„Autofreie Wiener Innenstadt“
APA/Herbert Neubauer
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Politik

Autofreie City: Hebein traf Bezirkschefs

Um negative Folgen des geplanten Verkehrskonzepts für die Wiener Innenstadt ist es heute bei einem Treffen von Vizebürgermeisterin Hebein mit Bezirksvorstehern gegangen. Die grünen Teilnehmer sind zufrieden, rote und schwarze Teilnehmer ganz und gar nicht.

Sollte der Verkehr in der Wiener Innenstadt wie angekündigt weiter eingeschränkt werden, befürchten die umliegenden Bezirke zwei bis neun Verdrängungseffekte. Durch ein teilweises Fahrverbot für Nicht-Anrainer würden sich noch mehr Autos als bisher in diese Bezirke drängen. Doch laut der zuständigen Stadträtin Birgit Hebein (Grüne), die sich auf Experten beruft, würde sich dieses Fahrverbot in der Innenstadt nicht auf die anderen Bezirke auswirken.

Reduktion in der City wirkt sich nicht auf Nachbarbezirke aus

"Ich habe Experteneinschätzungen bezüglich der Auswirkungen eines generellen Fahrverbots im 1. Bezirk auf die Nachbarbezirke eingeholt und diese präsentiert“, sagte Hebein. Laut Verkehrswissenschafter der Universität für Bodenkultur würden sich die Auto-Einfahrten in die Innenstadt durch die geplanten Regeln an einem Werktag um fast die Hälfte reduzieren.

"Fahrten in die Nachbarbezirke werden laut Einschätzung gleich bleiben“, hieß es weiter. In den angrenzenden Bezirken zwei bis neun werde kein Mehraufkommen erwartet. „Auch die Mariahilfer Straße hat bewiesen: Verkehrsberuhigung strahlt aus und ich bin zuversichtlich, dass die autofreie City sich positiv auf ganz Wien auswirken wird“, hielt die Stadträtin fest.

Sehr widersprüchliche Reaktionen

In ersten Reaktionen seitens der Bezirksvorsteherinnen der Josefstadt, Veronika Mickel-Göttfert (ÖVP), und des Alsergrunds, Saya Ahmad (SPÖ), war nach dem Treffen aber nach wie vor wenig bis gar keine Zustimmung zu dem Projekt zu vernehmen, eher Verstimmung. Mickel-Göttfert etwa kritisierte die unseriöse Vorbereitung des Projekts, für das es Verkehrsanalysen ebenso wenig gebe wie ein ausformuliertes Konzept. Alle Ideen, die sie eingebracht habe, seien abgeblockt worden, darunter Poller für Wohnstraßen, Förderung für Parkgaragen oder mehr Geld für Verkehrsberuhigung im Grenzraum zum ersten Bezirk.

Unterstützung für Hebein kam nach dem Gespräch von den Bezirksvorständen der Leopoldstadt, Ursula Lichtenegger, und von Neubau, Markus Reiter, die beide den Grünen angehören. Lichtenegger sagte, jedes Auto, das nicht in die Innere Stadt fahre, sei auch ein Auto weniger, das durch die umliegenden Bezirke fahre. Dem Problem, dass Besucher der Innenstadt in der Leopoldstadt parken, sei schon länger bekannt: „Wir begegnen dem mit Anwohnerparkplätzen.“

Diskussion über Verbot mit vielen Ausnahmen

Das Mitte Juni gemeinsam mit Innenstadt-Bezirksvorsteher Markus Figl (ÖVP) präsentierte Konzept einer „Autofreien City“ sieht ein grundsätzliches Einfahrtsverbot für den motorisierten Verkehr vor. Allerdings soll es eine Reihe von Ausnahmen etwa für Anrainer, Garagenparker, Betriebe, Beschäftigte, Lieferdienste oder Einsatzfahrzeuge geben. Das letzte Wort ist allerdings noch nicht gesprochen. Denn Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) hat bisher seine Zustimmung verwehrt. Er sieht noch viele Punkte ungeklärt und will erst nach der Begutachtung durch alle eingebundenen Stellen sein Urteil abgeben.

Ein wichtiger diesbezüglicher Termin steht am kommenden Mittwoch, 15. Juli, am Programm. Vertreter von Stadt, Bezirk, Wiener Linien, Wirtschaftskammer, Arbeiterkammer, Polizei und anderen betroffenen Stellen werden über die geplante Maßnahme diskutieren. Das Feedback soll ebenfalls noch Eingang in die endgültige Lösung finden. Ziel von Figl und Hebein ist es, das neue Verkehrskonzept noch vor der Wien-Wahl am 11. Oktober in Kraft treten zu lassen.