Citybike Radstand
ORF.at/Christian Öser
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Verkehr

Hälfte der Citybike-Stationen fällt weg

Auch die letzten Leihräder Wiens könnten bald aus dem Stadtbild verschwinden. Das 2003 gestartete Projekt Citybike von Stadt Wien und Gewista steht vor dem Aus. Die Firma Gewista will ihre Hälfte der Leihstationen abbauen.

Gewista hat schon im Mai gedroht, die von ihr betriebenen Stationen dichtzumachen, außer die Stadt übernimmt die laufenden Kosten von 1,1 Millionen Euro im Jahr. Laut der Tageszeitung „Der Standard“ (Online-Ausgabe) dürften die Verhandlungen nun gescheitert sein. Jetzt will Gewista Ernst machen und schon in den nächsten Tagen 61 Stationen abdrehen.

95 Prozent der Fahrten kostenlos

Wenn das tatsächlich so kommt, würde es de facto das Aus für das Citybike-System bedeuten. Denn ein Großteil der Gewista-Stationen liegt innerhalb des Gürtels. Durch deren Wegfall wäre es dann kaum noch attraktiv, die Räder auszuleihen. Die übrigen 60 Stationen werden zwar auch von Gewista betrieben, jedoch seit jeher von der Stadt bezahlt.

Das Problem für Gewista, das zum internationalen Konzern JC Decaux gehört, liegt darin, dass das Ausleihen von Citybikes in der ersten Stunde gratis ist. Laut Gewista dauern 95 Prozent der Fahrten unter einer Stunde. Einnahmen werden mit den Rädern also keine generiert.

Citybike-Abstellplatz
ORF.at/Zita Klimek
Die Verkehrsstadträtin sucht einen neuen Betreiber für die Stationen

Hebein will mit Wiener Linien reden

In einer Stellungnahme gegenüber Radio Wien zeigte sich die Verkehrsstadträtin Birgit Hebein (Grüne) enttäuscht über das Vorgehen von Citybike. „Meine Türen für konstruktive Gespräche sind immer offen. Meine Aufgabe ist es für die Wienerinnen und Wiener zu arbeiten und nicht den völlig unbegründeten Forderungen der Gewista nachzugehen. Ich werde alles in die Wege leiten, damit für die NutzerInnen kein Nachteil entsteht. Als Nächstes werde ich Gespräche mit den Wiener Linien aufnehmen, die bereits ihr Interesse bekundet haben.“

Geplant ist nun eine Reform des Systems Citybike. Die Verleihstationen sollen unter ein Dach kommen und nicht mehr wie bisher zwischen Betreiber und Stadt geteilt sein. Zudem soll das Citybike „moderner“ werden, heißt es aus dem Büro der Verkehrsstadträtin. Die entsprechende Ausschreibung wird gerade vorbereitet, wann der neue Betreiber starten kann, steht noch in den Sternen. Die Ausschreibung umfasst laut „Standard“ neben Leihfahrräder auch E-Scooter und Car-Sharing und soll 2021 aktiviert werden.