Chronik

Rekord bei Rassismus-Meldungen

Beim Anti-Rassismus-Verein ZARA sind im Juni so viele rassistische Meldungen eingegangen wie noch nie – insgesamt 500. Die Beobachtungs- und Beratungsstelle will sich aufgrund dessen personell verstärken und hat ein Crowdfunding-Projekt gestartet.

Die gestiegenen Zahlen führt man bei ZARA nicht darauf zurück, dass sich rassistische Hetze, Beleidigungen oder Beschimpfungen in absoluten Zahlen gehäuft haben. Vielmehr sei die Bereitschaft gestiegen, Hass und Hetze im Alltag und im Internet nicht mehr hinzunehmen, sondern zu melden. Passiert sei das im Zuge der „Black Lives Matter“-Bewegung und rassistisch motivierter Polizeiübergriffe in den USA und andernorts, meinte ZARA-Sprecherin Meike Kolck-Thudt.

„Mehr als die Spitze des Eisbergs sichtbar“

„Jetzt wird erstmals ein bisschen mehr von der Spitze des Eisbergs sichtbar. Durch das gesteigerte öffentliche Bewusstsein und die mediale Aufmerksamkeit für das Phänomen Rassismus werden aktuell mehr Vorfälle gemeldet als sonst“, bekräftigte ZARA-Geschäftsführerin Caroline Kerschbaumer. Um die Meldungen weiterhin in gewohnter Qualität bearbeiten zu können, benötige man bei ZARA langfristig mehr Beraterinnen und Berater.

Zugleich verlangt ZARA einen Nationalen Aktionsplan gegen Rassismus. Nicht nur die Politik müsse Verantwortung übernehmen, auch in anderen Bereichen würden dringende Veränderungen anstehen. Etwa in Unternehmen, wo oft schon im Bewerbungsprozess Rassismen greifen, im Bildungssystem, wo nicht nur im Geschichtsunterricht oft mit rassistischen Bildern gearbeitet wird, oder im Marketing, wenn durch Logos und Markennamen rassistische Vorurteile reproduziert werden.

Projekt für Zivilcourage

Großteil der Meldungen betrifft Internet

ZARA verzeichnet grundsätzlich schon seit Jahren einen Anstieg an rassistischen Vorfällen in Österreich. 2019 wurden ZARA für das gesamte Jahr knapp 2.000 Vorfälle gemeldet. Drei von fünf Meldungen betrafen das Internet.

Der Verein geht von einer hohen Dunkelziffer aus. Vor allem bei Vorfällen mit der Polizei gebe es eine große Hemmschwelle, diese zu melden – aus Angst vor den Folgen. Laut einer früheren Studie der in Wien ansässigen EU-Grundrechteagentur (FRA) werden nur 14 Prozent aller Fälle von Rassismus gemeldet.