Ein Mann schluckt ein Mittel zum Gurgeln bei einem Cov-Test
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Wissenschaft

CoV-Gurgeltest überzeugt Wissenschaftler

Die bei zwei Testreihen an Wiener Schulen angewendete Gurgelmethode hat sich offenbar bewährt. Die Uni Wien ist zufrieden und will den Test künftig auch universitätsweit anwenden. Auch im Akutfall könnte das Verfahren helfen.

Die zentrale Frage vor dem Test war, ob der Gurgeltest eine Alternative zum Rachenabstrich sein kann. Kostenmäßig kann er das sein. Nach zwei Durchläufen mit rund 5.000 Tests und genau zwei positiven Ergebnissen – eine Lehrerin und eine freiwillige Mitarbeiterin – stand aber auch fest, dass er absolut vergleichbare Ergebnisse liefert. Die Studienautoren sind zufrieden: „Man kann damit auf komplett schmerzfreie und unkomplizierte, niederschwellige Weise ganze Schulen in kurzer Zeit durchtesten“, sagte Michael Wagner von der Uni Wien. Damit werde es auch möglich, schnell auf positive Testergebnisse zu reagieren.

Die Studienautoren seien positiv überrascht davon, wie gut die Kinder das Verfahren angenommen hätten. „Selbst in der ersten Klasse Volksschule wurden über 80 Prozent der Gurgellösungen auf richtige Art und Weise gewonnen. Manche hatten Schwierigkeiten zu gurgeln oder die Minute durchzuhalten, aber bei über 80 Prozent hat es geklappt“, sagte Wagner. Insgesamt über alle teilnehmenden Schülerinnen und Schüler betrachtet liege man sogar bei 88 Prozent.

Zweiteilige Testmethode

Das Gurgeln habe gegenüber einem Rachenabstrich den Vorteil, dass es schmerzfrei und ohne Fachpersonal durchführbar ist. Man kann zu Hause gurgeln und die Gurgellösung zur Sammelstelle bringen. Den einzigen Nachteil sieht Wagner darin, dass beim Gurgeln Tröpfchen entweichen könnten. Dieser Nachteil könne aber leicht entschärft werden, indem man nicht neben anderen Personen gurgelt.

Das Gurgeln allein dient ebenso wie der Rachenabstrich nur der Probengewinnung, die zweite Hälfte des Systems ist die Testpipeline der Uni Wien. Erst beide Teile bringen Ergebnisse, betonte Wagner. Eine Pipeline kann 4.000 Tests pro Tag abwickeln, wobei sogar pro Probe drei PCR-Tests durchgeführt werden. Üblich sind laut Wagner ein bis zwei PCR-Tests. Der große Vorteil der Pipeline ist, dass sie einfach kopiert werden kann. Wagner: „Man kann die Pipeline nochmals bauen und die Kapazität damit verdoppeln oder ver-x-fachen. Damit hat man enorme Testkapazitäten zur Verfügung.“

Schwerpunktmäßiger Einsatz bevorzugt

Rein prinzipiell sei das System für großflächige Screenings sehr gut geeignet. An seinem Universitätsinstitut würden die Mitarbeiter freiwillig seit Monaten zweimal die Woche getestet. Die Universität überlegt nun, das Verfahren sogar auf sämtliche Mitarbeiter auszuweiten. Man erreiche so ein größtmögliches Maß an Sicherheit, wenn man zur Arbeit gehe, sagte Wagner.

Er würde das System aber trotzdem nur schwerpunktmäßig einsetzen. Rein logistisch freilich werde es nicht gehen, ganz Österreich zweimal die Woche zu testen. Aber dort, wo viele Menschen in geschlossenen Räumen zusammenkommen, in Schulen, an der Universität, in Seniorenheimen, Fleischfabriken usw. wäre es gut eingesetzt. Auch im Tourismus sieht Wagner es als sinnvolle Maßnahme, etwa wenn man an ankommende Flugzeuge und den Reiseverkehr denke.

„Spannende Perspektiven“

Wagner sprach von „spannenden Perspektiven für den Herbst“, die sich nach den erfolgreichen Tests, finanziert vom Bildungsministerium und der Stadt Wien zu gleichen Teilen, zeigen würden. Man könne etwa, wenn ein Fall gemeldet wird, rasch die gesamte Schule testen und sehr schnell wissen, ob es weitere infizierte Personen gibt. Man könnte auch Stichproben an bestimmten Schulen machen und so einen Überblick über das Infektionsgeschehen unter den Kindern in Österreich bekommen. Das hält Wagner nicht zuletzt deswegen für einen interessanten Ansatz, weil Kinder ja kaum Symptome zeigen würden.