Michael Niavarani und Elisabeth Vogel im Wien heute Studio
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Niavarani: Versicherung für Privattheater

Michael Niavarani fordert von der Bundesregierung auch für Privattheater eine Versicherung. In „Wien heute“ hat er auch über weitere Folgen des Coronavirus und Erfahrung mit Fremdenfeindlichkeit gesprochen.

Niavarani leitet das Simpl und das Globe-Theater, beide sind derzeit geschlossen. Auch bei den Privattheatern soll es wie bei den Bundestheatern eine „Art Versicherung“ geben, so Niavarani in „Wien heute“: „Wir werden 2020/2021 nichts verdienen als Theaterbesitzer, aber ich möchte meine Angestellten nicht kündigen. Ich möchte die 21 Leute im Simpl und die 50 Leute im Globe nicht vor die Tür setzen. Das müsste ich als Geschäftsführer machen, weil ich mich schuldig machen würde, wenn ich sehenden Auges in den Konkurs gehe.“

Derzeit wird überlegt, ob im Herbst das Globe-Theater und das Simpl wieder aufsperren können. Wenn das Risiko wegen steigender Infektionszahlen zu hoch sei, werde nicht aufgesperrt. „Es wird eine hohe Vorsicht herrschen. Wir werden im Herbst vielleicht nicht wissen, ob Menschen mit Influenza oder dem Coronavirus infiziert sind, wenn sie husten. Es wird eine Zeit auf uns zukommen, die noch komplizierter ist, als das was wir bereits erlebt haben.“

Michael Niavarani im „Wien heute“-Interview mit Elisabeth Vogel

„Theater im Park“ ist „so sicher wie möglich“

Die Corona-Zeit sei „wahnsinnig schwierig“, so Niavarani: „Andererseits hat es am Theater oder in Kabarettlokalen noch nie eine Zeit gegeben, in der es nicht schwierig war. Wir stehen jede Saison und bei jeder Produktion vor der Frage: Hoffentlich geht sich das aus. Man schreibt wochenlang an einem Sketch, dann probt man ihn und dann streicht man ihn, weil er nicht lustig ist. Die Gefahr, dass etwas nicht funktioniert, ist etwas, mit dem ich sehr gut umgehen kann.“

Seit 1. Juli spielt Niavarani im Garten des Palais Schwarzenberg in Wieden im „Theater im Park“. „Wir haben versucht, es für das Publikum so sicher wie möglich zu machen, dass es fast unmöglich ist, sich anzustecken. Das Theater im Park ist im Freien und deswegen das sicherste Theater. 500 Leute sitzen auf einer Fläche, in der bei normaler Bestuhlung 1.000 Menschen sein würden. Die Getränke werden serviert, dazu gibt es eigene Tische. Es gibt keine Pause“, erklärte Niavarani.

Für die Schauspieler ist der Weg zur Bühne weiter als sonst. „Das sind sicher 200 Meter, ich brauche eine Dreiviertelstunde, mindestens“, scherzte Niavarani. Er spielt im „Theater im Park“ in der Simpl-Revue, in einer Cats-Parodie und „Das Streichquartett“, den Niavarani als seinen Lieblings-Sketch bezeichnete.

Hassattacken im Internet

Niavarani sprach in „Wien heute“ auch über Ausländerfeindlichkeit und Rassismus. Persische Wurzeln seines Vaters und die böhmische Herkunft seiner Mutter („sie hat gesagt – früher hab ich ausgschaut wie ein fescher Perser und jetzt wie ein blader Behm“) habe er in Wien nicht als Problem wahrgenommen: „Über die Sprache vermittelt sich die Identität und da ich keinen Akzent hatte, ist mir Feindlichkeit nicht begegnet. Vielleicht war ich als junger Mensch auch so naiv und habe den Unterschied zwischen In- und Ausländer nicht wahrgenommen, weil ich beides hatte in der Familie.“

„Ich behaupte, dass ich in der zweiten Klasse Gymnasium wegen Geschichte sitzen geblieben bin, weil die Lehrerin rassistisch war. Es kann aber auch daran gelegen haben, weil ich bei der Wiederholungsprüfung von drei Fragen nur zwei beantworten konnte“, so Niavarani. Auf rassistische Attacken im Internet versucht er ruhig zu reagieren. Zwei Anzeigen hat er erstattet, in der Folge hat es dann Strafen gegen die Verfasser der Attacken gegeben.