Künstlerinnen und Künstler demonstrieren mit einem Schweigemarsch
APA/Herbert Pfarrhofer
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Kultur

Künstler protestierten mit „Schweigemarsch“

Mit einem „Schweigemarsch“ auf der Wiener Ringstraße haben Künstlerinnen und Künstler am Mittwoch auf ihre Situation in der Coronaviruskrise aufmerksam gemacht. Bei der Schlusskundgebung vor der Karlskirche war die Rednerliste dann aber trotzdem recht lange.

Gestartet war der „Schweigemarsch“ am Nachmittag von zwei Treffpunkten bei der Urania und am Schottentor. Dort begrüßte eine freundliche Polizei die verblüfften Teilnehmer „herzlich zu ihrer heutigen Versammlung“ und bat Corona-bedingt um Einhaltung von Abstandsregeln oder das Tragen von Mund-Nasen-Schutz.

22 Jahre nach dem „Umzug der Maroden“, als die Künstlerinnen und Künstler für ihr „Recht auf Arbeitsmöglichkeiten und soziale Absicherung“ demonstrierten, wurde wieder die Wiener Ringstraße für Anliegen der Kulturschaffenden okkupiert, diesmal vor allem um auf die verheerenden Auswirkungen der Pandemie und die ausbleibende Unterstützung aufmerksam zu machen.

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Künstlerinnen und Künstler demonstrieren mit einem Schweigemarsch
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FPÖ kritisierte Ort der Demonstration

Die FPÖ hätte lieber den Ballhausplatz als Demo-Ort gesehen. „Ich habe volles Verständnis dafür, dass die Kulturschaffenden gegen die schwarz-grüne Bundesregierung demonstrieren, weil sie von ihr in der Coronavirus-Krise im Stich gelassen wurden. Es zeugt aber nicht von demokratischer Reife, dass deshalb in Wien durch Straßensperren der nächste Mega-Stau verursacht wird und andere Wirtschaftszweige dadurch geschädigt werden“, meldete sich der Klubobmann und Verkehrssprecher der Wiener FPÖ, Toni Mahdalik, per Aussendung zu Wort.

Hinter Transparenten wie „Ohne Kunst wird es still“ oder „Kultur braucht Vielfalt“ und zwischen Plakaten wie „Pay the artist now!“ und „Agrar-Subventionen für alle!“ spazierte neben Jongleuren und einem Stelzengeher auch ein entblätterter Regisseur Hubsi Kramar in der heißen Nachmittagssonne über den autofreien Ring – mit nichts als zwei Mundschutzmasken am Leib, einer davon in Feigenblattfunktion.

Erni Mangold: „So schlimm war es noch nie!“

„Unsere wichtigste Forderung: Vergessen Sie uns nicht!“, hieß es dann am späten Nachmittag, als man genug geschwiegen hatte und viele Künstler und Kulturschaffende die Bühne enterten, die sonst nicht im Rampenlicht stehen. Schauspielerin Elke Hagen, der „12 Jobs weggebrochen“ waren, oder Mezzosopranistin Juliette Mars, die zehn Jahre im Staatsopern-Ensemble gesungen hatte und seit fünf Jahren freischaffend tätig ist, verwiesen in ihren Reden auf anhaltende Ungerechtigkeiten und Unzulänglichkeiten in ihren Branchen auch abseits von Corona.

Von Prominenten wie Reinhold Bilgeri oder Cornelius Obonya kamen Grußbotschaften, die 93-jährige Schauspielerin Erni Mangold war persönlich da und versicherte: „Ich hab schon viele Krisen erlebt – aber so schlimm wie diese Sache war es noch nie!“

Kulturstaatssekretärin empfing Organisatoren

„Es hat sich ausgezahlt – schon alleine als Mentalitätsstärkung“, resümierte Gerhard Ruiss, Geschäftsführer der IG Autorinnen Autoren, im Gespräch mit der APA. Doch auch sonst scheint die Aktion, zu deren Forderungen unter anderem ein garantiertes Mindesteinkommen zumindest in der Höhe der Armutsschwelle, Kompensation aller Einnahmenausfälle seit März, eine dauerhafte Reduktion der Umsatzsteuer auf Umsätze von Kunstschaffenden auf fünf Prozent und eine sofortige dauerhafte Verdoppelung des Budgets für Kunst und Kultur auf ein Prozent des BIP zählten, erfolgreich gewesen zu sein.

Denn schon am Vormittag hatte Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andreas Mayer (Grüne) Vertreter der Organisatoren empfangen. „Mir ist der direkte und ehrliche Austausch mit den Künstlerinnen und Künstlern ein großes Anliegen“, ließ Mayer danach in einer Aussendung verlauten. „Ich bin überzeugt, dass die jüngsten Maßnahmen im Kulturbereich – allen voran die Überbrückungsfinanzierung für selbstständige Künstlerinnen und Künstler genau dort helfen werden, wo in den letzten Wochen und Monaten berechtigt Kritik geübt wurde.“

Mayer will „das Beste herausholen“

Die nahe Zukunft werde für die Kulturbranche zwar „holprig“ bleiben, so Mayer, aber sie bekräftigte „weiterhin alles in meiner Macht Liegende tun werde, um das Beste für die Kunst herauszuholen.“ Was hält Ruiss von diesem Bekenntnis der Staatssekretärin? „Sehr viel – wenn sie es morgen einlöst!“ Schon in Kürze soll laut Ruiss etwa eine pauschale Unterstützung in der Höhe von 6.000 Euro bekanntgegeben werden, die erst später mit anderen Zahlungen teilweise gegenverrechnet werden soll: „Das wäre ein völlig neuer Zugang!“