Eine Airbnb-Wohnung
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Wirtschaft

Airbnb-Apartments offenbar zurück am Immomarkt

Weil Touristen in Wien ausbleiben, stehen auch viele Airbnb-Wohnungen leer. Etliche Vermieter dürften sich jetzt laut Umfrage eines Immoanbieters entschlossen haben, diese am Wohnungsmarkt loszuwerden. Im April verdoppelte sich das Angebot an Kleinwohnungen gegenüber Jänner.

Es handelt sich um viele Wohnungen mit bis zu 60 Quadratmetern. Im April ist das Angebot dieser Unterkünfte in Wien stark angestiegen, wie die Auswertungen großer Immobilienplattformen zeigen: von rund 2.700 im Jänner auf über 5.100. Vor allem in den Bezirken Innere Stadt bis Josefstadt und in Favoriten ist die Anzahl dieser angebotenen Apartments im April gestiegen. Doch woran liegt das?

Einer Umfrage des Immoanbieters ImmoScout24 zufolge haben die Vermieter auf die geänderten Bedingungen – also das Ausbleiben der Touristen – reagiert und stellen ihre Wohnungen wieder dem Wohnungsmarkt zur Verfügung. „Speziell in Wien ist vermutlich ein Airbnb-Effekt zu beobachten, da sich im April das Angebot an kleinen Mietwohnungen gegenüber dem Jahresanfang nahezu verdoppelt hat“, erklärte der Österreich-Chef von ImmoScout24, Markus Dejmek.

Geänderte Hygieneeinstellungen

Laut der Umfrage will auch die Hälfte der Befragten keine Airbnb-Wohnungen als Gast nutzen. Als Grund wird die wegen des Coronavirus geänderte Einstellung zu Hygienestandards genannt. Für 14 Prozent seien diese wichtiger geworden, und 27 Prozent fühlten sich nicht mehr so wohl bei dem Gedanken, im Zuhause von fremden Menschen zu übernachten und deren Sanitäranlagen zu benutzen, heißt es.

Bei der Stadt Wien bestätigt man einen Anstieg an verfügbaren kleineren Wohnungen. Dass viele davon Airbnb-Wohnungen sind, sei plausibel, wenn aber auch nicht wirklich nachweisbar, heißt es. Laut Immobilienmaklern werden derzeit jedenfalls deutlich mehr Mietwohnungen angeboten und auch deutlich mehr gesucht. Die Onlineplattform ImmoScout24 ortet eine Abkehr vom Kurzzeitvermieter Airbnb.

Daten laut Airbnb falsch

Airbnb selbst sieht die Lage allerdings komplett anders: „Diese Daten sind falsch“, so eine Sprecherin gegenüber wien.ORF.at. „Auf Airbnb gibt es nach heutigem Stand in Wien mehr Unterkünfte als noch im letzten Jahr, und 90 Prozent der Gastgeber auf Airbnb gaben kürzlich an, dass sie nach der vollständigen Aufhebung der Reisebeschränkungen mindestens genauso häufig Gäste bei sich empfangen wollen wie zuvor.“ Konkrete Zahlen nannte Airbnb jedoch nicht. Man habe auch ein „umfangreiches Reinigungsprotokoll“ eingeführt, um die Gäste und Gastgeber zu schützen, so die Sprecherin des Unternehmens.

Wohnbaurekord in Wien

Der Wiener Wohnungsmarkt wird heuer den absoluten Höhepunkt des schon seit vielen Jahren anhaltenden Wohnbaubooms erleben. 2020 dürften rund 19.000 Wohnungen fertiggestellt werden, davon 9.000 im ersten Halbjahr, nimmt der Immoberater EHL an. Damit liege das Angebot an zusätzlichen Wohnungen erstmals seit vielen Jahren über der demografisch bedingt hohen Nachfrage.

Ab 2021 werde die Zahl der Wohnungsfertigstellungen in Wien aber wieder sinken, auf rund 11.000 im kommenden Jahr und etwa 10.000 im übernächsten Jahr. Darauf würden die schon länger rückläufigen Baubewilligungen hindeuten, sagte die EHL-Wohnungsmarktspezialistin Sandra Bauernfeind am Dienstag.

40 Prozent weniger Baubewilligungen erteilt

Heuer würden mit rund 8.800 um 40 Prozent weniger Baubewilligungen erteilt, etwa weil Architekten oder Statiker länger im Homeoffice seien. Auch seien mehrere Wochen die Baustellen stillgestanden und Bauverhandlungen ausgefallen. Eine abwartende Haltung von Bauträgern oder Investoren sehe man nicht.

Wien könne dadurch „wieder in einen Mangel hineinrutschen“, weil nun, nach den hohen Fertigstellungen im Gefolge der starken Zuwanderung 2015/16, die Zahl wieder zurückgehe, meinte Bauernfeind. Jedoch würden die Fertigstellungen mit künftig gut 10.000 jährlich noch immer über den ungefähr 7.000 in den Jahren bis 2015 liegen. 2017 hatte es noch Baubewilligungen für 23.000 Wohnungen gegeben, 2018 und 2019 je 15.000. Die Zahl der Fertigstellungen lag 2018 und 2019 bei annähernd 15.000.

EHL: Leichte Steigerung bei Eigentumspreisen

Die Eigentumspreise erwarte man heuer im Schnitt um 2,75 Prozent höher, bei Mieten rechne man mit Stabilität auf hohem Niveau. Bei Eigentumswohnungen würden fertiggestellte Objekte großteils – nämlich zu 60, 70 Prozent – in die Vermietung gehen, daher gebe es nur wenige gute Eigentumsprojekte am Markt. An Mietwohnungen bestehe dagegen viel Angebot. Auch habe sich in der Coronavirus-Krise eine höhere Bedeutung von Freiflächen gezeigt, also von Terrassen oder kleinen Gärten.

Anders als der Immoanbieter ImmoScout24 kann EHL noch keinen Airbnb-Effekt am Wohnungsmarkt erkennen. Offenbar werde „noch gewartet, ob der Tourismus nicht doch wieder anspringt“, so Bauernfeind. Das Airbnb-Volumen für Wien bezifferte sie mit einer gesamten Wohnungsjahresproduktion.