Rendering des Denkmals
APA/Marc Quinn
APA/Marc Quinn
Kultur

Denkmal für homosexuelle NS-Opfer präsentiert

In Wien ist die Entscheidung gefallen, wie das Denkmal für die Opfer der Homosexuellen-Verfolgung in der NS-Zeit aussieht. Es wird aus überdimensionalen Händen bestehen, die einander berühren. Realisiert wird es voraussichtlich 2021 im Resselpark.

Das Denkmal bilde, so hieß es bei der Präsentation am Mittwoch, den Moment einfachster und elementarster zwischenmenschlicher Berührungen ab. Gezeigt werden zwei Paare von Händen, nämlich von zwei Männern und zwei Frauen. Sie scheinen jedoch an den Gelenken wie abgehackt. Die Schnittflächen oder auch die Tischplatte sind verspiegelt. Die Betrachter seien damit gleichsam Teil des Kunstwerkes, wie betont wurde.

Der Entwurf stammt vom britischen Künstler Marc Quinn. Künstler Marc Quinn war unter anderem durch seine Statue „Alison Lapper Pregnant“ bekannt geworden, die 2007 auf einem Pfeiler am Trafalgar Square in London postiert wurde. Für Aufsehen sorgte er auch mit einem Kopf aus gefrorenem Blut. Die in den 1990er-Jahren geschaffene Skulptur trägt den Titel „Self“ („Selbst“).

Rendering des Denkmals
APA/Marc Quinn
Das Denkmal soll voraussichtlich ab 2021 im Resselpark stehen

Sieben Einreichungen

Quinn gewann den Wettbewerb, zu dem acht nationale und internationale Kunstschaffende und Teams eingeladen worden waren. Ausgelobt hatten den Wettbewerb die Kunst im öffentlichen Raum Wien GmbH (KÖR) und die Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche und transgender Lebensweisen (WASt). Sieben Einreichungen gab es. Eine 16-köpfige Jury unter dem Vorsitz von Hannes Sulzenbacher (Zentrum für queere Geschichte – QWIEN) kürte daraus das Siegerprojekt.

Als Gesamtbudget für den Wettbewerb und die Realisierung stehen 300.000 Euro zu Verfügung. Das Projekt wird von der Stadt Wien und dem Nationalfonds der Republik Österreich unterstützt. Ursprünglich hätte das Mahnmal am Morzinplatz errichtet werden sollen. Doch das Vorhaben war auf dem Areal technisch nicht umsetzbar. Es folgten diverse temporäre Mahnmale.

„Absage an jegliche Form von Homophobie“

„Es war mir von Beginn an ein großes Anliegen, dass wir dieses historisch so wichtige Denkmal im Dialog und mit breiter Beteiligung der Communities umsetzen“, betonte der für Antidiskriminierung zuständige Stadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ). Ein permanentes Denkmal für homosexuelle Opfer des Nationalsozialismus sei ein wichtiges und notwendiges Zeichen der Anerkennung und Würdigung im öffentlichen Raum, bekräftigte Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ): „Das Denkmal symbolisiert auch die Absage an jegliche Form von Homophobie und erinnert daran, für Menschenrechte einzustehen, wenn sie in Gefahr sind.“

Der grüne Gemeinderat Peter Kraus hob hervor, dass die Opfer der Homosexuellenverfolgung in der NS-Zeit viel zu lange unsichtbar gewesen seien. „Nach vielen Jahren temporärer Projekte schafft nun das permanente Denkmal die historisch notwendige Sichtbarkeit und Erinnerung an das dunkelste Kapitel unserer Geschichte“, so Kraus.