Hauptquartier von Wirecard in Deutschland
AFP/Christof Stache
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Wirtschaft

Wirecard: Anzeige bei Staatsanwaltschaft Wien

Der Wirecard-Bilanzskandal beschäftigt nun auch die Wiener Staatsanwaltschaft. Es wurde eine Anzeige wegen des Verdachts der Marktmanipulation und des schweren Betrugs eingebracht. Die betroffenen Ex-Wirecard-Vorstände sind beide Österreicher.

Die Anzeige richtet sich laut einem Sprecher der Staatsanwaltschaft gegen Ex-Wirecard-Chef Markus Braun sowie das frühere Vorstandsmitglied Jan Marsalek, der Medienberichten zufolge derzeit per Haftbefehl gesucht wird. Die Kanzlei von Marsaleks Anwalt wolle sich nicht dazu äußern. Brauns Anwalt war zunächst für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Ob die Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufnehmen wird, steht derzeit noch nicht fest. Es sei aber davon auszugehen, dass der Fall an die Wirtschaft- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKSta) weitergegeben wird, erklärte der Sprecher der Behörde gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Ex-Wirecard-Chef Markus Braun
APA/dpa/Lino Mirgeler
Der Wiener Markus Braun war bis vor kurzem Chef von Wirecard

Aktienkauf möglicherweise problematisch

Eingebracht wurde die Strafanzeige am Montag vom Wiener Anwalt Jörg Zarbl, der vor allem einen Aktienkauf von Braun als problematisch erachtet, wie er zu Reuters sagte. Braun hatte Mitte Mai Wirecard-Aktien für 2,5 Mio. Euro erworben und damit der Aktie zu einem Kurssprung verholfen. Laut Zarbl habe der frühere Wirecard-Chef etwa zeitgleich einen Kredit über 120 Mio. Euro aufgenommen sowie zwei österreichische Immobilien belehnt. Das hätten Recherchen in den Grundbüchern ergeben, sagte Zarbl. „Aus meiner Sicht wäre hier zur prüfen, ob man nicht mit Absicht positive Signale an den Markt setzen wollte“.

Ex-Wirecard-Chef auf Kaution frei

Auch die deutsche Finanzaufsicht BaFin nimmt den Aktienkauf wegen eines möglichen Verstoßes gegen Insiderhandels-Vorschriften unter die Lupe. Brauns Investmentvehikel – die MB Beteiligungsgesellschaft – erklärte, die kapitalmarktrechtlichen Vorgaben seien uneingeschränkt eingehalten worden.

Der Zahlungsdienstleister Wirecard hatte Insolvenz angemeldet, nachdem ein Loch von 1,9 Mrd. Euro in der Bilanz bekannt wurde – mehr dazu in news.ORF.at. In München laufen bereits Ermittlungen. Braun wurde verhaftet und ist auf Kaution wieder freigelassen worden.