Bakelit Ausstellung
MAK/Georg Mayer
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Kultur

MAK-Ausstellung ehrt ersten Kunststoff

Das Bakelit war der erste wirkliche Kunststoff der Welt und revolutionierte ab den 1920ern die Alltagskultur des Westens. Das MAK würdigt das Material nun ab 14. Juli mit der Ausstellung „BAKELIT. Die Sammlung Georg Kargl“.

Bakelit ermöglichte eine billige Massenproduktion von Alltagsgegenständen in beinahe unbeschränkter Formenvielfalt. Entwickelt vom belgischen Chemiker Leo Hendrik Baekeland (1863-1944) war es der erste industriell gefertigte, vollsynthetische Rohstoff auf der Basis von Harzen. Er forschte in den USA ab 1899 an der Entwicklung eines kostengünstigen Isolationsmaterials für die Elektroindustrie als Ersatz für bis dahin eingesetzte Naturmaterialien wie Schellack und Zelluloid.

1907 konnte er sein Ersatzprodukt auf Basis des Kohlenwasserstoffproduktes Phenol patentieren und benannte den vollsynthetischen Kunststoff Bakelit. Ab seiner Markteinführung im Jahr 1920 wurde Bakelit aufgrund seines Härtegrades und seiner Hitze- und Säurebeständigkeit das Material der Stunde für die Technik und Elektroindustrie im Zeitalter der Konsumgesellschaft und industriellen Massenproduktion, dem „Machine Age“.

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Bakelit Ausstellung
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Miniaturauto, nach 1940
Bakelit Ausstellung
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Fernseher „Bush TV 12“, 1949
Bakelit Ausstellung
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Radio, Modell 2511, Nr. 537000C, 1929
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Tischlampen, 1945
Bakelit Ausstellung
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Thermoskanne mit Tablett, 1930

Vom Designerstück bis zum Massenprodukt

Bei der Ausstellung im Wiener Museum für angewandte Kunst (MAK) werden 300 Stücke aus dem Zeitraum zwischen 1930 und 1970 gezeigt. Man kann etwa Elektrogeräte, Kommunikationsmittel oder Fahrzeugmodelle betrachten. Sie verdeutlichen die Flexibilität von Bakelit, welches bei der Markteinführung auch als „Material der 1.000 Möglichkeiten“ gepriesen wurde. Zunehmend wurde Bakelit auch wegen seiner ästhetischen Qualitäten geschätzt. Bedeutende Designer nutzten die Produkttechnologie in ihren Entwürfen für Massenprodukte im neuen „Streamline Design“. Dieses integrierte Elemente des Fahrzeug-Designs zur Verringerung des Luftwiderstands in die Formgebung der Art déco.

Ausstellungshinweis

„BAKELIT. Die Sammlung Georg Kargl“, 14. Juli bis 26. Oktober 2020, MAK, Stubenring 5, 1010 Wien, dienstags 10.00 bis 21.00 Uhr, Mittwoch bis Sonntag 10.00 bis 18.00 Uhr.

Georg Kargl beschäftigte sich jahrzehntelang mit Bakelit. Seine Sammlung beinhaltet einen repräsentativen Querschnitt über die künstlerischen Gestaltungspotenziale des außergewöhnlichen Rohstoffs: von High bis Low, vom Massenprodukt bis zum Designerstück, alle miteinander verbunden durch eine strenge Ästhetik. Diese resultiert aus einer intrinsischen Beziehung zwischen erwarteter Funktion, technologischen Eigenschaften und Möglichkeiten des Materials sowie verfügbaren Verfahren.

In einem eigens entworfenen Ausstellungsdisplay des Künstlers Mladen Bizumic werden die Objekte in 14 Sachgruppen präsentiert. Zu sehen sind unter anderem elektrische Geräte wie Ventilatoren, Haarföhne, Kaffeemühlen, Bügeleisen und Staubsauger, Kommunikationsmittel wie Telefone, Radio- und Fernsehgeräte (das Bush-TV-Set aus GB) und Lautsprecher, die ikonischen Jumo-Lampen aus dem Frankreich der 1920er Jahre, Fotoapparate, Fahrzeugmodelle sowie das Babyfon nach einem Entwurf von Isamu Noguchi.