Eine Geige am Mittwoch, 1. Jänner 2020, anl. des Neujahrskonzerts der Wiener Philharmoniker im Musikverein in Wien
APA/Herbert Neubauer
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Kultur

Dichtes Sommerkulturprogramm trotz CoV

Trotz Coronavirus-Pandemie gibt es in Wien diesen Sommer ein umfangreiches Kulturprogramm. Vieles findet im Freien statt – vom Kabarett im Park bis zu „Silent Bootskonzerten“ auf der Alten Donau. Einiges wurde kurzfristig auf die Beine gestellt.

Die Sommerbühne Spittelberg wird bereits ab 1. Juli für viele Künstlerinnen und Künstler zum Ort ihres Post-Corona-Comebacks: Auf dem Programm stehen Stars wie Erika Pluhar, Ernst Molden oder Die Strottern. Die Plätze im Publikum sind allerdings auf 90 limitiert, dafür geben aber viele der geladenen Musikerinnen und Musiker Doppelvorstellungen. Trompeter Thomas Gansch steht beispielsweise am 4. Juli mit Wolfgang Muthspiel mit „One Night Stand Vol. 9“ auf der Bühne, Christoph & Lollo haben sich für den 11. August angesagt – mehr dazu in Theater am Spittelberg trotzt dem Virus.

Theater, Kabarett und Musik in Parks

Ebenfalls am 1. Juli eröffnet das „Theater im Park“ von Michael Niavarani und Georg Hoanzl im neben dem Belvedere-Garten gelegenen Privatgarten des Palais Schwarzenberg. Im Juli sind 500 Besucher, ab August dann 1.250 Besucher zugelassen. Im bunten Programm finden sich unter anderem die Simpl Revue „Arche Noah Luxusklasse“ und ein Konzert von Ernst Molden & Der Nino aus Wien – mehr dazu in Niavarani startet Parktheater.

Aufbauarbeiten
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Niavaranis „Theater im Park“ eröffnet am 1. Juli

Ebenfalls im Park, aber in jenem des Gartenpalais Liechtenstein, findet die „Sommer Rhapsodie im Garten“ statt. Von 7. Juli bis zum 19. August bietet man zweimal pro Woche Musik, Theater und Kabarett. Den Auftakt macht eine Barockgala der Wiener Akademie unter der Leitung von Jeremy Joseph. Auf dem weiteren Programm steht unter anderem „Weibsbilder“ mit Angelika Kirchschlager, Maria Happel, Ulrike Beimpold und Arabella Cortesi. Die Künstlergagen werden dabei von der Stiftung Fürst Liechtenstein übernommen und die Ticketeinnahmen gespendet.

800 Events bei Kultursommer der Stadt

Kurzfristig entwickelt wurde der „Kultursommer 2020“ der Stadt Wien. Bei freiem Eintritt sollen im Juli und August jeweils von Donnerstag bis Sonntag 2.000 Künstlerinnen und Künstler bei 800 Events an 25 Outdoor-Spielstätten auftreten. Die beiden größten Bühnen befinden sich auf der Donauinsel sowie in Oberlaa, sie können 500 beziehungsweise 300 Besucher bei Veranstaltungen aufnehmen. Ein genaues Programm soll am Dienstag (7. Juli) präsentiert werden – mehr dazu in Wien plant Live-Eventserie im Sommer.

Silent Bootskonzerte auf der Alten Donau

Das Festival „Wir sind Wien“ bespielt heuer im Rahmen der „Baulückenkonzerte“ von 15. bis 19. Juli ein unbebautes Areal in Neu Marx, wo unter anderem Garish, der Hot Pants Road Club, Violetta Parisini, Fennesz und Ernst Molden mit dem Frauenorchester gastieren. Bereits am 1. Juli heißt es in Hietzing „Jodeln in der Jodelgasse!“, am 3. Juli ist die „Morning Show“ mit „Spitzenmusik am Spitz“ in Floridsdorf zu Gast. Am 4. und 5. Juli folgen „Silent Bootskonzerte“ von Naked Lunch und Wiener Blond auf der Alten Donau.

Lesung im Innenhof des Museumsquatier
Eva Ellersdorfer-Meissnerova
Das Festival O-Töne findet wie geplant statt – nur mit anderer Sitzordnung

Auch das Donauinselfest wird im Juli und August präsent sein – in einer völlig veränderten Form. Da der traditionellen Termin Ende Juni gecancelt wurde, setzt der Veranstalter, die Wiener SPÖ, auf eine neues Konzept. Von 1. Juli bis zum 18. September touren Live-Acts durch die Stadt und werden ihr Programm an verschiedenen öffentlichen Orten von einem Cabrio-Bus aus präsentieren. Zum Abschluss gibt es dann am 19. und 20. September Konzerte auf der Insel selbst – aber nur auf einer Stage und mit deutlich weniger Publikum als sonst. Wer wann wo auftritt, ist geheim. Fest stehen lediglich die Zahlen: Angekündigt sind mehr 100 Acts, die an 80 Tagen alle Bezirke bespielen werden – mehr dazu in Donauinselfest tourt in 80 Tagen durch Wien.

Literaturfestival O-Töne findet wie geplant statt

In vollem Umfang kann das Literaturfestival O-Töne im Wiener MuseumsQuartier stattfinden. Die 17. Ausgabe des Open-Air-Lesereigens beginnt am 16. Juli mit Xaver Bayer und Helena Adler. Insgesamt stehen bis Anfang September acht Abende mit arrivierten Autoren und Debütanten an. Der Eintritt ist frei.

Mit Namen wie Valerie Fritsch, Birgit Birnbacher, Josef Haslinger, Hubert Achleitner, Friederike Mayröcker oder Lisa Eckhart bringe man einen „hochwertigen Querschnitt durch den aktuellen Jahrgang der österreichischen Gegenwartsliteratur“. Die Lesungen finden unter den geltenden Bestimmungen für Veranstaltungen in der Coronapandemie statt. Die Sitzordnung wird dementsprechend im Schachbrettmuster erfolgen, ebenso ist die Anzahl der Sitzplätze begrenzt. Bei Schlechtwetter finden die Veranstaltungen in der Arena21 oder der Halle E statt.

Die Karlskirche mit Wasserbecken davor
APA/Herbert Pfarrhofer
Beim Popfest wird noch getüftelt

Festwochen mit abgespecktem Programm

Mit 25. Juli meldet sich der Stadtsaal zurück und startet mit einem Konzert von Willi Resetarits und Ernst Molden unter dem programmatischen Titel „Hurra“ wieder durch. In den Folgewochen bemüht man sich dann, die große Mehrzahl der dank Corona abgesagten Termine nachzuholen, wenn etwa Altmeister Lukas Resetarits nun am 12. und 13. August zu erleben ist, Kollege Roland Düringer am 17. August oder Josef Hader am 28. August.

Auch auf die Wiener Festwochen, die eigentlich im Mai und Juni stattfinden hätten sollen, muss man nun doch nicht ganz verzichten: Ab 26. August bietet man einen Monat lang unter dem Titel „Festwochen 2020 reframed“ ein abgespecktes Programm. Die meisten der ursprünglich geplanten Uraufführungen bleiben zwar auf 2021 verschoben, doch immerhin 15 Produktionen sind nun bis 26. September zu sehen – mehr dazu in Wiener Festwochen starten im August Rumpfausgabe.

Popfest arbeitet noch an Alternativkonzept

Das abgesagte ImPulsTanz-Festival füllt die Sommer-Lücke mit „Public Moves Workshops“, das genaue Programm (9. Juli bis 30. August) soll am 2. Juli veröffentlicht werden. Mehrmals täglich, bei jedem Wetter und auf Distanz bieten 92 Dozenten in 298 kostenlosen Kursen Einblicke in unterschiedliche Tanzstile. Das Popfest, das üblicherweise Ende Juli am Karlsplatz über die Bühne geht, kann diesmal nicht in der üblichen Form stattfinden, an einem Alternativkonzept werde gearbeitet, wie es auf der Website heißt.

Wiener Rathaus-Filmfestival heuer mit „Logen“ – Im Bild eine Visualisierung der „Logen“
ORF
Weniger Besucher und Logen gibt es heuer beim Filmfestival auf dem Rathausplatz

Sommerkinos mit weniger Besuchern

Auch bei den Sommerkinos gibt es ein umfangreiches Programm. Das „Kino am Dach“ der Hauptbücherei am Gürtel läuft bereits seit 18. Juni. Karten werden jedenfalls nur noch online verkauft. Das Filmfestival auf dem Rathausplatz startet am 4. Juli. Wegen der Coronavirus-Krise gibt es aber zahlreiche Änderungen: weniger Plätze und ein eigenes Logensystem – mehr dazu in Rathaus-Filmfestival mit „Logen“.

Das „Kino wie noch nie“ im Augarten mutiert heuer zu „Wien wie noch nie“ – ab 9. Juli Das Filmarchiv Austria setzt auf rein analoge Kopien aus dem eigenen Archiv, im Programm stehen Streifen mit Bezug zur Bundeshauptstadt aus 100 Jahren. Auch das traditionelle Volxkino, das verschiedene Orte in der Stadt bespielt, findet statt – ab 1. Juli. Ebenfalls stattfinden wird das Kurzfilmfestival „dotdotdot“ im Garten des Volkskundemuseums – wenn auch in einer schlankeren Version. Von 5. Juli bis 25. August werden rund 120 Streifen gezeigt.

Abgesagt wurde heuer das Sommerkino „Kaleidoskop“ am Karlsplatz, das erst im Vorjahr als Nachfolger von „Kino unter Sternen“ seine Premiere feierte. Aufgrund des großen frei zugänglichen Platzes bei freiem Eintritt könne die Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen nicht gewährleistet werden, so die Erklärung der Organisatoren.
Statt eines Filmfestivals gibt es jedoch eine Installation auf Karlsplatz: Auf einer großen Leinwand wird bis 17. Juli täglich ein neues Motiv affichiert, auf einem Bildschirm werden Filme im Loop gezeigt, begleitend gibt es dazu Online-Beiträge.