„Wir hoffen, dass der Sommer für Wienerinnen und Wiener eine gute Gelegenheit bietet, ihr Schloss und ihr Museum neu zu entdecken“, sagte die Generaldirektorin des Belvedere, Stella Rollig, am Montag bei einer Pressekonferenz. Man habe die dreieinhalbmonatige unfreiwillige Schließzeit aufgrund der Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie gut genützt und „eine gute Überarbeitung der Schausammlung vorgenommen“.

Diese habe etwa durch viele Leihgaben „ein wenig an Schlüssigkeit verloren“. Auch habe man „luftiger gehängt“, was für die Einhaltung der Abstandsregeln gut sei, Verbesserungen bei der technischen Infrastruktur wie bei der Klimatechnik vorgenommen und ein neues Atelier für die Kunstvermittlung fertiggestellt. Außerdem wurde die Klimt-Sammlung erweitert und auch zwei Neuankäufe wurden ausgestellt. Neu ist auch, dass zu 120 Werken zusätzliche Informationen über die kostenlose Handy-App Smartify angeboten werden.

Kaum Touristen erwartet

Nachdem die Rechenmodelle von einem 80-prozentigen Rückgang beim touristischen Publikum ausgehen, konzentriert man sich auf heimische Kunstinteressierte. Im Juli kostet das Online-Ticket für das Obere Belvedere vier statt regulär 16 Euro. Wer von 1. Juli bis 15. September mit einer BundesMuseenCard die acht Bundesmuseen je einmal besuchen möchte, zahlt 19 statt 59 Euro.

Große Einbußen wegen fehlender Touristen

Die Zahlen, die man im Belvedere für die mittelfristige Zukunft errechnet, sehen düster aus. Im Unteren Belvedere, das bereits seit 15. Mai wieder geöffnet ist und das stets deutlich weniger Touristen verzeichnet als im Oberen Belvedere, sei man seit der Wiedereröffnung rund 60 Prozent unter den Besucherprognosen gelegen. Beim Oberen Belvedere, das zu 90 Prozent von Touristen besucht wird, rechnet man mit stärkeren Einbußen. „Wir müssen uns auf sehr empfindliche Rückgänge einstellen“, sagte der wirtschaftliche Geschäftsführer Wolfgang Bergmann.

In einer parlamentarischen Anfragebeantwortung wurde der bis Jahresende erwartete Einnahmeausfall im Belvedere mit 16,96 Mio. Euro angegeben. Dies berechne sich aus den diesjährigen Budgetzahlen, in denen mit 23 Mio. Euro Erlösen kalkuliert worden war, und den Rückgangs-Prognosen der Tourismus-Wirtschaft, erklärte Bergmann.

Rückkehr zur Normalität frühestens 2023

Durch drastische Einsparungen bei den Ausgaben glaubt man, das Defizit auf 6,6 Mio. Euro drücken zu können. Laut Rollig wird aber kein Personal gekündigt, lediglich Abgänge und auslaufende Verträge werden nicht ersetzt.

Die dafür notwendigen Liquiditätsspritzen vom Bund werde man aber auch noch länger brauchen. „Mit einer Rückkehr zur Normalität werden wir frühestens 2023 rechnen können“, so Bergmann.

Alle Bundesmuseen wieder geöffnet

Einige der Bundesmuseen haben bereits länger geöffnet – neben dem Unteren Belvedere auch das Belvedere 21, das Naturhistorische Museum, das MAK, Albertina, Albertina Modern und beispielsweise das Literaturmuseum. Dass viele Bundesmuseen länger geschlossen waren als zwingend notwendig, hat für viel Kritik gesorgt, woraufhin einige früher wieder öffneten – mehr dazu in Bundesmuseen öffnen nun doch früher.

Anfang Juli sperren auch die übrigen Bundesmuseen wieder auf. Ab 1. Juli kann man das Theatermuseum, das Haus der Geschichte Österreich, das Papyrusmuseum, das Globenmuseum und das Esperantomuseum wieder besuchen. Ab 2. Juli ist auch das Weltmuseum wieder offen. Das Technische Museum hat ab 1. Juli wieder täglich geöffnet – bisher nur am Wochenende und an Feiertagen.