Blutplasma Spenden
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Chronik

Wenig Plasma: Gefahr für Medikamente

Die Plasmazentren in Wien sind nur zu 40 bis 50 Prozent ausgelastet. Weil es derzeit zu wenig Plasmaspender gibt ist auch die Produktion von Medikamenten gefährdet.

Aufgrund der Coronavirus-Pandemie wird seit Wochen deutlich weniger gespendet als sonst. Von einem Engpass ist – zumindest noch – nicht die Rede. „Der Engpass droht dann, wenn die Bevölkerung plötzlich aufhören würde zu spenden. Dann hätten wir sicher ein Versorgungsthema, das ist aber momentan nicht absehbar“, meinte Alexander Herzog, Generalsekretär des Verbands der pharmazeutischen Industrie, in „Wien heute“.

Zu wenige Plasmaspender

Plasma nicht synthetisch herstellbar

Blutplasma wird zur Herstellung lebenswichtiger Medikamente gebraucht, wie sie auf Intensivstationen eingesetzt werden – derzeit zum Beispiel bei der Therapie gegen Covid- 19 mit Antikörpern.

Zu den vielen weiteren Einsatzgebieten gehört etwa die Behandlung spezieller Blutgerinnungskrankheiten, so Herzog: „Das Plasma kann nicht synthetisch hergestellt werden. Man braucht das Originalplasma vom Menschen, es gibt bis jetzt noch kein Verfahren, um es nachzubilden. Deshalb ist Plasma so wichtig.“ Plasma wird ähnlich unkompliziert wie Blut gespendet. Sechs bis neun Monate dauert dann die Produktion bis zum fertigen Medikament.

Aufruf an genesene Covid-19-Patienten

In ganz Österreich werden jedes Jahr bis zu 500.000 Liter Blutplasma in Österreich zu Arzneimitteln verarbeitet. Um die Coronavirus-Pandemie einzudämmen, hat die Europäische Kommission die Mitgliedsstaaten der EU um Unterstützung bei der Aufstockung von Blutplasma-Beständen gebeten. Auch die Österreichische Ärztekammer hat dazu aufgerufen, Blutplasma zu spenden.

Insbesondere wiedergenesene Covid-19-Patienten wurden zur Spende von Blutplasma gebeten, weil die darin enthaltenen Antikörper bei Erkrankten eingesetzt werden. Darüber hinaus haben sich Plasma-Spendeinstitutionen und Hersteller von Plasma-Medikamenten auf supranationaler Ebene zu einer Allianz zusammengeschlossen, um gemeinsam die Entwicklung eines markenunabhängigen Anti-SARS-CoV-2-Hyperimmunglobulin-Medikaments zu beschleunigen.

Zum Plasmaspenden sind in Österreich alle Menschen ab einem Alter von 18 Jahren zugelassen. Sie müssen sich gesund fühlen und telefonisch einen Spende-Termin beim nächstgelegenen Plasmazentrum vereinbaren.